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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 8.1933

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Mitteilungen des Deutschen Werkbundes
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https://doi.org/10.11588/diglit.13209#0041

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MITTEILUNGEN DES DEUTSCHEN WERKBUNDES

Anschrift der Geschäf tsstel I e: Berlin W 62, Lützowplatz 8 II

Fernsprecher B 5 Barbarossa 0522 Postscheckkonto Berlin 15387 Januar 1933

Im Vorstand sind unter den für drei Jahre gewählten Verbindung von Knobeisdorff und Schinkel, einen fruchtbaren

Mitgliedern zwei Sitze frei geworden, in die die Herren Ansatz zur neuen Entwicklung der zerrissenen deutschen

von Pechmann und Renner nachgerückt sind. Tradition!

Für den Bezirk Berlin bzw. Brandenburg wurde Gropius Es kann nicht der Sinn dieser Erklärung sein, mit Poelzigs
ais Vertrauensmann aufgestellt. Feinden eine Auseinandersetzung über die epochalen und die
Der Satzungsausschuß wurde durch die Zuwahl von nationalen Fragen der Baukunst zu führen. Es handelt sich
Fih. v. Pechmann-Berlin und Knubel-Düsseidorf ergänzt. auch nicht darum, ihn gegen unsachliche Anwürfe zu schützen
Wir erhielten erst jetzt Nachricht von dem im vorigen Jahr — mit dem Hinweis, daß er durch Jahrzehnte (auch schon in der
erfolgten Ableben unserer Mitglieder Vorkriegszeit) als Lehrer und als Leiter einer Staatlichen Hoch-
Eduard Merzinger, Dresden, schule in schöpferischem Wirken und fruchtbarer Förderung
Kommerzienrat Eduard Breuninger, Stuttgart, sich bewährt hat, unangefochten, verehrt und geliebt von
Heiner Hamburger, Griesheim Main. seinen Schülern. Beweis dafür: die große und allgemeine
Emil Sondern, Ziegenhals i. Schles. Wirkung der erst kürzlich stattgefundenen Ausstellung „Poelzig
Peter Bruckmann wurde eine von Renners Meisterschule und seine Schule", die gerade die jetzt plötzlich feindliche
für Deutschlands Buchdrucker hergestellte Ehrenurkunde über Presse zur uneingeschränkten Bewunderung hingerissen hat,
seine Ernennung zum Ehrenvorsitzenden überreicht: so sehr, daß Poelzig wiederholt als „der seit der Schinkelzeit
„Der Deutsche Werkbund hat bei der Feier seines 25jährigen erste deutsche Architekt von Führertum mit innerem Auftrag"
Bestehens beschlossen, Herrn Geheimrat Dr. h. c. Peter Bruck- und „von starkem Wuchs und klarer Fügung" charakterisiert
mann in Heilbronn, der ihn mitgegründet und seitdem geleitet wurde.

hat, zum Ehrenvorsitzenden zu ernennen. Der Werkbund will Wogegen wir Einspruch erheben, ist der Versuch, die Ehre
mit dieser einmütigen Entschließung seinen Dank bekunden für eines untadeligen Mannes in der dumpfen Luft von partei-
die Treue und Hingebung, die Peter Bruckmann der Entfaltung politischen Rankünen zu kränken, die künstlerische Selbst-
und Sicherung des Deutschen Werkbundes gewidmet hat, er Verantwortung und Freiheit einer subalternen unsachlichen
will seiner Liebe und Verehrung Ausdruck geben für die Per- Polemik auszuliefern und Fragen des Geistes und der Ge-
sönlichkeit, die mit Klugheit und Takt den Bund durch manche sfaltung mit der Taktik poltischen Gezänks zu beantworten.
Schwierigkeiten hindurch gelenkt hat, er wili die Verbundenheit Diese Erklärung war formuliert, bevor die Auseinandersetzung
mit der Lebensarbeit und menschlichen Haltung des Führers über die belgische Ausstellung Hans Poelzig zum Rücktritt vom
und Freundes bestätigen und erneuern." Vizepräsidium der Akademie veranlaßt hat. Die Angriffe, denen
Zum Fall Poelzig wurde dem Preußischen Kultusministerium Poelzi9 vollkommen sinnlos in dieser ausländischen Angelegen-
sowie der Presse eine Entschließung übergeben. Es ist heit ausgesetzt wird, sind nur zu verstehen auf dem Hinter-
erfreulich, festzustellen, daß die Entscheidung des Reichs- ar"nd der vorangegangenen Entstellung, auf die die vor-
kommissars für das Kultusministerium zugunsten von Poelzig stehende Erklärung antwortet."

