Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 2.1927

DOI Artikel:
Lotz, Wilhelm: Wohnen und Wohnung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13210#0308
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
mit ihr durch neue Werte in einem neuen
Sinn. Der neue Raum wird nicht isoliert und
abgeschnitten durch die Wand. An Stelle
der Mauer und des Mauerausschnitts lernen
wir in den Werten denken, die uns heute
positiver sind als die materielle Form: der
Weg der Luft und des Lichts, der Zusam-
menklang von Raum und Außenwelt und
das Raumerlebnis beim Durchschreiten. So
wird der Wohnraum immer mehr Ausdruck
des Empfindens einer Generation werden,
die mit vollen Sinnen in der Wohnung
atmen und sich bewegen und sich nicht iso-
liert und abgeschlossen fühlen will. Eine
weitere Steigerung der technischen Mög-
lichkeiten wird immer mehr die Schaffung
von Raumformen ermöglichen, die dem
neuen Raumgefühl entsprechen.
Wir werden auf die Dauer nicht mit reiner
„Sachlichkeit" auskommen können. Sie ist

eine wichtige Grundlage und vor allem ein
gesunder Reinigungsprozeß gewesen. Sie
gab uns die Freiheit zurück, weil sie alle
Rindungen löste zu Begriffen, die für uns
keine Werte mehr sind.
In diesem Sinne bedeutet „geistig" nicht
eine Belastung mit einem Schatz von Er-
gebnissen der Spekulation, sondern eine
innere lebendige Einstellung zu neuen Wer-
ten, die aus der Kulturgemeinschaft her-
auswachsen. Eine solche Vorstellung ist die
des Raums als einer mit dem All verbunde-
nen bewegten Atmosphäre in dem Sinn, wie
der chinesische Weise kündete, daß das Rad
nicht Speichen und Nabe ist, sondern das
was zwischen diesem Materiellen ist. Das
Haus ist nicht Mauer, Fenster und Türen,
sondern die Vorstellung von dem, was zwi-
schen und um diese Formen ist, die Vorstel-
lung, die diese sichtbaren Elemente geschaf-
fen hat. W. Lötz

STUTTGARTER KLEINKÜCHE

(zusammengestellt von der Stuttgarter Hausfrauenkommission nach Entwürfen von Dr. Erna Meyer, München, Hilde Zimmermann,
Stuttgart. Architekt: Baurat Keuerleber, Stuttgart). Links: Midgardlampe, Drehstuhl, Patentbügeltisch, dahinter entlüftbarer
Vorratsschrank mit Klappe zum Notizen machen und Fach für Küchenwäsche sowie das „häusliche Büro"

298
 
Annotationen