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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928

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Schirren, Otto Patkul: Über die typischen Besonderheiten handgewebter Stoffe: (im Gegensatz zu Erzeugnissen der mechanischen Weberei)
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Riezler, Walter: Zu den Landschaftsaquarellen von Else Mögelin
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0116

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VORLEGER „BLAUE TAUBEN" Foto: Curt Rehbein. Berlin

2X0,80 m, Wolle, Grund rehbraun, Motive dunkelbraun, blaue Schattierungen und weiß

net werden können (Abb. S. io3). Beim lung mit der Formensprache des Teppichs

Teppich „Technik" (Abb. S. io3) entstand „Königsberg" vergleichen, wird uns nicht

eine Form, welche aus dem Reicbe moder- nur der besondere Reiz der Topa-Teppiche

ner Maschinen entlehnt zu sein scheint, deutlich. Wir füblen auch, daß sich der

während in Wirklichkeit das Motiv einer Formensprache dieser Teppiche nur der

Kakteenpflanze entstammt. Noch eindring- treffsicher bedienen kann, dem die Ele-

licher redet diese Formensprache aus den mente seiner Technik gleichsam in Fleisch

„Blauen Tauben" (Abb. S. 106). Wenn wir und Blut übergegangen sind,

den Ausdruck dieser figürlichen Darstel- Otto Patkul Schirren.

ZU DEN LANDSCHAFTSAQUARELLEN
VON ELSE MÖGELIN

Else Mögelin ist als Leiterin der Hand-
weberei Gildenhall, eines der leistungs-
fähigsten und künstlerisch höchststehenden
Betriebe dieser Art, weiten Kreisen bekannt;
zugleich leitet sie seit einem Jahre die
Webeklasse der S'.ettiner Kunstgewerbe-
schule. Sie ist also „Kunstgewerblerin",
und es liegt nahe, in ihren Aquarellen so
etwas zu sehen wie die Nebenarbeit eines
künstlerisch gesinnten Menschen, der ein-
mal frei von den Fesseln der handwerk-
lichen Technik in einem gefügigeren Mate-
riale seiner Phantasie und seinem Naturge-
gefühl nachleben möchte, — der sich aber
dabei doch von der kunstgewerblichen Form
nicht ganz lösen kann: es ist nicht schwer,
in diesen Aquarellen Spuren eines „texti-
len" Stils zu entdecken, und je nach den
ästhetischen Grundsätzen kann einer dann
zu einer mehr oder weniger scharfen ^ er-

urteilung kommen oder doch die Arbeilen
als „kunstgewerbliche" Spezialitäten von
dem Bereiche der „eigentlichen" und
„hohen" Kunst scheiden.

Nun ist aber das Wichtige, daß die 1921
gemallen Aquarelle in einer Zeit entstanden
sind, in der die Künstlerin noch gar nicht
ans Weben dachte, in der sie vielmehr, auf
der Flucht vor den unfruchtbaren Folge-
rungen aus einer naturalistischen Kunst-
lehre, wie sie die Ausbildung der staatlichen
Zeichenlehrer ihr übermiltelt hatte, in der
dem Weimarer Bauhaus angegliederten
Dornburger Töpfereiwerkstätte arbeitete.
Erst während der Arbeit an den Aquarellen
erwachte in ihr das Verlangen, sich auch
einmal in anderem Material und größerem
Maßstab in dem Spiel von Farbe und Form
auf der Fläche zu versuchen, und erst dann
lernte sie weben. Man kann fragen: ist das

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