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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930

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Grohmann, Will: Zu den Holzarbeiten der Arbeitsgemeinschaft Winde
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0618

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ein erstaunliches Einfühlungsvermögen in ihre
Beschaffenheit und durch ein paar gestaltende
Handgriffe mit dem Messer oder dem Pinsel zu
charaktervollen Lebewesen wurden. (Vgl. „Das
Kunstblatt", Oktober 1930.) Die Schönheit des
Materials und die Selbstverständlichkeit der
Formgebung enthüllten sich vielleicht noch mehr
in den Schalen und Büchsen. Die große flache
Schale wirkt fast kunstlos in ihrer Einfachheit und
ist doch alles, was sie überhaupt sein kann. Die
Flächengliederungen, auch die figuralen, unter-
liegen den Gesetzen des Rhythmus und der Ge-
wichtsverteilung, die Flachschnitzereien (Pferde)
denen ornamentaler Abstraktion. Sie sind ge-
dacht als Studien zum Erarbeiten von einfachen
und komplizierteren Gesetzen, ohne Rücksicht
auf praktische Zwecke, aber auch als Vor-
bereitung auf Aufgaben wie Gestaltung von
Decken, Wandverkleidungen, Füllungen und ähn-
liches. Es ist nie etwas Modisches an den Ar-
beiten, sie sind immer zweckentsprechend und
materialgerecht. Vergleiche aus anderen Künsten
stellen sich nicht ein. Die Dinge ruhen in sich.

Winde läßt die Ergebnisse seiner Werkstatt
unter der Bezeichnung „Arbeitsgemeinschaft
Professor Winde an der Kunstgewerbeakademie
Dresden" gehen, um schon äußerlich zu betonen,
daß es ihm weniger um seine Person zu tun ist
als um die Sache, die er retten möchte aus einer
bedrohten Gegenwart in eine sichere Zukunft.
Gleichzeitig um zu betonen, daß der Sinn seiner
Arbeit nicht die individuelle Einzelleistung ist,
sondern die individuelle Gesamtleistung. Die
Tendenz drückt sich in dem großen Nuancen-
reichtum und zugleich in der fast unpersönlichen
Eigenart der Arbeiten aus.

Dr. Will Grohmann

D I S K U S S I O

DIE NEUE ZEIT IM LICHTE DER

OTTO N EU RATH

Daß so etwas wie die Kölner Ausstellung „Die
Neue Zeit" angestrebt wird, bedeutet einen unge-
heueren Fortschritt auf dem Gebiete der Großaus-
stellungen, die im allgemeinen als eine Art umge-
formter Messen unter Systemlosigkeit leiden. Frei-
lich, je größer eine Ausstellung angelegt ist, um so
schwerer ist es, sie einheitlich von einer zentralen
Idee aus zu formen, um so stärker wollen die einzel-
nen Machtgruppen den einzelnen Ausstellungsabtei-
lungen ihren Stempel aufdrücken. In der Ausstellung
„Die Neue Zeit" kann alles den Beschauern zum Be-
wußtsein gebracht werden, was an Verknüpfungen
sich anbahnt, die letzten Endes von U. S. A. bis
U. S. S. R. reichen.

Handspielpuppe, wirkliche Größe (R. Langer)

Poupee, grandeur naturelle

A marionette figure, actual size

N E N

ZAHLEN

Es ist eine eines Kulturvolkes würdige Aufgabe,
eine Ausstellung dem Menschen und seinem ge-
samten Leben zu widmen. Jäckh hat mehrfach mit
großem Erfolg sein umfassendes Programm entwik-
kelt. Mies v. d. Rohe, Pechmann, With haben eine
Fülle von anregenden Mitteilungen über die vorbe-
reitende Bearbeitung einzelner Gruppen gemacht.
Auch das Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum in
Wien hat als Mitglied des österreichischen Werk-
bundes dem Problem „Die Neue Zeit" besondere
Aufmerksamkeit gewidmet und sich sowohl mit der
Frage der „soziologischen Untermalung" der Aus-
stellung als mit der vorbereitenden Durchdenkung
einzelner Gruppen eingehend beschäftigt. Die Ar-

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