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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928

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Lotz, Wilhelm: Der Raum im Verkehrsmittel
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Paul, Bruno: Schwimmende Hotels
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0410

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stell federnd über Straßen und Schienen ge-
führt werden. Der hängende Raum ist ein
Gebilde, das auch die unbewegliche Archi-
tektur heute erzeugen kann, wie ein Funk-
turmrestaurant schon stark aufgehängt ist,
jedenfalls weit über seine Stützpunkte hin-
ausragt und die Verankerung auf der Erde
nicht mehr direkt erkennen läßt, sondern
übersetzt. Sicherlich gibt es in der moder-
nen Architektur auch Bestrebungen, die er-
kennen lassen, daß der Raum nicht mehr als
stabil abgegrenzt in sich ruhend dargestellt
werden soll, sondern fließend mit der Um-
welt verbunden. Der Raum des neuen An-
hängers der Berliner Straßenbahn mit dem
seitlichen Einstieg in der Mitte und seinen
großen, nur durch schmale Metallstäbc
unterbrochenen Fensterflächen ist gar kein
Raum im alten Sinne mehr. Man wird durch
die Straßen gefahren, ist vor Wetter und
Wind geschützt und befindet sich doch mit
vollem Bewußtsein in der Straße. Es ist
gewiß keine künstlerische Schöpfung, aber
rein durch Zweckmäßigkeit ist hier ein Ge-
bilde entstanden, das unserer Zeit entspricht ,
das, weil es eben nur technische Form ist,
uns neue Begriffe vermittelt. Dr. Biezler
hat in der ,,Form" einmal ausgeführt, daß
es falsch ist, im Schiffsraum Hotelräume
vorzutäuschen, weil es unangenehm ist, in
diesem vorgetäuschten Baum durch das
Schwanken des Schiffs daran erinnert zu

werden, daß man eigentlich von einer hohen
Wassersäule getragen wird. Glücklicher-
weise verbietet die heutige Form des Flug-
zeuges, daß man die Kabine zu sehr als
Luxusraum ausbildet. Es wäre vielleicht
sehr gut, wenn man den Passagierraum des
Flugzeuges noch leichter in den Formen
halten würde, damit dem Passagier noch
weniger die Erinnerung an das alte geschlos-
sene Abteil des Eisenbahn- oder Trambahn-
wagens kommt, sondern er noch stärker das
Gefühl hat, in einem Raum zu sein, der
fliegt und schwebt, in dem er nicht so muf-
fig eingezwängt ist. Wir zeigen in unseren
Bildern einen Entwurf für die Zeppelin-
kabine, den Professor Paul Grießer für die
Firma Bernhard Stadler, Paderborn, gefer-
tigt hat und die als Skizzen der Zeppelin-
werft vor Erbauung der Kabinen eingereicht
worden sind. Wie wir vernehmen, soll die
Ausführung dieses Projektes nicht an den
Kosten gescheitert sein, sondern die Werft
hat sich leider mit diesem Vorschlag nicht
näher befaßt. Das ist sehr schade, denn der
Grießersche Entwurf, der durchaus als ein
erster Vorschlag anzusehen ist, ist wenig-
stens in der Idee konsequent. Die schrägen
Seitenflächen sind auch in der Innenwan-
dung beibehalten und es wird nicht, wie bei
der ausgeführten Kabine, durch gerade
Wände die Illusion eines Baums im alten
Sinn erweckt. W. Lötz

SCHWIMMENDE HOTELS

Man sieht in beschaulicher Ruhe von
einer Art Dachgarten auf Cuxhaven, Cher-
bourg, die Küste von Cornwall, Long Island,
Rio, den Bosporus, die Reede von Alexan-
dria ! Was man will, wenn man Zeit, Lust
und Geld hat.

Der Hotelgast heißt „Kajütpassagier".
Die Kellner werden „Steward" angeredet.
Der Generaldirektor des großen Hotel-
Unternehmens führt den Titel „Kapitän".
Er muß auch navigatorisch ausgebildet sein,

denn das Hotel schwimmt ja von einer Seile
des Ozeans zur anderen.

Bewegt sich das Hotel außerhalb der
Beede, so wandert man über die verschie-
denen offenen oder geschützten Terrassen
und Dachgärten. Sie heißen Sommerdeck,
Bootsdeck, Promenadendeck. Oder man
spielt Decktennis und Scheffelbord oder
liegt in langen Klappstühlen. Das hübsche
bequem eingerichtete Zimmer mit Aussicht
aufs Meer heißt „Kajüte". Nach dem Bade

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