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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928

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Lotz, Wilhelm: Sport
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Bier, Justus: Zu Otto Ernst Schweizers Nürnberger Stadionbauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0429

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Freiraum sind, wo sie zwischen Urväter-
Hausrat sitzen. Die Einbeziehung des freien
Raums in das Haus und der lebendige Über-
gang von Raum und Architektur darf als
eine Erscheinung aus gleichem Geist und
gleicher Zeit geboren angesehen werden.
Die Formen der modernen Architektur zei-
gen etwas von dem wahren Wesen des
Sports, die Nürnberger Sportanlage, die wir
in diesem Heft abbilden, wird bei sport-
lichen Veranstaltungen eine tiefe Einheit
von Architektur und Sport erkennen lassen.

Zweifellos übt der Sj>ort einen Einfluß
auf die Haltung und das Sichgeben der
Menschen aus. Der Idealtypus des Mannes
und der Frau richtet sich nach ihm und da-
mit im Zusammenhang Kleider und Sitte
ebenso. Der Begriff der Straffheit, der aus
dem Sport kommt, wird allmählich auch
auf formale Elemente in der Gestaltung
übertragen. Und was heißt Straffheit
anders als Gestaltung der Form aus der
Spannung heraus. Formen ohne jede
innere starke Spannung sind uns heute un-

erträglich, sie sagen uns nichts mehr. Die
Forderung der Entstehung der Form aus
der Funktion heraus hängt mit jenem Be-
griff der Spannung und der Straffheit eng
zusammen. Es ist eine nicht unwichtige Er-
scheinung, daß Sportgeräte, die rein aus der
Angleichung an die Funktion entstanden
sind, vorbildlich für die moderne Gestal-
tung sind.

Es wäre sicherlich interessant, die
moderne bildende Kunst auf ihre Beziehung
zum Sport zu untersuchen, natürlich nicht
in bezug auf das Motiv. Das würde in die-
sem Rahmen zu weit führen.

Dieser Aufsatz soll nicht eine Ruhmrede
auf den Sport sein und vor allem nicht alle
Erscheinungen als gottgewollt hinstellen.
Es gibt im Sport üble Erscheinungen. Aber
man kann an einer so wichtigen Erschei-
nung der Zeit nicht vorübergehen und sich
mit bloßen Hinweisen begnügen. Der Ver-
such einer Einordnung in die Zeit und Er-
klärung aus der Zeit heraus muß unternom-
men werden. W. Lötz

ZU OTTO ERNST SCHWEIZERS

NÜRNBERGER STADION BAUTEN

Die Vorgeschichte des Nürnberger Sta-
dions reicht bis in die Zeit nach dem
Friedensschluß zurück. Damals wurde auf
Veranlassung des Nürnberger Oberbürger-
meislers Luppe als Notstandsarbeit die An-
lage eines großen Sportparks im ehemali-
gen Sumpfgelände begonnen. Kensei, der
Nürnberger Garlenbaudirektor, hatte die
Gesamtplanung und die gärtnerische Ge-
staltung durchzuführen. Ihm ist zu danken,
daß eine großdimensionale, klar entwickelte
Anlage entstand. Sein Grundriß der Ge-
samtplanung hat schon bei der Dresdner
Gartenbauausstellung Eindruck gemacht
und sich bei den Olympischen Spielen in
Amsterdam die goldene Medaille erobert.
Im Aufbau allerdings zeigt sich manches
anders als in der zweidimensionalen Pla-
nung. Die großzügige, straff disponierte
Kleingartendaueranlage, die an den eigent-
lichen Sportpark anschließt, bietet durch
das groteske Durcheinander der Hütten ein

wirres Bild, weil man nur eine wirkungslos
gebliebene Beratung, nicht den einheitlichen
Aufbau der Hütten in städtischer Regie
durchführte. Aber auch der Plan selbst ist
nicht ohne brüchige Stellen, wie sich bei
der Disponierung der Schweizerschen
Hochbauten ergab. Ursprünglich war die
Abfolge von Spielwiese, Kampfbahn,
Schwimmhof und Sonnenbad an einer ein-
mal im rechten Winkel gebrochenen Haupt-
achse gedacht, wobei sich aber eine falsche
Eage der Kampf bahn zur Sonne ergeben
hätte. Durch ihre Schrägstellung im Ge-
samtplan wurde eine Zusammennähme des
Tribünengebäudes, das an der einen Längs-
seite der Kampfbahn disponiert werden
mußte, mit dem Verwaltungs-, Kassen- und
Sperrenbau an der Zufahrt, im Kopfpunkl
der großen Fest- und Spielwiese, un-
möglich.

Die Hochbauten sprechen, da die Ge-
samlanlage nicht von vornherein mit dem

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