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NS-Frauen-Warte: die einzige parteiamtliche Frauenzeitschrift — 10.1941-1942

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Heft 11
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https://doi.org/10.11588/diglit.2783#0223
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deuttchen VVehrmacht

Winterwende an der -front

HolrrcNnM: «-k-X >.«!»>

„wenn wir jetzt auch im Geiste daheim bei den Eltern, bei §rau und tiind
sind, ich glaube, diese weihnachten auf hoher 5ee, auf vorgeschobenem posten
in der riesigen Zront vom Nordmeer bir zur Lirkaga, werüen unr dennoch ein
unoergehlicher Lrlebnir bleiben- vielleicht wird sie später so mancher alr seine
schönste weihnacht überhaupt bezeicknen."

viele Kugenpaare hängen am Niunde des iiommandanten. Sir auf di« Zweit«
Lackbord-Wachhälfte, die jetzt den vienst an Veck und in den Maschinen-
und Nesselräumen versieht, sind sie alle da. Zn einer viertelstunde ist
wachablösungi dann zieht die 5teuerbord-<krste-wachhälfte auf und löst die
INänner droben ab.

ver iiommandant spricht von den gewaltigen Leistungen der Minensuchboote
im weltkrieg und im ersten Zahre dieses iirieger. „wir sind froh und stolz,
ein Glied in dieser siegreichen Zront, in diesem ehernen Ring ;u sein, der volk
und Neich schirmt." ... <kin stilles Leuchten zieht über die Gesichter der INSnner.
5ie -enken an di« scharfen 5perren, die sie räumten, an die Unterseeboote und
die Überwasserstreitiräfte, denen sie den weg von Minen freimachten, an die
Zrachter, die sie sicher in ihre Sestimmungshäfen geleiteten. <ks ist auch mit ihr
verdienst, dah die Ungehörigen;u hause, üah das ganze deutsche volk diese weih-
nachten ruhig feiern konnte.

„Zn dieser 5tunde, wo wir auf die schönen Lrsolge dieser siegreichen Zabrer
mrückblicken, gedenken wir aber auch in stolzer klrauer derer, die in diesem
)<ampf geblieben. Zhr Dpfer wird unr helfen, unsere Pflicht, wenn sie einmal
schwer sallen sollte, so ;u tun, wie sie e; uns vorgelebt haben." — Ernst und
fest sehen die INänner, oon denen schon so oiele dar blutrote Sanü im tinopf-
loch und dar golden unü silbern blitzenüe Minensuchab^eichen tragen, dem
iiommanüanten in die Nugen. Nb und zu gleitet ein Slick an seinem Gesicht
vorbei auf dar stumme öild der Zührers zwischen den flammenden Zlaggen-
tüchern.

ver Nommandant oerteilt die Geschenke. va kommen einmal di« päckchen
von daheim mit der mahnenden Nufschrift ,<krst am weihnachtrabend öffnen!",
dann die vom iiommando und schliehlich die vielen Pakete von unbekannten
5penü«rn aur allen Gauen des Reicher.

vie 5teu«rbord-<krste-wachhälfte macht sich klar zum Nufziehen. Nach we-
nigen Nugenblicken kommen die 5«chr-Ncht-wachter, üie Männer, die oon sechr
bir acht Uhr wache halten, durchr 5chott hereinaestapft. Zm Nu ist dar triefend
nasse, dampfende Dlzeug oerschwunden. vie frei gewordenen plätze an der
öack werden wieder besetzt. Man freut sich mit üen anderen über di« lieben
heimatgrühe, di« Säckereien, die öücher und singt mit ihnen die alten weih-
nachtrlieder, die der öootrmannrmaat, ohne je eine Note gekannt zu haben,
so schön auf dem „5chifferklavier" begleitet. —
vann beginnt üar grohe Nlöhnen. von Nriegrerlebnissen, von ;u hause,
von kühnen Zukunftrplanen, oon Zugendstreichen, oon wunderlichen 5eefahtten,
bei denen der Lrzähler selbst nicht mehr ganz vichtung und wahrheit ausein-
anderhalten iann.

ver Nommandant aber steht schon längst wieüer droben auf der örücke. Nuf
seinem platz im wohnraum sitzt jetzt der lanae 5teuermannrmaat.

