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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 8.1933

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Erdmann, W.: Das Holz in der deutschen Wirtschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.13209#0195

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Das Holz in der deutschen Wirtschaft

W. ERDMANN, BERLIN

Die Holzversorgung

Deutschland steht mit seinem Waldreichtum unter den euro-
päischen Staaten hinter Rußland, Finnland und Schweden an
vierter Stelle, über X des deutschen Bodens ist mit Wald
bestanden. Den Hauptteil mit 44% nimmt die Kiefer ein,
deren Hauptvorkommen in Brandenburg liegt; es folgt die
Fichte mit 25%, die in Bayern weit verbreitet ist. Nur etwa
29% sind mit Laubholz bestanden. Der Wald ist zum über-
wiegenden Teil Gemeingut des deutschen Volkes; % sind
Staatswaldungen, % gehören Gemeinden und privaten Wald-
besitzern. Der Wert des Holzes wird auf X des deutschen
Volksvermögens geschätzt; der jährliche Holzeinschlag beträgt
etwa 50 Millionen Festmeter im Werte von 500 bis 600 Millionen
Mark; 25 Millionen Festmeter sind Nutzholz, die anderen
25 Millionen Brennholz.

Infolge des großen Holzverbrauches und der nur in be-
schränktem Umfange zur Verfügung stehenden Holzbestände
ist Deutschland sehr frühzeitig zu einer planmäßigen Wald-
wirtschaft übergegangen, die heute vorbildlich für alle anderen
Länder geworden ist. Soweit die Statistiken zurückreichen,
ist daher dank unserem hochentwickelten Waldbetrieb die
einheimische Holzerzeugung stets gleichmäßig gewesen. Wenn
auch durch fortschrittliche waldbauliche Maßnahmen noch eine
größere Holzausbeute erwartet werden kann, so würde doch
eine übermäßige Steigerung der Produktion zu einem Raubbau
an den Beständen führen, der sich in zukünftiger Zeit zum
Schaden auswirken müßte. In Zeiten großen Holzverbrauches
werden daher gewisse Holzmengen aus dem Ausland ein-
geführt werden müssen. Die Holzeinfuhr betrug 1928 19,0 Mil-
lionen Festmeter im Werte von 624 Millionen Mark gegenüber
einer Ausfuhr von 1,3 Millionen Festmeter. 1932 ist die Einfuhr
auf 5 Millionen Festmeter zurückgegangen, während sich die
Ausfuhr auf 2 Millionen Festmeter belief. Der verhältnismäßig
hohe Wert der Einfuhr erklärt sich daraus, daß das Holz
vielfach schon bearbeitet nach Deutschland eingeführt wurde,
sehr zum Schaden unserer heimischen Sägeindustrie, und daß
der Preis für die aus dem Ausland bezogenen Edelhölzer je
Festmeter ein Vielfaches von dem des gewöhnlichen Nutz-
holzes beträgt. Die Holzeinfuhr ist ja nicht allein rein mengen-
mäßig bedingt, sondern auch durch die Nachfrage nach
bestimmten ausländischen Holzarten mit besonderen Eigen-
schaften, die in Deutschland nicht verfügbar sind. Der durch
die veredelnde Arbeit der inländischen Holzindustrie erzielte
Wert der ausgeführten Fertigwaren übersteigt jedoch den der
Holzeinfuhr bei weitem.

Holzverwendung

Die Holzverwendung greift in alle Zweige des Wirtschafts-
lebens ein. Einer der bedeutendsten Abnehmer ist die Bau-
industrie. Sie nahm früher, bei normalem Zustand des Bau-
markts, etwa 60% der gesamten Holzerzeugung Deutschlands
auf. Neben den eigentlichen Holzkonstruktionen wird heute

Holz im Bauwesen in immer steigendem Umfange in Form von
holzhaltigen Leichtbauplatten für schall- und wärmeisolierende
Wände und Beläge verwandt. Für den Siedlungs- und Klein-
wohnungsbau gewinnt die Holzbauweise wieder größere
Bedeutung. Die Gütevorschriften für solche Häuser fordern
eine 80jährige Haltbarkeit, die bei sachgemäßer Behandlung
des Holzes ohne weiteres erzielt werden kann. Es sei in diesem
Zusammenhang daran erinnert, daß z. B. in Amerika "A aller
Einwohner in Holzhäusern wohnen.

Im Innenausbau und im Möbelbau ist Holz das weitaus
wichtigste Material. Das Sperrholz hat hier vielfach neue
Wege gewiesen.

Infolge seiner guten elektrischen Isolation wird das Holz in
immer steigendem Umfange zum Bau von Funktürmen ver-
wendet, da eiserne Funktürme Verluste der Sendeenergie mit
sich bringen und das Strahlungsfeld ungünstig beeinflussen.
Der Turm des Breslauer Senders ist 140 m hoch und wohl z. Zt.
der höchste freistehende Funkturm in Holz. Die deutsche
Reichspost hat in ihrem Streckennetz 5'A Millionen Telegrafen-
stangen zu stehen; obgleich diese Stangen ständig Wind und
Wetter ausgesetzt sind, besitzen sie eine jahrzehntelange
Haltbarkeit.

Im Grubenbau werden große Mengen von Holz für die
Stollenauskleidung benutzt. Auf den Strecken der deutschen
Reichsbahn liegen 108 Millionen hölzerne Schwellen. Für
chemische Fabriken sowie landwirtschaftliche Betriebe, in
denen chemische Einflüsse aller Art auftreten, ist das Holz
einer der dauerhaftesten Werkstoffe. Für Transportgefäße und
Behälter wird Holz mit Vorteil verwendet, für die Fortleitung
aggressiver Wässer, Säuren und Laugen sind Holzrohr-
leitungen sehr geeignet.

Der Maschinenbau bedient sich des Holzes in allen seinen
Zweigen. Auch im Modellbau findet Sperrholz, insbesondere
für Vielfachabgüsse, eine immer steigende Verwendung. Für
besonders hoch beanspruchte Bauteile wird Metallholz und
gepreßtes Holz verwendet. Eine Reihe von anderen Verwen-
dungsgebieten seien der Vollständigkeit halber noch benannt:
die Kisten- und Faßfabrikation, die Herstellung von Geräten
und Instrumenten, der Fahrzeugbau und der Bootsbau, die
Zündholz- und Parkettindustrie.

In der Zellstoff- und Papierindustrie hat die Verwendung von
Holz eine außerordentliche Steigerung erfahren. Neben dem
erhöhten Bedarf hat hierfür die Umstellung in der Gewinnung
von anderen Rohstoffen auf Holz Veranlassung gegeben.
Während 1880 die für die Papierproduktion benötigte Rohstoff-
menge nur zu 10% aus Holz bestand, machte 1930 der Prozent-
anteil des Holzes 63% aus gegenüber den anderen Rohstoffen
Stroh, Lumpen und Altpapier. Der Papierholzverbrauch betrug
1932 6 Millionen Festmeter. Die Zellulose-Lösungen werden
weiter verarbeitet in der Sprengstoff- und Kunstseide-Industrie.
Auch zu wollähnlichen Gespinstfasern führt die Holzzellulose.

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