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NS-Frauen-Warte: die einzige parteiamtliche Frauenzeitschrift — 10.1941-1942

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Heft 6
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https://doi.org/10.11588/diglit.2783#0126
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ZO. Zortsetzung

Loogright dg Grote'sche verlagrbuchhandlung. Lerltn

„Was soll ich sagen, wenn mich meii bester Zreund verrät?"

„wer verrät dich?"

„ver -ort!" <kr deutete auf Xlaus, dann ichob er beide hände in die hosen-
taschen und schlenderte den vamm zurück.

„vu, das ist alles nur Eifersucht, ich glaube, er ist furchtbar oerschossen in dich."
„va wird er kein Glück haben, tilaus. So finltere Lurschen mag ich nicht. Va
bist du mir schon lieber. Nimm -ich in acht, da kommt er wieder. vu, der hat
den bösen ölick. iiomm heute nacht um elf Uhr auf den Schokker. pst, Nlund
halten. iiolb fährt hinaus: um elf Uhr auf dem Schokker. Ltill, kein wort mehr."
Sie ging und schaute sich nicht mehr nach den beiden um.

Ulaus Ningeis setzte sich auf den Vamm und schaute vor sich hin inr wasser.
Zosä kam herbei und blieb oor ihm stehen.

„Sag mal, Zosö, was ist denn dir in den oerdammten Uadaver gefahren?"
„vas wirst du selber wissen."

„Nichts weitz ich, verstehst du mich, rein gar nichts. Ich bin nicht schuld, wenn
die Zränz dein zum Notzen mürrisches Gesicht nicht will."

„Nicht nur hier, du nimmst sie mir überall weg. wo ein Mädel ist, fliegt sie
auf dich, und ich kann mir den Mund wischen. Nus dem Schiff hast du mir eine
weggenommen, in öremen hast du er nicht besser gemacht. Überall bist üu vorne
dran mit deinen Spiegelfechtereien. Jetzt hast du mir auch die Zränz genommen."

Ulaus gab keine Nntwort, er stopste die kurze pfeife, zündete sie an und
qualmte drauflos. Zosö psiff, er pfist selten.

„vu, steh mal auf", sprach er, „ich habe dir einen vorschlag;u machen."

„Ich kann deinen vorschlag auch im Liegen hören."

„Nein, das kannst du nicht." vie Stimme steigerte sich und wurd« drohend,
da sprang Nlaus auf die Beine.

<kr pfiff immer noch, ein widerwärtiges und gistgeschwollene; pfeifen.

„hör mit der pfeiferei auf, Zosö!"

„Ich kann pfeifen, so lange ich will."

„hör mit der pfeiferei aufü"

<kr ging «inen Schritt vor, sie stiehen sast gegeneinander:
istaus sah, wie Zosö etwas Speichel oor die Lippen prehte.

„weiht du noch, Nlaus, dah wir drüben immer Ningkampf im steien Stil
machten? Zch meine, du wirst dich erinnern, denke nur mal nach."

„Jch ennnere mich gut, du hast dabei meistens den kürzeren gezogen."
„kllso, dann ist «s ja in Drdnung. vann wirst du wissen, wa; ich meine, wenn
ich dich dazu auffordere."

„öist du verrückt geworden? warum denn?"

„Zranziska!"

„vu wirst üir doch nicht einbilden, dah ich hier-"

„Jch möchte mir nicht einbilden, dah du ein Zeigling bist!"

Nlau; Ningeis warf den hut fort und zog blitzschnell den Nock aus. Josd
folgte seinem öeispiel.

„wenn du das unbedingt willst."

„Alle Griffe gelten!"

Sie fielen übereinander her, Zosö gelang der schändlich« Griff de; Schraub-
stocks, fast wäre Nlaus oerloren gewesen, er besreite sich mit einem kräftigen
Stoh au; der drohenden Nlammer. Zosö taumelte, überrascht, weil üer andere
sich stei gemacht hatte. viese Überraschung denutzte tilaus zum voppelnelson,
mit inbiünstiger wucht prehte er de; Gegners halswirbel. Zosö fing schon zu
keuchen an,- sie sanken zusammen in; Gras, aber Nlau; gab den Griff nicht stei.
Lr drückte Zosö; Nopf nach vorn auf die <krde, üer Vruck verstärtte sich, Zosö
fühlte, wie ihm schwindelig wurde, «ine ekelhaft« Leere höhlte ihm den Nopf
aus. öis zuletzt hielt er stand, dann schlug er mit der flachen hand dreimal auf
die <krde, zum Zeichen, dah er sich oerloren gäbe.

Si« standen beide auf, hochrot und in wilden Stöhen atmend. Zose war noch
halb in die Nnie gesunken, er wantte leicht, Schaum stand vor seinem Mund,
sein gedunsener ölick war ooll Niedettracht.

„Zch denke, dah e; ehrlich zugegangen ist", sprach Nlaus und stteckt« ihm di«
hand hin.

Zosö nahm die hand nicht, er griff nach hut und Nock und taumelte davon.
Als er einige Schritte gegangen war, drehte er sich noch einmal um und rief
drohend herüder: „Zch kenne euch alle und eure sauberen Nkachenschaften auch,
nehmt euch in acht oor mir." — Lr oerschwand zwischen den weiden.

