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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0673

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ZUM INHALT DES HEFTES

Der Inhalt dieses Heftes gruppiert sich um
zwei Probleme, die miteinander eine gewisse
Verwandtschaft haben: um das Handwerk und
um den Heimatschutz. So wie das Handwerk
letzten Endes, wenn wir von allen wirtschaft-
lichen und soziologischen Tatsachenbeständen
absehen, ein Wert ist, der als Idee immer be-
stehen bleiben wird, selbst wenn eine Zeit kom-
men sollte, die in ihrer Wirtschaftsstruktur kein
Handwerk mehr dulden kann, so ist auch der
letzte Gesichtspunkt, der dem Heimatschutz zu-
grunde liegt, ein Wert, der in irgendeiner Form
in jeder architektonischen Gestaltung zum Aus-
druck kommen muß: die Verankerung des Baues
in seiner Umgebung.

Wenn sowohl auf dem Gebiete des Hand-
werks als auch auf dem Gebiete der Eingliede-
rung der Architektur in die Umgebung. Menschen
aufstehen, die ihre Blicke rückwärts wenden und
ihre Leitsätze und Forderungen nachträglich ab-
lesen an Dokumenten, die entstanden sind, als
ganz andere geistige wirtschaftliche und soziolo-
gische Vorbedingungen vorlagen, so muß man
ihnen mit Recht entgegenhalten, daß sie etwas
ähnliches tun, als wenn sie, nicht nur zum Ver-
gleich, Flugzeuggeschwindigkeiten nach Post-
kutschenstunden messen würden. Ja, sie be-
gehen noch einen viel größeren Fehler, denn sie
bewerten Formen, die aus den Bedingungen
einer anderen Zeit organisch und naturhaft ent-
standen sind, von heute aus mit ästhetischen
Maßstäben und wollen diese auf heutige Gestal-
tung übertragen.

An die Spitze unseres Heftes haben wir die
Rede eines Theologen und Philosophen gestellt,
in der in stärkster Klarheit Forderungen für das
Kultgerät aufgestellt werden, die nicht nur aus
deutlicher Bejahung der Gegenwart heraus ge-
boren sind, sondern die auch diese Gegenwart
in ihrer Andersartigkeit und Neuartigkeit als Wert
anerkennen. Mit diesen Ausführungen und den
Bildern aus der Kunstdienst-Ausstellung klingt
das Thema des letzten Heftes noch einmal an,

und zugleich wird das Thema dieses Heftes an-
geschlagen. Dann folgt eine bebilderte Abhand-
lung über Werkzeuge und Geräte, die der Ent-
wicklung des Handwerkszeugs zur Maschine die
Entwicklung des Geräts zur technisch immer
mehr entwickelten Apparatur an die Seite stellt.
Dann folgen zwei höchst wichtige Aufsätze, die
Teilbeiträge zu der Frage der Umstellung des
Handwerks im Sinne der neuen Zeit darstellen.

Den zweiten Teil eröffnen die Ausführungen
über die neuen Berliner Museen. Dann nimmt der
Geschäftsführer des Heimatschutzes das Wort,
um den Heimatschutz gegen viele Vorwürfe zu
verteidigen, und wir begrüßen es, daß von dieser
Stelle aus einmal versucht wurde, sich von den
oft allzu altmodischen und romantischen Bestre-
bungen einzelner heimatschützlerischer Stellen
loszusagen. Anschließend daran dokumentieren
wir an einem Beispiel, daß der Heimatschutz
auch in modernem Geiste wirken kann, um dann
auf die schon einmal von uns angeschnittene
Fiage der modernen Gestaltung der Jugendher-
bergen hinzuweisen.

Schon oft wurde in dieser Zeitschrift davon
gesprochen, daß jeder Bau und jedes Ding Be-
standteil eines größeren Etwas ist, aber diese
Eingliederung in eine größere Funktion, sei sie
wirtschaftlicher, soziologischer, verkehrstech-
nischer oder sonstiger Art, ist nicht eine ästhe-
tische, sondern eine, die man im übertragenen
Sinne als biologisch bezeichnen kann. Und in
diesem Sinne lassen wir dem Abschnitt über den
Heimatschutz einen Bebauungsvorschlag von
Hilberseimer für die Berliner City folgen, bei dem
in konsequenter Weise aus den Bedingungen der
Konzentration des Geschäftsviertels und der Or-
ganismen eines Bürohauskomplexes die Folge-
rungen gezogen werden, so daß im Kern der
alten Stadt eine ganz neuartige Struktur ent-
steht, die den neuen Bedingungen und dem
wirtschaftlichen Organismus, der als solcher
schon vorhanden ist, die richtige und tref-
fende Form gibt. L.

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