Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Frankfurter Latern — 3.1862

DOI issue:
No. 10 (24. März 1862)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.49907#0041
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Jllustrirtes - satyrisches, humoristisH - lyrisches, kritisch - raisonnirendes, ästhetisch - annoncirendes
Wochenblatt, wo die Woch' zehn Tage hat.


10. Frankfurt a. W., 24. März 1862. Dritter Jahrgang.

Diele Laterne wird im I. Quartal 1802 an folgenden Abenden angestcckt werden: am 10., 18., SS. Januar, s., 14. S4. Februar, 10., 17., 24. und 81. Marz, wovon die am 24. Februar und AI. März
erscheinenden Nummern Doppelnummern werden. — Das Laternengeld beträgt per Quartal, sowohl hier als durch die Post bezogen, nur 1 fi. 12 kr. oder 21 Sgr. — Man abonnirt bei allen
Postämtern und Buchhandlungen. — Eine einzelne Laterne kostet g kr. — Beiträge, sowohl literarische als artistische, werden angenommen und anständig honorirt.

Haus- und Gartenkalender der Latern.
Preußen dort und Hessen hier! zwei Seelen und doch nur Eiu Gedanken!
Herr Bruder, Arm in Arm mit dir, sord're ich mein Jahrhundert in die Schranken!

Bauernregel.
Zehnmal aufgelößte Kammer und den Spott dazu im Kauf,
Lösen nicht den wahren Jammer duselnden Vertrauens aus.

Eine Fabel.

MM nd mit dem Reich der Vögel stand es schlecht,
MW Auf dreißig Thronen saßen dreißig Gimpel,
Raben und die Gänse sprachen Recht,
Zur Hälfte Diebe und zur Hälfte Simpel.
Die Eulen bildeten die Geistlichkeit
Und wußten ihrem Amte vorzustehen,
Die Eule, die das Licht des Tages scheut
Und meisterlich die Augen kann verdrehen.
Den Adel bildete der Widehopf,
Durchaus von seinem hohen Vorzug trunken,
Denn das Geschlecht von diesem eitlen Tropf
Es hat ja seit Jahrtausenden ge—stunken!

Einst war es mächtig, dieses Vogelreich!
Jetzt war's verstrickt in dreißig Gimpelstaaten,
Und jeder dieser Gimpel sann zugleich
Wie er dem andern Gimpel möge schaden.
Und so im Innern voller Haß und Neid,
So war man ohne alle Macht nach Außen.
Es herrschte aber just zu dieser Zeit
Ein schlauer bitterböser Fuchse draußen.

Zu dieser Zeit auch lebte an dem Belt
Ein ander Vieh, das auf den Thron gekommen;
Kein Esel hat noch je auf dieser Welt,
Bei wenig Macht, so voll das Maul genommen.
Und dieser Esel, einzig in der Art,
Verhöhnte frech und dreist das Reich der Vögel,
Und hat ihm keinen Hohn und Schimpf gespart,
Und schimpfte wie ein Siebensortcnslcgel.
Der Fuchse aber spürte eiu Gelüst',
Ein fettes Brätlein sich zu annexircn,
Und von der Gimpel Eifersucht und Zwist
Was Gut's für feine Küch' zu profitiren.
Und so bedroht, beschimpft auch nebenbei,
Stand's schlimm um's Reich. Es waren ernste Stunden.
Da hat zum Glück sich Spatz und Papagay
Zu einem Nationalverein verbunden.
Und diese klügelten auch klug heraus
Uud war der kurze Sinn sehr langer Reden,
Mit Gimpeln kam' das Land nicht förder aus,
 
Annotationen