Nlaus ging den vamm entlang ins Zischerhaus. <kr ttaf dort die Zischerstau
und die beiden Nnaben, sie waren fünfzehn und sechzehn Zahr« alt.

„Zosepha möchte gern nach Veidesheim", sprach er und hatt« den Ningkamps
schon wieder halb vergessen. „Laht sie, es ist gut, wenn sie einmal ein paar
lkage aus dem hau; kommt." vann muhte er bei den Nnaben mit den iiugeln
zaubern. <!r war verwundert, weil seine hände zitterten. —

— Nachts lagen sie wieder mit dem Schokker auf dem Sttom, aber sie singen
wenig, die ölätter fielen, die Zeit der Zugaale war oorüber.

ver Zischer Nolb und Nlau; hatten das Netz ausgebracht, sie sahen bei der
Ankerwinde, das wasser rauschte zwischen den Netzbolken, wolken zogen über
den schwarzen himmel, es war kalt, und die Nebel schlichen au; den Auwäldern.
Über dem Skom lag ein durchsichtiger Schein. Nlanchmal kam der Scheinwerfer,
dann war der Nebel weih durchflutet und glänzte zauberhast.

„Zosepha ist nach veidesheim", sprach Nlaus.

Nlichael Nolb rührt« sich nicht. „wenn da; Mädel etwas im Nopf hat",
brummelte er.

Stille. Nur das rauschende wasser. plötzlich war Zranziska da, wie hergeweht
oom winde. Sie war mit dem Oreibord gekommen, lautlos und schleichend.
„Um elf Uhr kommt Nicharü", sprach sie.

„ver verdammt« Nebel. <kr soll aufpassen, dah er mir nicht ins Netz gerät."
Nolb spuckte und bih an der pfeife herum. vie Narbe auf der Stirn glänzte.

„<k; geht immer mehr bergab mit uns", meinte er unü lauschte mit vor-
gesttecktem Nopf. <ks war aber nur Ireibholz, das gegen die Schiffswand stieh.

„Lr muh warten, bi; das Pattouillenboot vorbei ist. vort ist wieder ein
neuer, und die neuen nehmen'; scharf."

Zranziska kauerte sich neben Nlaus, und er fuhlte, wie si« zittette. va legte «r
den Arm um sie und prehte sie fest an sich. Sie ttümmte sich zusammen und
zog das luch enger um die Schultern.

„öei der Üälte im wasser, brrr!" '

<ks war kurz vor elf Uhr, wo blieb da; pattouillenboot?

iiolb erhob sich, ging nach Lackbord, um das badische Ufer abzusuchen.

„vu, Nlaus, ich muh dir was sagen: Zosd fft fort."

„vas habe ich mir gedacht."

„Nlein vater ist auch fort, er geht jetzt immer nach Landau. Zch habe manch-
mal solche Angst, lilaus."

Lie ttoch noch näher auf ihn zu und lehnte den Nopf an seine Schulter.

„vich stiert ja."

„Za, mich stiert furchtbar."

Am Mast schaukelte da; Licht, die Nebel wehten über das wasser. <kr nahm
sie in die Arme, bog ihren Nopf zurück und küht« sie lange, ihr ganzer Nörper
bebte, die bange Nacht lag schwer über ihnen.

„Zch hab« immer gemeint, dah du Zosepha-"

„Zosepha will nichts von mir wissen. Sie hat «inen andern im Nopf."

„Zch weih es, öastian öerghaus. Sie sagt, er hat die ganze welt gesehen, und
wenn er erzählt, ist si« wie oerhext."

„<kr könnte ober üoch ihr vater-pst, di« Nlarokkos."

Vie Uferwach« ging über den vamm, zwei Marokkaner, nicht; al; schwarze
Schotten, oon Nebeln überflutet. Zeht waren sie fort. vreimal ttef «ine <kule.

„Nlaus, noch einmol sollst du mich gan; fest küssen, hier in der Nacht, und
wenn da; wasser immer so rauscht." — Sie sank ihm entgegen, manchmal
meinte sie, die Sterne mühten auf si« niederregnen.

Nolb tauchte auf, er ging zum Nlüver und spähte in die Nacht.

„<kr kommt", flüsterte er.

Zwischen Nacht und Nebeln und eilfertigem wasser taucht« schwer atmenü
«in Schwimmer auf. <kr kletterte ins Netzboot und kam über da; heck an öord.

Nicharü Aust. <kr hatt« den Gummisack, ttirfend und zitternd sprang er in
di« Najüte.

„Gebt mir !l«e mit viel Num. Zetzt geht «; schon in di« öillionen. <kin pfund
Zleisch kostet vierhundert Milliarden. Sie wollen ein neues Geld mochen, eine
Nentenmark. Nolb, merke es für dein Leben und schreibe «; auf für deine tiinder
und Nindeskinder: Zm herbst 1922 ist ein Mensch nachts mit 4lX1 öillionen Mark
über den Nhein geschwommen. Unser« <knkel wollen etwas zum Staunen haben."

<kr ging in die Noje und packte sich in vecken, «in« hundekälte im wasser, mit
der Schwimmerei war es bald ;u <knde. s°rti«tzung auf Seite »4

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