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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 2.1927

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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.13210#0167

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RUNDSCHAU

LUDWIG GIES. MEDAILLE DER PREUSS. AKADEMIE DER KÜNSTE. BERLIN

Die Medaille, die Ludwig Gies für die preußische
Akademie der Künste geschaffen hat, bedeutet
einen ganz starken Bruch mit der heute üblichen
Art der Gestaltung von Münzen und Medaillen.
Wir sind es, vielleicht von der Renaissance her,
gewohnt, daß Münze oder Medaillon in der for-
malen Durchbildung von der runden Fläche und
vom stark betonten Rand ausgehen. Gies läßt ab-
sichtlich jede Berandung und Fassung fort. Die
Kreisfläche ist für ihn zufälliger Ausschnitt, nicht
Bindung für die Komposition. Seine beiden Engel
auf der Vorderseite der Münze schreiten bewegt,
und der Rhythmus dieser Bewegung hat bei jedem
Schnitt die Hand geführt. Die Art, wie er die
Mittelachse betont, ist ganz anders als bei den
uns gewohnten Münzen. Sie ist nicht ausruhendes
Gerüst für die Komposition, sondern der Kern
und der Ausgangspunkt des Schreitens. Auch die
Schrift auf dem Revers ist trotz ihrer Einfach-
heit nicht starr, sondern lebendig fortlaufend. Es
ist interessant, einmal diese ganz primitive Schrift
mit der modernen Grolesktype zu vergleichen. Da-
gegen ist die Grotesklype starr und unlebendig
und im Vergleich mit der Giesschen wie eine späte
römische Capitale gegen eine gute griechische In-
schrift. Es ist im hohen Maße erfreulich, daß die
preußische Akademie in Berlin ein solch leben-
diges Wahrzeichen unserer jungen fortschritt-

lichen Kunstaufiassung allen denen verleihen will,
die den Preis der Akademie für hervorragende
Leistungen erhalten. Ob es nicht möglich wäre,
von dieser künstlerischen Gesinnung aus auch die
Formgebung unserer Geldmünzen zu befruchten?

L.

Fachschulen

Sehr geehrter Herr Oppenheimer!

Mit großem Interesse habe ich Ihren Aufsatz ,,Die
Ausbildung des Nachwuchses in der Seidenwebe-
rei in geschmacklicher Hinsicht" gelesen.
Aber — warum sollen schöpferische Kräfte nur
an den Kunstgewerbeschulen befähigt sein, den
künstlerischen Nachwuchs für das Textilgewerbe
großzuziehen? Das Beste und Richtigste wäre
doch, auch den Textilfachschulen führende Künst-
ler zur Leitung der Entwurfsklassen zu geben,
damit das Endprodukt als Ganzes vom Entwurf
bis zur letzten technischen Lösung vom Schöpfer-
geist eines führenden Künstlers durchblutet wird.
Das eine ist gewiß, die Papierkunst wird dann
noch weniger großgezogen werden.
Berlin, April 1927.

Mit vorzüglicher Hochachtung

W. Kajnpmann

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