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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 8.1933

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Heisinger, Marta: Japanische Gärten
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https://doi.org/10.11588/diglit.13209#0212

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Garten des Tchishakuin in Kioto. Momoyamazeit (Ende des 16. Jahrh.). Garten und Wasserfläche umschließen allseitig das Haus.

Japanische Gärten

MARTA HEISINGER, BONN

Vor 36 Jahren erschien in England das erste grundlegende
Werk über japanische Landschaftsgärtnerei von Jos. Conder;
leider fand dieses tiefschürfende und breit angelegte Werk
bisher keinen Übersetzer, so daß es sich bei uns nur einer
kleinen Anzahl von Fachleuten erschloß. Dem Laien aber
blieb der Garten des fernen Ostens eine fremde, bizarre Welt,
deren Tiefen und Feinheiten ihm verschlossen waren. Dem
Versuch, eine Brücke zwischen einigen der aufschlußreichsten
Gedanken Conders und dem deutschen Gartenfreunde zu
schlagen, soll diese kleine Abhandlung dienen.

Oberstes Gesetz für jede japanische Gartenschöpfung ist
die Asymmetrie.

Die Mitte aller japanischen Anlagen bildet seit jeher ein
See von unregelmäßiger Form, die eingelagerte kleine Insel
ist durch eine geschwungene Brücke aus Stein, Holz oder
Bambus mit dem Ufer verbunden, und stets wird einer Kiefer,
eines Pflaumen- oder Kirschbaums Erwähnung getan. Im Hinter-

grunde türmen sich künstlische Hügel- und Felspartien bis zu
60 m Höhe. Ein von Weiden und Bambus überschatteter Quell
stürzt zu Tal. Das ganze Bild trägt durch mannigfache Ver-
wendung aller Arten von Nadelhölzern und Buxen einen fast
immergrünen Charakter, den man durch reiche Verwendung
blühender Gewächse und interessant geformter Steinblöcke
farbig belebt. Letzteren ist eine teils religiöse, teils philo-
sophische und poetische Bedeutung eigen, die sich durch den
Lauf der Jahrhunderte überliefert hat. Für unser Auge mögen
die Steinmassen anfänglich wahllos dem Gartenbild eingefügt
erscheinen, der japanische Gärtner betrachtet sie aber sozu-
sagen als das Skelett der ganzen Anlage, die lebendige Flora
muß sich diesen hingelagerten Felsmassen anschmiegen, von
ihnen in Form und Farbe kontrastiert und betont werden.

Um das Bild möglichst lebendig zu gestalten, verwendet
man alle möglichen Granitarten, graue, blaue und weiße,
grünlich geäderte Kalksteine, vulkanische Felsblöcke, eine Art

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