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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930

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Oud, Jacobus J. P.: Die städtische Siedlung "Kiefhoek" in Rotterdam
DOI Artikel:
Fries, Heinrich de: Eine neue Kölner Siedlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0435

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Die Zwischendecke war aus Betonhohlbalken
(0,14 m hoch, 0,30 m breit mit im voraus eingegosse-
nen Leitungen) gedacht; sie erwies sich pro Woh-
nung 170 Mark teuerer als aus Holzbalken, welche
dann benutzt werden mußten. Auch auf die in Beton
fertig gegossene Treppe war wegen der Kosten zu-
gunsten einer Holztreppe zu verzichten. Hoffentlich
wird man bei einem späteren Bau dieses Typs ein-
sehen, daß die anfänglich vorgeschlagenen Kon-
struktionen soviel praktische Vorteile haben, daß die
größeren Kosten völlig zu verteidigen sind. Handelt
es sich bei den Mietern für diese Art Häuser um
Familien mit normalem Einkommen, so scheinen sie
mir durch die Miete nicht zu sehr belastet zu werden.

Der Bauvorgang war wie folgt gedacht: a) Die
Betonfundierungen werden fertiggestellt und die
Entwässerung angelegt: b) die ..Massivmauern" wer-
den bis zum Dachfußboden aufgeführt und die Bal-
ken zu gleicher Zeit gelegt: c) die Fassaden samt
Fenstern und Türen (Zargen) werden ein- und vor-
„geklebt"; d) die Fußböden werden angebracht
(hierunter ist auch das Flachdach zu rechnen): e) die
Tischlerarbeiten werden gestellt (innen), Fenster
und Türen angebracht; f) das Ganze wird abgear-

beitet. Alle Teile des Baues sind möglichst inein-
andergreifend entworfen: dieses veranlaßt zu einer
Maßfestigkeit, welche automatisch entsteht und
welche sonst beim Massenbau nur schwer zu errei-
chen ist; überdies beugt es Fahrlässigkeit in der
Ausführung in bedeutendem Maße vor.

Die Farbe:

Die Mauern sind weiß (weißer Zementputz: Atlas-
zement). Bis zu einer Höhe von 2 m (so hoch wie
man reichen kann) ist Material verwendet, das nicht
leicht schmutzig wird und hart ist; entweder gelber
Backstein oder grauer „Duratex" (Betonerhärterer).
Die Türen sind leuchtend rot, die oberen Holzwerke
hellgelb, die unteren Fenster hellgrau.

Die Dauer des Baues:

Trotz aller guten Absicht dauerte der Bau an sich
fast zwei Jahre (der Entwurf stammt bereits von
1925. die Durchführung aus den Jahren 1928—1930).
Der Bauunternehmer, der das Werk übernommen
hatte, fallierte und verstand überhaupt nicht die Vor-
teile eines solchen Massenbaues auszunutzen.

EINE NEUE KÖLNER SIEDLUNG

H. D E FRIES

Hat man so ein Dutzend von neuen Ausführungs-
fotos der Kölner Architekten Wilhelm Riphahn und
Caspar Maria Grod vor sich, so ist der erste Ein-
druck immer wieder der einer stark bewegten und
ebenso beweglichen Gestaltungskraft. Hier ist nicht
eine Methode oder eine Mode zu Tode gehetzt,
sondern jeder neuen Aufgabe, jeder neuen Situation
gegenüber wird die Problemstellung jeweilig anders
erfaßt, auf keinen Fall aber wiederholt!
Alles ist ganz unmittelbar ein erhebliches Stück
weiter als die letzte große Arbeit von Riphahn, der
große Innenhofblock Köln-Kalkerfeld aus dem Bau-
jahr 1928/29. Was bei dieser Streifenbausiedlung
Köln-Kalkerfeld 1929 30 so stark ins Auge fällt,
das ist das bei aller Strenge der typischen Durch-
führung sehr Gelöste in der Gesamthaltung gegen-
über früheren Arbeiten. Das zeigt sich in der Ein-
gliederung einer Einfamilienhausgruppe in eine hohe
Randbebauung, das zeigt ebenso die Durchführung
der einzelnen Bauzeilen in der zunehmenden Plastik
der grundrißlichen Bewegung, aber auch in der zu-
nehmenden Modellierung und Auflockerung der Fron-
ten, vor allen Dingen auch der Ober- bzw. Dachge-
schosse. Die Baustreifen der Hochbauten sind nicht
selten recht lang, aber sie werden doch nicht lang-
weilig oder gar im Räumlichen gefährlich, weil das
fatale Absausen der Dachkanten in die Raumtiefe
hinein sehr glücklich verhindert wurde. Man be-
frachte hierzu Abbildung Seite 370 oben, die er-
weist, wie die Frontbewegung sich immer wieder ver-
setzt und am Schluß nicht irgendwie beiläufig auf-
hört, sondern wirklich abgefangen ist und endigt.
Die Aufnahme zeigt zugleich gerade bei der Schwie-

rigkeit von Dachform und Dachgestaltung eine recht
glückliche Hand in der Auflockerung der Massen an
jener Stelle des Hauses, wo sie des Überganges
zur Atmosphäre am meisten bedürfen.

Bei Einschaltung so stark plastischer Elemente
konnten ganz ruhig die Frontflächen selber wie auch
die Gesamthaltung der einzelnen Bauzeilen und Bau-
abschnitte so typenhaft gehalten werden, wie es
die Wirtschaftlichkeit in Grundriß und Technik bei
solchen Aufgaben gegenwärtig mit Recht verlangt.
Es ist auch wichtig, einen solchen Bautrakt nicht nur
von einer Seite aus in seinem plastischen Ablauf zu
betrachten. Die Abbildung Seite 370 unten zeigt etwa
die gegenteilige Bewegungsrichtung der Massen, und
auch von hier aus scheint in der Modellierung und in
der Ausnutzung der Licht- und Schattenwirkungen
für den Nutzzweck der Wohnungen die Aufgabe zu-
gleich nach der künstlerischen Seite hin mit Erfolg
gelöst. Beide Verschwindungen in sich vereinigt ge-
wissermaßen die Frontalansicht eines solchen Hoch-
baublockes in Abbildung Seite 371 unten, die etwa
den geometrischen Aufriß wiedergibt und auch hier
das notwendige geometrische Netz mit lebendiger
Gestaltungskraft durchdringt.

Wie sich so ein Thema variabel gestaltet und wie
es nach zwei verschiedenen Blockseiten hin gleich-
zeitig in die Erscheinung tritt, das zeigt etwa die Ab-
bildung Seite 372, zu der vermerkt sei, daß die rück-
wärtig sichtbare Ansichtsfläche der neuen Häuser in
der Heidelberger Straße nicht von den Architekten
Riphahn und Grod stammt. Auch in dieser Abbildung
wäre es nützlich, die Silhouettenwirkung der ver-
setzten Dachkante gegen die Atmosphäre und in

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