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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 8.1933

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Umlauf, J.: Reichsbankbau und Städtebau
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https://doi.org/10.11588/diglit.13209#0278

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Abb. 1. Der Bauplatz für den Reichsbankneubau (weiß umrandet), der dem Wettbewerb zugrunde gelegt wurde. Links daran anschließend der alte
Reichsbankbau.

tonischen Entwicklung der letzten Jahre und nach der großen
Wende der letzten Monate kann man mit Spannung erwarten,
wie diese Aufgabe, nicht nur die größte, sondern auch eine
der repräsentativsten seit dem Kriege, geformt werden wird.

Gleich nachdem die Bauabsichten der Reichsbank zu Beginn
dieses Jahres bekannt wurden, veröffentlichte die „Form" in
ihrem Januarheft einen Artikel von Dr. A. Schwab, der mit
großem Weitblick die wirtschaftlichen Zusammenhänge, die
städtebaulichen Probleme und die architektonische Aufgabe
des Bauvorhabens in großen Zügen umriß. Schon jener Artikel
kam zu der Schlußfolgerung: „Die eigentliche Aufgabe aber,
die bei dieser Gelegenheit im Wege des Wettbewerbs der
Lösung näher gebracht werden könnte, wäre die Planung für
die städtebaulichen Konsequenzen, die sich aus der Tatsache
des Reichsbankneubaues ergeben. Vielmehr: sich ergeben
sollten." Es ist sehr interessant, auf jenen Artikel jetzt zurück-
zugreifen, und es ist auch nicht unwichtig als Beweis dafür,
wie klar schon damals die Aufgabe in ihrer ganzen Tragweite
übersehen wurde. Leider hat der Verfasser nicht nur mit seinen
sachlichen Erwägungen, sondern auch mit seiner Skepsis hin-
sichtlich der Durchführung völlig recht behalten.

Geschichte des Reichsbank-Wettbewerbs

Das Bauvorhaben der Reichsbank in Berlin reicht viele Jahre
zurück. Schon 1929 hatte der Bund Deutscher Architekten BDA
die Ausschreibung eines Wettbewerbs unter allen deutschen
Architekten beantragt, um die bestmögliche Lösung sicher-
zustellen. Im Jahre 1930 antwortete das Direktorium der
Reichsbank, es ließe sich noch nicht absehen, wann mit dem
Neubau begonnen werden würde und es läge daher keine
Veranlassung vor, sich schon jetzt mit der Frage der Aus-
schreibung eines Wettbewerbs zu beschäftigen. Anfang 1933,
als im Zusammenhang mit den Plänen für Arbeitsbeschaffung
das Vorhaben wieder auftauchte, erfuhr man jedoch zugleich,
daß bereits ein Entwurf des Baubüros der Reichbank bei der Bau-

polizei eingereicht worden sei. Der BDA und die Deutsche
Gesellschaft für Bauwesen bemühten sich sofort wieder um die
Ausschreibung eines allgemeinen Wettbewerbs. Das Direk-
torium der Reichsbank unter Dr. Luther antwortete darauf,
es habe diesem Verlangen „nach sorgfältiger Prüfung aller in
Betracht kommenden Umstände geglaubt, nicht entsprechen
zu können, weil dann eine erhebliche Verzögerung des Bau-
beginnes nicht zu vermeiden gewesen wäre, die im Interesse
der Arbeitsbeschaffung nicht verantwortet werden könnte".
Nach langen Verhandlungen einigte man sich auf die Aus-
schreibung eines beschränkten Wettbewerbs unter 30 Archi-
tekten mit einer Bearbeitungszeit von 10 Wochen, wobei von
seifen der Architektenschaft ausdrücklich darauf hingewiesen
wurde, daß sie dieser Lösung nur unter dem stärksten Druck
der Reichsbank zugestimmt habe, um den vollständigen Ab-
bruch der Verhandlungen zu vermeiden. — Der bereits der
Baupolizei vorliegende Entwurf des Reichsbankbaubüros wurde
daraufhin zurückgezogen.

Auf Grund des Drängens aus den Reihen seiner Mitglieder
wandte sich der BDA in einem nochmaligen Vorstoß an die
maßgebenden Stellen des Reiches, um wenigstens neben
dem bereits laufenden engeren Wettbewerb noch die Aus-
schreibung eines allgemeinen Ideenwettbewerbs zu erreichen.
Die Reichsbank lehnte strickte ab.

Die Entwürfe wurden am 1. Mai eingereicht. Dann wurde es
still um den Wettbewerb und um das Bauvorhaben, sehr im
Gegensatz zu der Eile zur Zeit der Ausschreibung. Reichs-
bankpräsident Luther wurde in seinem Amt durch Dr. Schacht
abgelöst. In der Presse traten Nachrichten auf, daß mit der
Inangriffnahme des Baues im laufenden Jahr nicht mehr zu
rechnen sei, schließlich sogar, daß die Durchführung des
Neubaues überhaupt zweifelhaft geworden sei. Die polizei-
liche Sperrung der Holzgarten- und der Unterwasser-Straße,
die mit Rücksicht auf das Bauvorhaben bereits durchgeführt

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