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NS-Frauen-Warte: die einzige parteiamtliche Frauenzeitschrift — 10.1941-1942

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Heft 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.2783#0003
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Die Lonne ^vencäet

Vielleicht ist e; gut, unseren Kurführungen ;um deutschen Srauchtum einmai
einige Iporte voraurzuschicken. Line tintwort nämlich auf die immerhin nahe-
liegende Zrage. warum wir denn immer wieüer von Zeit zu Zeit vom deut-
schen volkglauben und volkbrauch berichten. Mag doch manche unserer Lese-
rinnen üenien, wir hätten jetzt im tkriege anderes ;u tun, als uns mit üiesen
kleinen vingen üer „kllltagr" ;u befassen — wichtigeres!

tz. viele grohe und schwere Aufgaben stellr heute auf allen Gebieten
tsch " " ...

Gewih.

der iirieg dem deutschen Menschen. Starke herzen fordert er und den Linsatz
aller iirafte. Aber: wuch; nicht die Sereitschaft zu solchem Linsatz seit jeher

da her; und Seele immer wieder lkraftmitte sein sollen für all unser
venn wir kämpfen ja auch für diese; Lrbe, da; wir oon den A!

auch au; der deutschen Seele? Und wächst nicht üeutsch« Zugend heran — auch
jetzt im iiriege! —, di« nicht nur um di« hätte der Zeit, sondern auch um die
Liese de; deutschen Fühlen; und venken; wissen soll? kllle iiräfte der Seele
und de; herzen; müssen wir pflegen und stätten, auch jetzt! Za, gerade jetzt,

sollen für all unser Tun.
n den Shnen übernahmen

und da; wir weitergeben müssen an die Lnkel.

Uraft der deutschen Seele und de; deutschen herzen; aber spricht zu un;
au; allem Srauchtum unsere; Zahre;.

E; weih um den iiampf, den Licht und vunkel führen in -er nordischen welt.
L; berichtet von dem ewigen iireislauf von Tag und Nacht, Zommer und winter,
Leben und Tod — in den auch wir hineingestellt sind und in dem wir un; be-
währen sollen al; Xämpfer für üa; Licht. vah immer wieüer auf vunkelheit
und Not Licht und Leben folgen, da; zeigt un; da; Geschehen de; nordischen
Zahre;: und da; sagt un; das Brauchtum, mit dem der deutsche Mensch sich
einichaltet in diese; Geschehsn. So erlebten wir auch in diesem Zahr« -en wieder-
aufstieg de; neuen Leben; au; der Nacht de; winters — vom vorfrühlinasbrauch-
tum der Zasenachtszeit über da; Dsterfest al; Zrühlingsfest der deutschen Lrde
bis zum leisen Erwachen de; Sommer; in der Maienzeit und ;u pfingsten: ein
grohe; Nreszendo jauchzender Lebensfteud«, in der Natur und in unseren herzen!

vann ist e; still geworden.

ver Zeit de; Zubel; und der ersten Slüte ist die Zeit de; stillen Neifen; ge-
folgt. vie Gbstbäume zeigen da; Schwellen der Zrucht. vie Seeren de; walde;
färven sich. Unter dem warmen, ooldenen Licht -es Sonnenbogens, üer seit
dem Seginn de; Zahre; oon Tag;u Taa höher über den horizont emporgestiegen
ist, gilbt da; iiorn. Seht nicht heimlich zur Mittsommerzeit die Koggenmuhme
über die Zelder, die §rau holle de; Sommers, die da; Nornfeld behütet? Si«
straft die Ninder, die auf der Suche nach Nornblumen, Nittersporn, Nade und
Zeldmohn die Ahren niederketen möchten. venn heilig ist üa; wachsende Srot!

