Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit (8.1933)

Kurt Schwerdtfeger, Stettin.
Fressendes Pferd.
Eisenbeton. Höhe 75 cm.
Toto Ohly.

lieh ging es um eine gewisse Ähnlichkeit, aber der Besteller
wollte dennoch eine künstlerische Arbeit vor allem und keinen
— sagen wir Ersatz für einen Abguß. Mein Bekannter war
sehr zufrieden mit der Arbeit. Es war eine hübsche Porzellan-
plastik geworden. Eines Tages kam der Züchter zu ihm und
war entsetzt über die Plastik, denn die züchterischen Merkmale
waren nicht richtig dargestellt. Es gab ja auch Spezial-
porträtisten von Rassepferden, die gerade auf diese Merkmale
besonderen Wert legen mußten. Dabei handelt es sich weniger
um Kunst als um gutes Handwerk, genau wie beim Porträt-
fotografen.

Der Künstler gibt das Wesen einer Erscheinung in ihrer
Totalität. Dem Tierplastiker ist daher die Aufgabe gestellt,

auch die charakteristische Bewegung und die Art des Tieres
— nicht festzuhalten, sondern — sinnfällig wiederzugeben. Es
ist eine geradezu sehr gewagte Aufgabe, die sich Schwerdt-
feger mit seinen jungen Pferden gestellt hat, die er im Spiel
auf dem Rücken liegend wiedergibt. Wahrscheinlich hat er
dabei an eine Aufstellung in Serien oder Gruppen gedacht.
Damit würde das Optische und Augenblicksmäßige der Haltung
zurücktreten. Aber auch dabei sind keine Augenblicke
gegeben, sondern das Typische des Spiels und der Bewegung.

Diese Tierplastiken sind jedenfalls deutlicher Ausdruck für
die erwachende Naturnähe unserer werdenden Kunst, wenn
man unter Naturnähe ein wirkliches inneres Verwurzeltsein
versteht und nicht äußerliche optische Naturtreue.

Kurt Schwerdtfeger, Stettin.
Liegendes Fohlen.
Eisenbeton. Lebensgröße.
Foto Ohly.

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