IM ARBEITS-SCHULGARTEN
Eingerichtet von
Gustav Allinger u. Dr. Teuscher
VOM PFLANZLICHEN WERDEN
Es ist notwendig, von Zeit zu Zeit das Leben
und den Formwillen der Pflanze, den jeder Art
schon im Zellkeime innewohnenden Drang zur
eigenen Form und deren Auswirkung in den Mit-
telpunkt einer Gartenbelrachlung zu stellen.
Manche vergessen über ihren Grundrissen und
Plänen so leicht, daß ein richtiger Gartenfreund
seinen Garten wegen der Blumen, Slräucher und
Bäume lieb hat, daß er mit ihnen als mit leben-
den Wesen fühlt und ihm deshalb die Gestallungs-
form des Gartens meist nicht allzu wichtig ist.
Das ist ja auch der eigentliche Sinn des Gartens
und seine Aufgabe, nämlich den Pflanzen eine
sichere Stalle zum Wachsen zu bieten, damit sie
blühen und Früchte tragen können.
Jenes Stück Land, das rings um den Bau übrig-
blieb und mit Gras und anderem Grün so halb-
wegs in Ordnung gebracht winde, ist nocli lange
kein Garten. Wenn man genauer hinsieht, merkt
man, wie wenige gute Gärten es gibt. Seit über
25 Jahren wird in Büchern, Zeitschriften und
Vorträgen gefordert, der Garten solle erweiterte
Wohnung sein. Die Erfüllung solcher Zweck-
forderungen wurde auf den Gartenplänen oftmals
lediglich dadurch versucht, daß man Sitzplätze
und Terrassen, gerade Wege und Gartenarchitek-
turen entwarf und irgendwelche Ileckcnräume
zeichnete. Damit wurde dann bestenfalls die
äußere Einheit mit dem Baukörper, mit der
Architektur des Hauses erreicht.
Die Architekten waren bald dahinter gekom-
men, daß eigentlich nichts einfacher sei, als einen
Garten zu entwerfen — die paar Charakterbäume,
die Trauerweiden, Spitzpappeln und Birken sind
ja nicht schwer zu verwechseln — das übrige
konnte der „Landschaftsgärtner" besorgen. Da es
gleichzeitig oft an Mitteln fehlte, ein« anständige
handwerkliche Ausführung der Erd- und Pflanz-
arbeiten vorzunehmen, weil schon vorher für den
Hausbau die Gelder aufgebraucht waren, war das
Endergebnis selbstverständlich mehr als klüglich.
Auch heute noch bestätigen erfreuliche Aus-
nahmen die verwerfliche Begeh
So finden wir an vielen Stellen jenen eiskalten
Garten, bei dessen Anblick das Herz des Besitzers
einfrieren möchte, während der Entwerfer sich
längst aus dem Staube gemacht hat und wieder
dabei ist, andere Gartenideen zu gebären. Der
liefere Grund solchen Mißlingens liegt in dem
ewigen Kampf zwischen Form und Inhalt des
Gartens, wobei die im unkundigen Gehirn er-
dachte Form den Eigenwillen des lebendigen In-
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Eingerichtet von
Gustav Allinger u. Dr. Teuscher
VOM PFLANZLICHEN WERDEN
Es ist notwendig, von Zeit zu Zeit das Leben
und den Formwillen der Pflanze, den jeder Art
schon im Zellkeime innewohnenden Drang zur
eigenen Form und deren Auswirkung in den Mit-
telpunkt einer Gartenbelrachlung zu stellen.
Manche vergessen über ihren Grundrissen und
Plänen so leicht, daß ein richtiger Gartenfreund
seinen Garten wegen der Blumen, Slräucher und
Bäume lieb hat, daß er mit ihnen als mit leben-
den Wesen fühlt und ihm deshalb die Gestallungs-
form des Gartens meist nicht allzu wichtig ist.
Das ist ja auch der eigentliche Sinn des Gartens
und seine Aufgabe, nämlich den Pflanzen eine
sichere Stalle zum Wachsen zu bieten, damit sie
blühen und Früchte tragen können.
Jenes Stück Land, das rings um den Bau übrig-
blieb und mit Gras und anderem Grün so halb-
wegs in Ordnung gebracht winde, ist nocli lange
kein Garten. Wenn man genauer hinsieht, merkt
man, wie wenige gute Gärten es gibt. Seit über
25 Jahren wird in Büchern, Zeitschriften und
Vorträgen gefordert, der Garten solle erweiterte
Wohnung sein. Die Erfüllung solcher Zweck-
forderungen wurde auf den Gartenplänen oftmals
lediglich dadurch versucht, daß man Sitzplätze
und Terrassen, gerade Wege und Gartenarchitek-
turen entwarf und irgendwelche Ileckcnräume
zeichnete. Damit wurde dann bestenfalls die
äußere Einheit mit dem Baukörper, mit der
Architektur des Hauses erreicht.
Die Architekten waren bald dahinter gekom-
men, daß eigentlich nichts einfacher sei, als einen
Garten zu entwerfen — die paar Charakterbäume,
die Trauerweiden, Spitzpappeln und Birken sind
ja nicht schwer zu verwechseln — das übrige
konnte der „Landschaftsgärtner" besorgen. Da es
gleichzeitig oft an Mitteln fehlte, ein« anständige
handwerkliche Ausführung der Erd- und Pflanz-
arbeiten vorzunehmen, weil schon vorher für den
Hausbau die Gelder aufgebraucht waren, war das
Endergebnis selbstverständlich mehr als klüglich.
Auch heute noch bestätigen erfreuliche Aus-
nahmen die verwerfliche Begeh
So finden wir an vielen Stellen jenen eiskalten
Garten, bei dessen Anblick das Herz des Besitzers
einfrieren möchte, während der Entwerfer sich
längst aus dem Staube gemacht hat und wieder
dabei ist, andere Gartenideen zu gebären. Der
liefere Grund solchen Mißlingens liegt in dem
ewigen Kampf zwischen Form und Inhalt des
Gartens, wobei die im unkundigen Gehirn er-
dachte Form den Eigenwillen des lebendigen In-
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