Roggenwolf und Lber stteifen nun ftuchtoerheihend durch da; Norn, wenn
der Mittsommerwind über di« halme geht, dah sie sich wiegen wie ein weite;,
wogendes Meer. Und di« Sorsten de; Lbers leuchten golüen wie die goldenen
Grannen üer reifen Ahren! wie ein lehte; Nufjubeln de; jungen Sommer; ist das
alle; — wie eine allerletzte verheihung! Und doch steht hinter all den Lräumen
dieser Taae schon greifbar nahe die Lrfüllung: da; Neifen de; hohen Zahre;
und da; Sinken der Zrucht. So wachsen üie Zeiten ineinander, so weitet sich der
King und läht un; jetzt eindringlicher denn zuvor den ewiaen Nreislauf de; Zahre;
ermessen, in üem jeder Nugenblick zugleich Nnfang, Mitte unü Lnde ist.

wsiter üreht sich da; Nad der Sonne — ohne Nast.

Nun sind die Tage am längsten. Lonnenwende ist da. Und ein alter Sauern-
spruch sagt uns, dah -er Mittsommettag „dem winter wieder di« Tür aufmacht".
ver deutsche Sauer weih, -ah jetzt, da di« Sonne wen-«t, bald di« Schatten der
Nächte weiter in da; Licht d«; Tage; hineinareifen werüen, dah der Sogen der
Sonne absteigen wird, nachüem sem Glan; -er Lrde Slühen und erste; Neifen

eschentt hat. Nber er weih auch, dah au; dem leisen Vämmern de; späten
ommer; und de; ftühen herbste; noch einmal alle Glut und wärme des
oldenen Nade; strahlen wird, um un; Üie Zrucht der Gätten und Zelder ;u
enken — jene Zrucht, die dann zur Mittwinterzeit, wenn in der längsten
Nacht üie Sonne wieder zu neuem Nufstieg wendet, al; Saat im' Schohe der
Lrde da; Leben hinübettragen wird in da; kommende Zahr.

Zm ewigen Nreislauf geht da; goldene Nad der Sonne über unsere deutsch«
Lrde und durch unser Leben.

Und so steht denn auch im Mittelpuntt unsere; Srauchtum; zur Sommer-
sonnenwende da; Zeuer: der Sonne Sild", wie unsere Nhnen sagten*). So
brannte e; sonft um diese Zeit zur Mittsommernacht auf den Sergen, so rollte
e; in glühenden Scheiben durch die Nacht und wurde mit brennenden Zackeln
über die Zelder geschwungen, ein Segenswunsch für die wachsende Zrucht und
zugleich ein Sinnbild jener Nrast, die da; Leben ttägt und im hellen Leuchten
immer wieder üi« vunielheit besiegt.

vie Zeuer müssen auch in diesem Zahre schroeigen. Nber vielleicht zünden wir
dafür daheim unseren liindern ein Lichtlein an am Mittsommettag. Zn «inem
Slütenkanze muh e; ftehen, auf -em mit bunten Sommerblumen gelchmückten
Tisch. Und mit Slüten und bunten Lichtern können wir auch ein Saumchen
schmücken, da; un; al; „Mittsommerdaum" wie die Säume ;u den ande-
ren Zesten im Zahreskrei; erzählen soll vom Lebensbaum: von üer welt-
esch« ljggdrasil, in deren Stamm sich da; Leben der welt birgt, die immer-
grün ist und in ihren Zweigen da; Licht von Sonn«, Mond und Sternen
ttägt. Und dazu erzählen wir vom goldenen Sonnenrad, dessen Zeichen —
da; rollende Nad de; hakenkeuzes ! — un; ein Sinnbild unsere; Leben;
und Nämpfen; ist.

voller Zrohsinn und Lachen, aber auch voller wunder und verheihungen
ist die Sommersonnwendnacht — dies« kurze, hell« Nacht, in der klbend-
sonne und Morg«nsonn« sich fast einander üie HSnde reichen: in der da; Lied
der vögel nicht siill« werden will und di« Slüten ihren vuft vom Sonnen-
untergang hinübettragen in den Morgenschein, der im Gsten bald nach Mit-
' üher ging man in dieser Nacht in -en wald, um die

ternacht «rwacht. Zrüh

-) val. <kd»a, r. so.
verla« viederichr, Iena.

