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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930

DOI Artikel:
Blümmel, Josef: Autogen-Schweissung und Kunstschmiedearbeiten
DOI Artikel:
Rückert, Otto: Raum und Farbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0692

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gewendet werden soll, auf ihr ureigenstes Wesen
Rücksicht zu nehmen. Die Autogenschweißung soll
nicht versteckt und verfeilt werden, sondern soll
auffallen, sie soll äußerlich erkennbar und form-
bestimmend sein. Der tüchtige Autogenschweißer,
nicht nur tüchtig im rein technischen, sondern auch
im schöpferischen Sinne, kann unter Umständen als
ein wichtiges Glied in die Reihen der Metallgestalter
eintreten — aber nicht als Schmied und
Kunstschlosser, — sondern eben rein als
Autogenschweißer.

Ich kann nicht einsehen, warum diese
für die ganze Metallbearbeitung so
wichtige Technik keine charakteristi-
schen Ausdrucksmöglichkeiten su-
chen und besitzen sollte.

Die Autogenschweißung (Gasschmelzschweißung">
ist eine unserer jüngsten und aussichtsreichsten
Techniken auf dem Gebiete der Metallbearbeitung
mit einem ausgedehnten und sich immer noch mehr
erweiternden Arbeitsgebiete.

Ihr Wesen besteht darin, daß durch die Verbin-
dung von zwei Gasen (Azetylen und Sauerstoff)
eine hochtemperierte Stichflamme erzeugt und mit
deren Hilfe das zu verbindende Material in Schmelz-
fluß gebracht wird.

Während des Schmelzvorganges bilden sich kra-
terähnliche Vertiefungen, welche durch
Zusatzmaterial ausgefüllt werden.

Diese „teigig-flüssigen" Kraterformen sind es,
welche nach meiner Uberzeugung sehr wohl als e i n
typisches Formenelement, gleichwertig dem Ham-
merschlag oder Meißelhieb, bei Kunstschmiedearbei-
ten gezeigt werden können.

Die nun folgenden Abbildungen sollen meine zur
Form gewordenen Gedankengänge deutlicher zei-
gen. Es sind Entwicklungsstadien und vielleicht nur
e i n Weg, um dem gesteckten Ziele näher zu kom-
men. Persönliche Einstellung, technisches Können
und individuelle Auffassung werden auch noch zu
anderen Lösungen führen. Meine ersten Versuche
gehen zurück bis in das Jahr 1922 (Gewerbe-Schau,
München). Formal betrachtet, bin ich heute selbst
nicht mehr mit allem einverstanden (ich meine da-
mit die Verwendung handgeschmiedeter Einzelteile),
wie zum Beispiel in Abbildung Seite 595 oben, doch
erscheint mir die Ausführung der Schweißung selbst
auch heute noch als wesentlich.

Um Mißverständnissen vorzubeugen, möchte ich
zum Schluß noch erwähnen, daß es mir vollständig
fernliegt, nun wahllos alles auf die gezeigte Art zu
schweißen oder gar „kunstgewerblich" zu verzieren.
Ich möchte wohl die feine Linie gewahrt wissen, wo
dieser rein technische Vorgang übergeführt wird in
das Gebiet der Werkstoffveredelung, die hier wie-
der parallel läuft mit der Oberflächenbehandlung
verschiedener Werk- und Baustoffe, wo schöpfe-
rische Kraft aus einem rein technischen Vorgang die
im Material schlummernden Schönheiten herausholt.

Versuch, eine LängsschweiBnaht
durch Wiederholung als Flächenbe-
lebung charakteristisch auszuwerten

Essai d'utilisar une suture en iongueur
d'une fagon caracteristique, en en repro-
duisant la forme comme ornement destine
ä donner de la vie ä la surface

Attempt to make characteristic use of a
horizontal smelting joint to enliven the
surface outline

RAUM UND FARBE

OTTO RÜCKE R T

Vor einigen Monaten erschien in der „Form" eine
Abhandlung über das Thema „Weiß alles Weiß",
dessen Deutungen gelegentlich der Stuttgarter Ta-
gung des Werkbundes den Anlaß zu einer aus den
Kreisen des Handwerks kommenden Polemik gegen

die Absichten des Deutschen Werkbundes gaben.
Der Kernpunkt der strittigen Abhandlung ist einmal
die prononcierte Herausstellung der Spritztechnik
als letzte und endgültige Vollendung der Anstrichver-
fahren und andererseits die Hervorkehrung der Mei-

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