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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 9.1934

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Lüers, Heinrich: Von guter Buchbinderarbeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.13712#0057

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43 Grundieren der vorgedruckten Zeichnung mit Eiweiß

46 Blinddruck

Die Handvergoldetechnik. Eingangs wurde er-
wähnt, daß der Handvergolder zu den Spezialarbeitern
gezählt wird. Gerade diese Technik erfordert eine große
Übung und Erfahrung auf dem Gebiete der Materialverarbei-
tung. Die Vorbereitungen für den Druck sind mannigfaltiger
Art. Manche Lederarten müssen mit einem Kleisterwasser
grundiert werden, andere wieder müssen sehr heiß oder nur
mäßig warm gedruckt werden usw. Das Leder wird zuerst mit
Essig ausgewaschen und dann die Zeichnung auf dem Paus-
papier warm durch- und vorgedruckt. Als Grundiermittel wird
Eiweiß mit Essig in der Zusammensetzung 1 :1 benutzt. Nachdem
die Grundierung erfolgt ist, wird das Gold entweder unter
Zuhilfenahme von einem feinen Olauftrag aufgetragen und dann
gedruckt, oder aber es wird mit dem Werkzeug vom Gold-
kissen aufgenommen und auf das mit Eiweiß grundierte Buch
unmittelbar heiß eingedruckt. Es wird verständlich sein, daß
meistens ein mehrmaliges Drucken erfolgen muß, um eine
tadellose Arbeit abliefern zu können. Im Nachdrucken zeigt
sich dann das Können des Handwerkers (Bild 43 bis 45).

Der Blinddruck. Für den Blinddruck sind nicht alle
Lederarten geeignet. Es kommen für diese Technik besonders
Schweinsleder, Kalbleder und einige Ziegenleder bestimmter
Farbtöne in Betracht. Als Werkzeug wird wieder ein Messing-
stempel benutzt, der erwärmt wird. Unter dem Einfluß der
zu übertragenden Wärme auf das vorher angefeuchtete Leder
bräunt sich dieses mehr oder minder. Die Schwierigkeiten
dieser Technik liegen in der Kenntnis der bestimmten Wärme-
und Feuchtigkeitsgrade für die entsprechenden Leder. Nur
eine genaue Kenntnis dieser Dinge ermöglicht eine gleich-
mäßige Bräunung (Bild 46 und 47).

Der Prägedruck. Den beiden manuellen Druck-
lechniken steht der Prägedruck auf der Prägepresse gegen-
über, der aber auch als eine handwerkliche Angelegenheit
angesehen werden kann, da ein Handwerker sein ganzes
Können und Wissen aufwenden muß, um eine einwandfreie
Arbeit erzielen zu können.

47 Blinddruck mit der Rolle

Fertigmachen des Buches

Als letzte Arbeit am Buch wird das Einkleben des Vorsatzes
vorgenommen. Als Vorsatz wird jenes Blatt bezeichnet, das
den Übergang vom Buch zum Deckel darstellt. Für das An-
bringen und die Art dieses Vorsatzes bestehen eine Anzahl
von Ausführungsmöglichkeiten. Es kann aus Seide, Pergament,
Leder, Papier usw. sein. Auch hier zeigt sich wieder eine
starke Differenzierung in der Arbeitsweise. Zum Schutz des
Buches kann dann noch ein Schuber angefertigt werden.

Heinrich Lüers, Magdeburg

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