(Götterdichtung). §. 120, §tr. 62. übers. oon §. Genzmer,

8onn« «ntg«g«n

^utn«km«: ^«»1!-8ctl»'üc1«f

?ündet die beuee!

7ünbet bie Zeuer auf euren
Iergen,

hlmmelaufragenden stolren

Geführten,

unserecSehnfucht

an!

Sprechet dle Sprüche auf
euren ü>öhen,
tülergebletenben, stummen
Gerreuen
unserer kZeimat,
stark!

?ündek dle §euer >n euren
l!>erren

flammenauflohend, geschworen
den?eichen
unserer Kreihelt,
an!

lüragek dle Kunde, ln harten
?elten

^aten verhelßend, den Knaben
vom Muke
unserer?ukunfk
vor!

k^an» Vadrs

„wunderblume" ;u suchen. venn zu Mittsommer tun die Serge sich auf und ihre
Schätze „blühen" -em, der die blaue Slume unter dem hohen Zarnkaut findet.
wem dabei aber unversehen; von dem Zarnsamen in die Schuh« gerät, dem kann

e; wohl gar ergehen wie jenem 8auer;mann, von dem di« deutsche Sage weih:
„Am klbend vor Mittsommer ging er in den wald, um verlaufene; Vieh;u suchen.
va fiel ihm, ohne -ah er e; mertte, etwa; Zarnsamen in die Schuhe, und al; er heim-
kam, hörten ihn seine Angehörigen wohl reden, doch si« sahen ihn nicht. Lrst al; er
seine Schuhe au;zog unü der Zarnsamen herau;fiel, wurde er wieder sichtdar." —
vi« Sonne dreht nun ihren Laus zurück. vorher aber hat sie noch einmal all«
ihre Segen;kaft in die pflamen der Lrde gesandt. heilkäuter werden darum in
derSonnwenünachtgesammettund sorgsam heimgetragen. Leben;käutersindsie!
Und gerade unsere Zeit, mit ihrem neuen wissen um alte heilkäuterwei;h«it der
Ahnen, erblickt in diesem Srauchtum mehr al; ein Spiel. heilige Lhrfurcht vor den
Nräften de; Leben; ist e;, wenn wir mit unseren Nindern in der Mittsommerzeit
holunüer, Nrnika, Saldrian, Seifuh, wermut, Namille, Schafgarbe unü die vielen
anderen heilsamen Slüten und Nräuter sammeln!

Zu Leben;baum und Leben;kaut, zu Zeuer und Licht aber kommt noch da;
wissen um die Leben;kaft de; wasser;, de; „Leben;wasser;"! Dhn« da; wasser
der Lrüe kann ja die Sonne kein Leben schaffen, müssen die Blumen oer-
welken, müssen Soum und Strauch oerdotten. Und so werüen zur Nacht der
Sommersonnenwende die Huellen und Srunnen geschmückt, und liränze
au; Sommerdlumen werden auf den Spiegel de; wasser; geworfen. ver
Tau der Mittsommernacht aber wurüe ftüher von Zrauen und Mädchen
gesammelt: er sollt« heilkaft besitzen, sollte gesund und schön machen. —
So spricht alle; Srauchtum zu Mittsommer vom Leben, und da; Sommer-
sonnwendfest ist «in Zest der Zreude. venn ob wir auch um diese Zeit stärker
denn j« um die wachsende vunkelheit und um die Unabwendbarkeit de;
Sich-;u-Tods-Neig«n; alle; Lebendigen wissen — nie können wir schwach
und mutlo; werden! Über allem vunkel sleht ja die Lrkenntni;, di« da;
deutsche Zahr un; schenkt unü der wir im üeutschen örauchtum wieöer und
wieder Nu;druck geben: vak alle vunkelbeit, die unser vasein bcdroht, da;
Leben nick't besiegen kann, sonüern nur oer vorbote künstigen Leden; ist.

vr. hertha Dhling

1

5au«sklss.

8ck«f«n»cknttt
von vükt« Su^ot
 
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