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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 6.1931

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Pilewski-Karlsson, Leonie: Neuer Wohnungsbau in der Sowjetunion
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https://doi.org/10.11588/diglit.13708#0110

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Armenikend. Die neue Stadt für die Arbeiter des Petroleum-Konzernes „Asneft"

Armenikend. La nouvelle ville destinee aux ouvriers du consortium petrolifere „Asneft"
Armenikend. The new town for the workmen of the Petroleum concern „Asneft"

NEUER WOHNUNGSBAU IN DER SOWJETUNION

LEONIE PILEWSKI

Das Jahr 1930 bedeutet, einen Wendepunkt im
Wohnungsbau der Sowjetunion. Während in den
letzten Jahren neue, spezifisch russische Bauauf-
gaben gelöst wurden, bot der ein wenig stiefmütter-
lich behandelte Wohnungsbau zunächst nichts
Neues. Die wegen Mangel an Tradition notwendige
Anlehnung an ausländische, hauptsächlich deutsche
Beispiele brachte eine stete Verbesserung der
Grundrisse und städtebaulichen Anlagen mit sich.
Der Wohnungsbau war jedoch Schwenkungen der
jeweiligen Wirtschaftspolitik unterworfen und durch
den ,.neuen Kurs'" (Kampf gegen den Kulaken, be-
schleunigte Industrialisierung usw.) aus den gewohn-
ten Bahnen herausgerissen und vor gewaltige Auf-
gaben gestellt worden. Das Bauprogramm umfaßt
den Bau von 200 neuen sozialistischen Städten
mit Bewirtschaftungs-, Erziehungs- und kulturellen
Anlagen auf kollektiver Grundlage. Mehrere davon
sind bereits im Bau begriffen. Um für diese neue
Bausituation einigermaßen ein Verständnis aufbrin-
gen zu können, muß man die Grundzüge der bisheri-
gen Entwicklung kennen.

In der zaristischen Zeit waren in der Hauptsache
drei Wohnformen für Arbeiter und kleine Handwer-
ker verbreitet: in der Stadt: Kellerwohnungen in
den vornehmen Häusern, an der Peripherie der
Stadt: Zusammenballung von bäuerlichen Holzhäu-
sern ohne Wasserleitung, Kanalisation, Ver-
kehrsmittel usw., auf dem Lande: neben der Fa-

brik Holzbaracken mit notdürftigen gemeinsamen
Schlaf räumen, in denen auch verheiratete Arbeiter
untergebracht wurden. So förderte bereits die zari-
stische Wohnungspolitik einen fragwürdigen „Kol-
lektivgeist".

Nach den ersten Mißerfolgen im Jahre 1924- mit
Flachbauten in Ersatzbauweisen ging man in Mos-
kau zum Hochbau über. Der hier zunächst an-
gewandte Vierspännertyp mußte einem Zwei-
spännertyp, — hauptsächlich dank der Kritik von
Bruno Taut — weichen. Jedoch auch dieser ent-
sprach nicht den russischen Verhältnissen. Die aus
3 bis 4 Zimmern, kleiner Küche, Klosett, meist auch
Badezimmer bestehende Wohnung war für eine
Familie zu teuer. (Nach den Bestimmungen der
russischen Gewerkschaften darf die Miete bei un-
qualifizierten Arbeitern nicht 6 v. H., bei qualifizier-
ten nicht 10 v. H. des Einkommens übersteigen.)
Viel wesentlicher aber war, daß durch Errichtung
dieser großen Wohnungen der Bedarf nicht an-
nähernd gedeckt werden konnte. (Der jährliche Be-
völkerungszuwachs in Moskau beträgt 100 000 bis
150 000 Menschen.) In den mehr als ögeschossi-
gen Häusern mit Aufzug versuchte die Moskauer
Stadtverwaltung die Anlage von 1- bis 2-Zimmer-
wohnungen an einem Mittelgang, die sich aber auch
nicht bewährte und von Seiten des Stadtbaurates
May Mißbilligung gefunden hat. Auf dem Lande, in
der Nähe der neuen Industrie-Anlagen wurden mäch-

Sonnenbad auf der Dachterrasse des ersten
Kommunehauses, Moskau.
Bauherr: Baugenossenschaften

Bain de solei! sur la terrasse du toit de la premiere
maison communale. Proprietaire: cooperatives de
construction

Sun bath on the roof terrace of the first communal
house. Built by the Building Societies

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