Nach eingehenden Vorarbeiten begann man im Frühjahr 1932
mir den Ausschachtungsarbeiten für die erste Untergrundbahn
Afrikas. Sie hat nur eine bescheidene Vorläuferin in der ober-
irdisch geführten Schnellbahn, die von Tunis aus auf schmalem
Damm über den Hafen und weiter über Salambo und Karthago
nach Sidi Bou Said führt. Es ist ein eigenartiger Anblick, die
nach Jahrhunderte alter Tradition auch jetzt noch verschleierten
Araberinnen aus der Schnellbahn oder dem Autobus aussteigen
zu sehen.
Der Baugrund Algiers ist für Hochhäuser der denkbar ge-
eignetste: Fels. Der Umfang der Bautätigkeit ist verblüffend.
Im Baujahr 1930 entstanden 600 Neubauten von 8—14 Stock
Höhe. Auch in Constantine reiht sich Neubau an Neubau,
Luxusbau an Luxusbau. Aber jetzt? Genau wie bei uns: „Zu
vermieten". Luxuswohnungen, verschwenderisch ausgestattete
Läden, pompöse Büros, alles ist zu vermieten. In Zeiten der
Konjunktur schössen Vermietungsbüros wie Pilze aus der Erde.
Heute müssen sie Konkurs anmelden.
Der bedeutendste Bauauftrag der Regierung ist das soeben
von einem Schüler Corbusiers erbaute Regierungsgebäude, das
670 Dienststellen in einem Hause vereinen soll. Hoch oben im
Zentrum Algiers gelegen, überragt es die Hafenstadt und lenkt
von allen Seiten den Blick auf sich. Es unterscheidet sich
angenehm von der noch vor nicht allzu langer Zeit üblichen
Stilform des 19. Jahrhunderts mit all den scheußlichen Miß-
griffen, die so peinlich und blamabel neben der anständigen,
großzügigen arabischen Architektur stehen. Da verwechselte
man ein Postamt mit einer Moschee, baute Börse und Ministerium
mit vergitterten Fenstern und mit den Ornamenten einer Harems-
loge. Es ist schon ein Riesenfortschritt, daß man einen Schüler
Corbusiers (leider nicht den begabtesten) zum Stadtbaumeister
von Algier ernannte. Sein Neubau steht schon besser neben
der arabischen Architektur. Restlos geglückt ist er leider auch
nicht. Zu oft — besonders über den Fenstern — schleichen
sich nicht gerade überzeugende Ornamente ein. Auch sind
die klimatischen Gegebenheiten außer Acht gelassen. Die bei
uns berechtigte Forderung nach Luft, Licht und Sonne ist in
diesem Lande, in dem man Schutz vor der Sonne und schattige
Kühle sucht, allzu gut erfüllt. Eine Uberfülle von Sonne und
blendendem afrikanischem Licht hat sowohl auf der Sonnen-
wie auf der Schattenseite ungehindert Eintritt in die Räume
und muß den Aufenthalt zur Qual machen. Diese Bauart ist
gedankenlos aus Europa übertragen. Im Rahmen der neuen
Architektur muß bei den späteren Bauten eine Lösung gefunden
werden, die den besonderen Erfordernissen des Klimas und
des Landes gerecht wird. Die Baugesinnung wird die gleiche
bleiben; unverändert bleibt das Bekenntnis zur Gegenwarf.
mir den Ausschachtungsarbeiten für die erste Untergrundbahn
Afrikas. Sie hat nur eine bescheidene Vorläuferin in der ober-
irdisch geführten Schnellbahn, die von Tunis aus auf schmalem
Damm über den Hafen und weiter über Salambo und Karthago
nach Sidi Bou Said führt. Es ist ein eigenartiger Anblick, die
nach Jahrhunderte alter Tradition auch jetzt noch verschleierten
Araberinnen aus der Schnellbahn oder dem Autobus aussteigen
zu sehen.
Der Baugrund Algiers ist für Hochhäuser der denkbar ge-
eignetste: Fels. Der Umfang der Bautätigkeit ist verblüffend.
Im Baujahr 1930 entstanden 600 Neubauten von 8—14 Stock
Höhe. Auch in Constantine reiht sich Neubau an Neubau,
Luxusbau an Luxusbau. Aber jetzt? Genau wie bei uns: „Zu
vermieten". Luxuswohnungen, verschwenderisch ausgestattete
Läden, pompöse Büros, alles ist zu vermieten. In Zeiten der
Konjunktur schössen Vermietungsbüros wie Pilze aus der Erde.
Heute müssen sie Konkurs anmelden.
Der bedeutendste Bauauftrag der Regierung ist das soeben
von einem Schüler Corbusiers erbaute Regierungsgebäude, das
670 Dienststellen in einem Hause vereinen soll. Hoch oben im
Zentrum Algiers gelegen, überragt es die Hafenstadt und lenkt
von allen Seiten den Blick auf sich. Es unterscheidet sich
angenehm von der noch vor nicht allzu langer Zeit üblichen
Stilform des 19. Jahrhunderts mit all den scheußlichen Miß-
griffen, die so peinlich und blamabel neben der anständigen,
großzügigen arabischen Architektur stehen. Da verwechselte
man ein Postamt mit einer Moschee, baute Börse und Ministerium
mit vergitterten Fenstern und mit den Ornamenten einer Harems-
loge. Es ist schon ein Riesenfortschritt, daß man einen Schüler
Corbusiers (leider nicht den begabtesten) zum Stadtbaumeister
von Algier ernannte. Sein Neubau steht schon besser neben
der arabischen Architektur. Restlos geglückt ist er leider auch
nicht. Zu oft — besonders über den Fenstern — schleichen
sich nicht gerade überzeugende Ornamente ein. Auch sind
die klimatischen Gegebenheiten außer Acht gelassen. Die bei
uns berechtigte Forderung nach Luft, Licht und Sonne ist in
diesem Lande, in dem man Schutz vor der Sonne und schattige
Kühle sucht, allzu gut erfüllt. Eine Uberfülle von Sonne und
blendendem afrikanischem Licht hat sowohl auf der Sonnen-
wie auf der Schattenseite ungehindert Eintritt in die Räume
und muß den Aufenthalt zur Qual machen. Diese Bauart ist
gedankenlos aus Europa übertragen. Im Rahmen der neuen
Architektur muß bei den späteren Bauten eine Lösung gefunden
werden, die den besonderen Erfordernissen des Klimas und
des Landes gerecht wird. Die Baugesinnung wird die gleiche
bleiben; unverändert bleibt das Bekenntnis zur Gegenwarf.