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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928

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Allinger, Gustav: Vom pflanzlichen Werden
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0097

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schickt, an dem Mauerpfeiler emporzuklettern,
um da oben ihre blaßblauen Blütentrauben zur
Entfaltung zu bringen. Welch geheimnisvolle Ur-
kraft steckt in den Rank- und Kletterpflanzen,
von denen sich u. a. der einjäbrige Zierkürbis
mit seinen großen Blättern zur Begrünung
breiler, aber nicht zu hoher Südwände recht
gut eignet. Wie anders wiederum der wilde
Wein mit seinen zierlichen Fingerblättern an dem
leichten llolzgiüer (Seite 83). Auf der Fußrabatte
stehen Büsche und Mittelstämmchen von Fuchsien,
eingefaßt von Ageratum. Man sieht, wie wichtig
es ist, bei der Auswahl und Zusammenstellung
darauf zu achten, daß die einzelnen Pflanzen-
farben sich in ihrem Habitus zueinander gesellen.

Je mehr Arten der kleine llausgarlen enthalten
soll — welcher wirkliche Gartenfreund wird je
genug davon haben — desto schwieriger wird
naturgemäß die Lösungder Aufgabe (Seite 85). Ihr
Gelingen hängt von der Kenntnis und Beherr-
schung des Wesens der Pflanze ab, das sich etwa
in der Summe von Wurzelvermögen, Anspruch
an Standort und Klima, erreichbarem Alter,
Form und Farbe zusammenfassen läßt. Aicht
minder wichtig ist die während der Entwicke-
lungszeit rechtzeitig helfende und pflegende
Hand, wobei zu bedenken ist, daß die Entwickc-
lung bei der einen Pflanze nach Wochen, bei der
anderen nach Monaten, Jahren oder gar Jahrhun-
derten zählt.

Die Wasser- und Sumpfgewächse fordern
wieder andere Lebensbedingungen, man vergleiche
die Seerosen und Schwertlilien.auf Seite 82. Schon
erkennt man hier, eine wie innige Bindung die
Form und der Inhalt des Gartens einzugehen
haben, wenn der Garten alles in allem eine har-
monische Einheit werden soll.

Eine räumlich stärker gebundene Anlage zeigt
Seite 84 unten und doch ist auch hier das pflanz-
liche Element in Idee und Ausführung vorange-
stellt, wenngleich die schwarzweiße Abbildung dies
zum Teil verschweigt. Die Pflanzcnwände beider-
seits entlang der weißen Meißner Kändlerplastiken
aus Porzellan sind Rittersporne, die vom Mai ab
blühen und zwischen denen dann bis zum Hoch-
sommer und Herbst hin die gelbblühende Rud-
beckia nitida 2 m hoch emporwächst. So war
dieser Garten zum blauen Ritlersporn auf der
Jubiläums-Gartenbau-Ausslellung Dresden 1926
ein 'S ersuchsbeispiel für die Verwendung von
Blütenstauden in großer öffentlicher Anlage.

Die repräsentativen Blumenanlagen auf der
deutschen Gartenbau- und Schlcsischen Gewerbe-
ausstellung, Liegnitz 1927, hingegen brachten
eine betonte Unterordnung des lebenden Pflanzen-
wachstums (Seite 84 unten). Die Garten- und Bau-
anlagen entstanden innerhalb weniger Wochen auf
einer einfachen Wiese, die mit einem grünen
Rahmen von alten hohen Pappeln, Eichen usw.

VIERHUNDERTJÄHRIGE
EICHE ALS LEITMOTIV
FÜR DEN EICHENHOF
AM ROSENGARTEN

Gustav Allinger

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