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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 2.1927

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Horn; Woenne, Paul: Das Handwerk in der Solinger Stahlwaren-Industrie
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https://doi.org/10.11588/diglit.13210#0363
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TAFELMESSER AUS NICHTROSTENDEM KRUPP-STAHL

Ausführung: Gottl. Hammesfahr, Solingen-Foche, Entwurf: Prof. Paul Woenne

Reihe von verschiedenen Handwerkern, die ihre
Selbständigkeit bewahrt haben. Sie arbeiten allein
oder zu mehreren oder mit Gehilfen oder Lehr-
lingen in ihren kleinen Heim- und Hauswerk-
slellen. Schien es gegen Ende des vergangenen
Jahrhunderts, als ob die Heimarbeiter dem Unter-
gange geweiht wären, so änderte sich ihre Lage
zu ihren Gunsten, als ihnen in dem Elektromotor
eine billige und einfach zu bedienende Kraftma-
schine geboten wurde, die auch in den kleinsten
Leistungen wirtschaftlich arbeitet. W ährend sonst
in unserm ganzen Vaterlande die Hausindustrie
zurückging, gelangte sie damals im Solinger Be-
zirk zu neuer Blüte und zu größerer Ausdehnung
und Bedeutung.

Auch bei den Ferligmachern gliedern sich die Be-
rufe sehr weit, die Arbeitsteilung ist groß; hierin
liegt wieder die Stärke des einzelnen Handwerkers,
der auf seinem Gebiete Meister in des Wortes
bester Bedeutung ist. Da findet sich die große
und vielverzweigte Gruppe der Messerreider, also
der Handwerker, die die Messer zusammensetzen.
Es braucht wohl noch kaum angeführt zu werden,
daß die einzelnen ihr Sondergebiet haben, so z. B.
Tischmesserreider, die nur Tischmesser reiden.
Noch weiter gliedert sich deren Arbeitsgebiet; die
einen reiden Messer mit vollen Holzheften. die

anderen Messer mit hohlen Metallheften, wieder
andere Messer mit Backenheften und so fori. Der
eine Federmesserreider setzt nur ein- oder zwei-
klingige Taschenmesser zusammen, der nächste
mehrteilige, und besonders tüchtige Reidcr reiden
ausnahmsweise die vielteiligen Messer, die das
Staunen des Beschauers mit ihren vielen Teilen,
manchmal bis zu hundert, erregen. Wenn auch
derartige Stücke nur als Ausnahme- und Weltbe-
werbsstücke dienen, um damit die hohe Leistungs-
fähigkeit einer Firma zu dokumentieren, so geben
sie doch einen Beweis von dem großen handwerk-
lichen Können.

Nebenbei sei eine Bemerkung gestattet, nämlich
die Beantwortung der häufig auftauchenden
Frage, wo das Wort Reider herkomme. Die
Schrif[gelehrten sind sich darüber nicht einig. Es
wird auf die Slammesverwandtschaft mit dem
Worte „bereiten" hingewiesen. Vielleicht ist die
Erklärung naheliegender, daß eine Verwandtschaft
mit dem englischen Worte „ready" besteht, die
bei dem aus dem Bergischen Platt stammenden
Worte Beider durchaus möglich ist.
Zu den Ferligmachern gehören die Scherennagler,
gleichfalls noch meistens selbständige Heimarbei-
ter. Sie setzen die beiden passenden Schenkel zu
einer Schere zusammen. Bei den besseren Sor-

TISCHBESTECK MIT EBENHOLZHEFTEN

Ausführung: Gottfr. Weyersberg Söhne, Solingen

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