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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Bier, Justus: O. E. Schweizers Kaffeehaus im Nürnberger Stadion
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0320

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Wandelhalle im Tribünenbau des Nürnberger Stadions

von O. E. Schweizer, Nürnberg

O. E. SCHWEIZERS KAFFEEHAUS
IM NÜRNBERGER STADION

In unserem Aufsatz über O. E. Schweizers Stadion-
bauten (1928 Heft 15) haben wir das Kaffeehaus auf
der Terrasse über dem Sonnenbad zwar im Text
kurz gestreift, konnten aber damals noch keine
Bilder vorlegen, was wir hiermit nachzuholen be-
strebt sind.

Das kühne, schnittig-leichte Bauwerk entwickelt
seine Form aus einer maximalen Ausnutzung der
Betonkonstruktion: die Stützen sind nach der Mitte
zusammengerückt, so daß das Dach mit seinem
breiten Schattensims nach beiden Seiten frei aus-
greift, einen kubisch klar begrenzten und doch selt-
sam von der Weite der Landschaft durchwirkten
Innenraum überfaßt.

Der streng symmetrischen Front mit der breiten
Terrasse davor, Kopfpunkt der ganzen, über weite
Räume gestreckten Stadionanlage, entspricht das
Innere in seiner heutigen Verwendung nicht
völlig, da der auf der Rückseite sich anschließende
Wirtschaftsflügel durch das als Büfettraum abge-
trennte Drittel des Hauptraums in diesen hinein-
greift. Für später ist eine rückwärtige Verlängerung
des Wirtschaftsflügels und damit verknüpft die Zu-
rückziehung der durch nichttragende Trennwände
abgeteilten Anrichte und Küche aus dem Frontbau
vorgesehen, der dann in seiner ganzen Erstreckung
als Gästeraum dienen wird. Auch heute schon fühlt
man den Raum als Einheit, da der Büfettraum, den

das umgreifende Fenster, das zugleich die Bedie-
nung der Terrassentische erlaubt, wie den Gäste-
raum ganz in Licht taucht, durch eine in breitem
Rahmen geöffnete Anrichte mit diesem verbun-
den ist.

Es sei bemerkt, daß der in in riesigen Glasfronten
geöffnete Raum, von denen jeweils die mittleren als
Schiebefenster, die übrigen als Aussichtsfenster
ausgebildet sind, sich auch im strengsten Winter
bewährt hat. Die innere Ausstattung ist mit ein-
fachen, schlichten, aber in guten Formen ausgeführ-
ten Industrieerzeugnissen bestritten. Durchlaufende
Heizkörper ziehen sich unter den Fensterbänken hin.
Die Möblierung ist mit Holzmöbeln im Innern (Thonet-
stühlen), Klapptischen und -Stühlen mit Eisengestel-
len auf der Terrasse bestritten. Von dort der Haupt-
eingang, ein zweiter Eingang von der Rückseite, wo
aus dem tiefer gelegenen Waldpark eine Freitreppe
zu der Kaffeehausterrasse emporführt. —

Wir bringen zum Vergleich mit dem Innenraum des
Sonnenbadkaffees auch den gleichfalls in Heft 15
des Jahrgangs 1928 besprochenen, als Raumschöp-
fung ebenso bemerkenswerten Wandelgang der
Haupttribüne des Nürnberger Stadions und zeigen
zugleich an, daß O. E. Schweizer auf Grund seiner
Nürnberger Stadionbauten auch den Auftrag für das
Stadion der Stadt Wien erhalten hat, über das wir
später berichten werden. Bier

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