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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930

DOI Artikel:
Rupprecht, Wilhelm: Kultgerät
DOI Artikel:
Lotz, Wilhelm: Mosaik und Glasmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0655

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vertrocknet war. Unsere Form nähert sich einer
früher gebräuchlichen (Würzburg Brunokasel, Ra-
venna Mosaiken, Padua Giotto usw.).

Genaue Aufmerksamkeit fordert die Farbenwahl.

Die Notwendigkeit einer gewissen Fernwirkung
schließt formale und farbige Kleinlichkeiten aus.

Ich bin geneigt, gemusterte Stoffe grundsätzlich
abzulehnen und werde in dieser Haltung bestärkt
durch die Tatsache, daß die unzähligen von der In-
dustrie angebotenen gemusterten Stoffe geschmack-

lich fast durchweg unannehmbar sind. Deshalb ver-
arbeiten wir nur ungemusterte Stoffe. Für die Ab-
zeichen werden entweder fertige einfachste In-
dustrieerzeugnisse (ungemusterte Gold-, Silber-.
Seidenbänder) oder schlichte handgearbeitete
Muster verwendet.

Die Abbildungen sollen zeigen, daß die Forde-
rungen der Gegenwart recht wohl mit den litur-
gischen Vorschriften in Einklang zu bringen sind.

Wilhelm Rupprecht

MOSAIK UND GLASMALEREI

Die Fertigung von Mosaikbildern und farbigen Fen-
stern hat trotz der ganz verschiedenartigen Wirkung
und der verschiedenartigen Technik doch eine ge-
wisse Verwandtschaft. Daß es sich in beiden Fällen
um Glas handelt, im einen Fall um kleine Steinchen,

Mosaikmaterial. Ausführung / Execution: Puhl-Wagner
Heinersdorff, Berlin-Treptow

Materiel de mosa'i'que
Material of mosaic

Mosaik-Probe. Ausführung/Execution : Puhl-Wagner-Heiners-
dorff, Berlin-Treptow

Echantillon de mosai'que
Sample of mosaic

im anderen um farbige Scheiben, ist weniger wichtig
als die Tatsache, daß bei beiden Techniken
aus Teilen ein Ganzes zusammengebaut wird,
und zwar so, daß die einzelnen Teile und Teil-
chen als eine Art Bauglieder bestehen bleiben und
bewußt betont werden. Denn das ist der eigentliche
Ausgangspunkt dessen, was man später als Glas-
malerei bezeichnet hat, daß man einzelne farbige
Scheiben, zu bestimmten Formen zurechtgebrochen,
zusammengesetzt hat. Eine eigentliche Bemalung
der Scheiben, die über die Schraffierung mit
Schwarzlot hinausging, fand erst in späteren Zeiten
statt. Die schönsten Arbeiten in Glasmalerei, die wir
kennen, etwa der romanischen Epoche, sind aus far-
bigen Scheiben gebaut, sind also noch keine Malerei
im Sinne der späteren. Auch in Mosaik gab es Zei-
ten, bei denen das Material und die Struktur der zu-
sammengebauten Steine zurücktreten mußte hinter
der gewollten Bildwirkung. Das Bild, also der Kar-
ton, wurde entworfen, frei und unbehindert wie ein
Gemälde, und der Mosaiksetzer mußte dieses Bild in
sein Material umsetzen. Der andere Weg ist der,
aus dem Material heraus und mit ihm die Bildwirkung
zu gestalten. Im einen Fall sind Stoff und Technik
vollkommen untergeordnet. Sie dienen dazu, den
Karton möglichst genau zu kopieren. Im anderen
Falle wird aus der besonderen Eigenart und Schön-
heit des Materials heraus die Bildwirkung gefunden,

„Schwarz-Grau-Weiß" Wandmosaik (Detail). Entwurf und Aus-
führung Projet et execution Design and execution:
Puhl-Wagner-Heinersdorff, Berlin-Treptow

„Noir-Gris-Blanc", mosai'que murale (reproduction fragmentaire)
„Black, white and gray." Wall mosaic (delailed view)

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