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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 2.1927

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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.13210#0263

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RUNDSCHAU

EIN ERSTER PREIS

Architekten Klophaus - Schoch - zu Putlitz, Hamburg

ZUM WETTBEWERB UM DEN VÖLKERBUNDSPALAST IN GENF

Es darf als bekannt vorausgesetzt werden, daß
bei dem internationalen Wettbewerb des Völker-
bundes, veranstaltet zur Erlangung von Entwür-
fen für ein großes Bürogebäude mit Sitzungs-
sälen am Ufer des Genfer Sees, eine klare und
eindeulige Entscheidung durch die Preisrichter
nicht gefällt wurde, vielleicht nicht gefällt wer-
den konnte. In sich gleichartige Gruppen von
Preisträgern wurden gebildet und unter den neun
Entwürfen des ersten Ranges befanden sich zwei
von deutscher Herkunft. Diese inzwischen mehr-
fach reproduzierten Arbeilen seien hier durch Ab-
bildung kurz in Erinnerung gebracht. Es sind dies
die Entwürfe der Architekten Professor Emil
Fahrenkamp-Düsseldorf, Milglied des Werkbun-
des, und die der Hamburger Architektengruppe
z. Putlitz, Klophaus und Schoch, die vielleicht
eines schweizerischen Einschlages nicht entbehrt.
Es soll an dieser Stelle kein Lobgesang auf jene
beiden Entwürfe angestimmt werden, ebensowenig
wie sich kritische Auseinandersetzungen nutzbrin-
gend erweisen, zumal die Anschauungen über ^ ert
und Unwert baukünstlerischer Leistungen gegen-
wärtig heftiger denn je divergieren.
Nicht ohne Betonung soll hier lediglich festgestellt
werden, daß nach dem Urteil des Preisgerichtes
im Wettbewerb für den Völkerbundpalast in Gent
die deutschen Leistungen verhältnismäßig sehr gut
abgeschnitten haben, was um so offenkundiger
wird, wenn man den offizellen Bilderberich) des
\ ölkerbundes über das Ergebnis des Wettbewerbes
durchblättert.

Durch Einreibung in die erste Gruppe der Sieger
sind die beiden deutschen Arbeilen als geeignete
Grundlagen für eine weitere Bearbeitung der Auf-
gabe bezeichnet worden. - - Dadurch ist gleich-

zeilig den ^ erfassern ein Recht zugebilligt wor-
den, bei der endgültigen Entscheidung über
Planung des Völkerbundpalastes ebenso behandelt
zu werden, wie die Preisträger anderer Nationen.
Von verschiedenen Seilen haben nach jenem
Votum, das ja nur eine engere Auswahl traf, Be-
mühungen eingeselzt, die den Entwürfen dieser
oder jener Architekten und der durch sie reprä-
sentierten Staaten Vorzugsrechte sichern möch-
ten. Nicht von deutscher Seite wird versucht, eine
inlernalionale Angelegenheit zu einer nationalen
Presligesache zu stempeln, Bestrebungen, die sich
nicht verhindern lassen. Nur muß darauf geach-
tet werden, daß im Wettstreit solcher Bemühun-
gen die preisgekrönten deutschen Arbeilen nicht
von vornherein unter den Tisch fallen, sondern
daß ihren Verfassern die gleiche Chance gegeben
werde wie den Vertretern anderer Nationen. Der
politische Himmel ist nicht eben heiter gestimmt,
die Möglichkeiten zu Konflikten und Verstimmun-
gen sind nicht gerade im Abnehmen begriffen.
Desto sorgfältiger müßte eine Angelegenheit aus
der politischen Atmosphäre ferngehalten werden,
die aufs beste geeignet erscheint, die internationale
Bedeutung des Völkerbundes und seinen Zukunfts-
willen zu betonen.

Es bleibt zu hoffen, daß nicht irgendeine Art von
Abstimmung im Schöße der Völkerbundversamm-
lung eine Entscheidung trifft, die kaum anders als
eine politische gewerlet werden könnte. Wir glau-
ben, daß eine fachliche Angelegenheit von so gro-
ßer Bedeutung auch fachlich zu Ende geführt
werden sollte und wir wünschen, daß auch den
deutschen Entwürfen des ersten Banges ihre An-
wartschaft auf Verwirklichung gesichert wird.
Eine nunmehr genau zu präzisierende, neu fpr-

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