den gleichen Tenor hat wie die Eingabe des Deutschen Werk- Ein Rundschreiben an die Arbeitsgemein-
bundes. Diese lautet: schaffen bat, den Vorstand über in Angriff genommene
„Die Berufung von Hans Poelzig zum kommissarischen Leiter oder zu nehmende Aufgaben zu unterrichten, und gab dazu
der Vereinigten Staatsschulen für bildende Kunst hat Presse- durch eine Reihe von Fragen Anregungen,
erörterungen nach sich gezogen, in denen die für unsere Zeit Eine Denkschrift von Martin Wagner über volkswirtschaftliche
so charakteristische Erscheinung wiederkehrt: die Bewertung Landesplanung im Sinne der Steigerung und Veredelung der
eines Mannes und seiner Leistung wird plötzlich in ein lediglich menschlichen Arbeit und über die Idee einer neuen Stadtland-
parteipolitisches Blickfeld gerückt, und — die weiteren üblichen Patenstadt wurden der Reichsregierung zugeleitet: an Reichs-
Folgerungen schließen sich an, die ja leider in Deutschland k a n z I e r, R e i c h s e r n ä h r u n g s m i n i s t e r und R e i c h s -
heute mit Verdächtigung oder Verleumdung enden. kommissar für Arbeitsbeschaffung. Zum gleichen
Poelzig soll die Eignung zu seiner Berufung nicht besitzen, Thema liegt eine Ideenskizze für eine Ausstellung „Die Neue
weil er — ja, nun weil auch er, genau so wie eine große Stadt" vor.

Anzahl anderer deutscher und fremder Architekten, der russi- Ein Vorschlag zur Schaffung einer Studien- und Forschungs-

schen Regierung Entwürfe für das sogenannte Haus der Arbeit stelle für Wirtschaftsplanungen (von Architekt Haesler, Celle)

in Moskau geliefert habe. Das lasse vermuten, daß es ihm wurde an den Reichsarbeitsminister weitergeleitet,

an deutscher Gesinnung fehle! Diese Kritiker haben offenbar Eine Aufforderung der Arbeitsgemeinschaft gegen die Aus-

noch nicht bemerkt, daß, ungeachtet der politischen Einstellung, wüchse der Außenreklame in Hilchenbach i. Westf.

die künstlerische und wissenschaftliche Auseinandersetzung (dem Deutschen Bund Heimatschutz nahestehend), ihre Bestre-

zwischen Deutschland und Rußland, wie zwischen Rußland und bungen zu unterstützen, wurde abgelehnt, da die Bestrebungen

anderen europäischen Staaten, längst fruchtbar geworden ist allzu einseitig sind und den Bedürfnissen der deutschen Wirt-

und von niemandem ernsthaft bestritten werden kann. Auch schaff zu wenig Rechnung tragen.

die Zusammenarbeit der politisch gewiß unverdächtigen „Not- Ueber die internationale Ausstellung „Die Neue Zeit"

aemeinschaft der deutschen Wissenschaft" mit der russischen fanden Besprechungen mit dem Deutschen Ausstellungs- und

ssenschaft 'st &eweis und Bestätigung dieses Tatbestandes. Messeamt, dem Kölner Oberbürgermeister und der Reichskanzlei

oelzig, so wird im Zusammenhang damit weiter ausgesprochen, statt, mit dem Ergebnis, daß alle diese Stellen gleichmäßig

sej zur Führung einer preußischen Akademie ungeeignet, weil an der Ausstellung und dem bisherigen Programm festhalten

sein Werk „in seinen internationalen Grundlinien" festliege! und eine Entscheidung über das endgültige Jahr im Laufe dieses

Seltsame Entdeckung! Als Möller van den Bruck, der fein- Jahres herbeiführen wollen. Der Vertreter des Deutschen Aus-

smnigste Publizist des jungen Nationalismus, seinen „preußi- stellungs- und Messe-Amts hat in einer Rundfunkrede folgende

sehen Stil" schrieb, fand er gerade im Werk von Poelzig die Erklärung abgegeben:

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