kttiegrbettchter Narl Zudmaier

Glück ist nicht an Heit gebunöen

Oie Besatzung etner Kampfmaschine feiert Weihnachten
einsatzbereit im Kreise -er Kameraöen

kkL. <kr war noch lang« Zeit zum 5tatt. wir standen neben üen oier
Männern unserer Sesatzung und froren entsetzlich. Zn der Maschine han-
tietten die Nameraden üer Sodenpersonalr. Nb unü zu leuchtete ein schwacher
Lichtschein in der Nanzel auf, in dem der schattenhafte Umrih eines Manne;
sichtbar wurd«. wi« lange müssen wir noch warten? „<kine halbe 5tunde
noch", fluchte der Mechaniker. — wir sannen wohl gerade darüber nach, wie
unendlich langsam die Zeit oergeht, wenn sie schweigsam verbracht wird.
wir dachten oielleicht auch an die heimat, als wir den watt in üer wanne
summen hötten: „Zweimal werden wir noch wach, heiha, dann ist'r weihnachtr-
tag..." — „5timmt das?" fragte verwundert der Zlugzeugführer. „Zn zwei
llagen ist heiligabend." wir leben wahrhastig zeit- und raumlos... „Za, in
zwei llagen werden si« zu haus die Nerzen anzünden, er wird nach Pfeffer-
kuchen und weihnachtrbaum duften. Und die Mutter wird die 5chürze abbinden.
„Zch bin wirklich neugierig", brach der öombenschütze das 5chweigen, „was sich
meine Mutter diermal wieder aurgetüftelt hat."

„Neugierig?" unterbrach der Zunker: „Zch bin nur neugierig, ob üie in der
Unterkunft bis übermorgen klar aekommen sind. Lirher habe ich noch keine
vorbereitungen gesehen." „vu sollst ja auch nichtr sehen, du heini", erwiderte
ihm der Zlugzeugführer. „hast du überhaupt schon dein Gedicht gelernt?" —
Zn unser Lachen mischte sich der singende ilon der klnlassers. Oann brüllten die
Motoren auf und scheuchten unr oon unserem platz. Und während wir weiter
abseitr schlendetten, erzählte uns der Zlugzeugführer, wie seine Sesatzung die
zweite Nriegrweihnacht erlebt.

„5elbstverständlich wären wir lieber zu haur, dar kann man sich denken.
Nber wir sind mit unserem Urlaub erst etwar später dran. wir vier sind
nun alle Zunggesellen, auf uns watten weder Zrau noch Ninder. Nuher-
dem steht ja der Saum noch, wenn wir kommen. Und — glaubst du? — ist
Glück an Zeit gebunden? 5ieh mal, wir sitzen nun zwar kalendermähig zu
weihnachten hier in Nordfrankreich. wir haben auch eine Zeier mit allen
5chikanen organisiert: <krst etwas ernst, nicht so lang natürlich, und dann der
ausgedehnte heitere Teil.

Unser weihnachtrbaum, ein selten schöner «kxemplar, steht versteckt im Neller
und wird am vienstag nachmittag geputzt. öei verschlossenen llüren und ganz
geheimnirvoll wie ;u hause. Und wenn nichts dazwischen kommt, dann werden
so gegen Linbruch der vunkelheit di« Xerzen angezündet, die llüren geöffnet
und den «rwattungrvollen ölicken vurchsicht auf die Gabentische gewährt. Za,
beschert wird bei unr auch.. .

voch, war ich sagen wollte: 5o wie daheim wird er natürlich nie sein. <k;
fehlt eben etwar. Unü wenn er auch nur di« Überraschung wäre, die von der
Mutter aurgedacht ist. Nicht, weil man sich irgend «twas gewünscht hat, sondern
weil nun plotzlich war daliegt, mit dem man gar nicht gerechnet hat. Und weil
man dann den sowohl schelmischen wie fragenden ölick der Mutter sieht. weiht
du, alr wollte sie in einem Ntemzuge fragen: „habe ich mir dar nicht richtig
gemertt?" und „Zst da; nun auch dein Geschmack?" varan werden die Männer
sicher üenken, wenn auch an unserer weihnachtrfeier nichtr aurzusetzen sein
wird. Und dann üie Geschenk« ... Man freut sich ja am meiften über die Zreude,
die man sich selbst bereitet. war meinst -u, wie si« zu haur die Nugen ver-
drehen, wenn wir aurpacken. Za, und wir packen aus, Gott sei vank. Nur eden
einige Tage später. Nber was macht dar schon? 5o haben wir zu weihnachten
noch die vorfreude, wenn die anderen bereitr die neue Nrawatt« im 5piegel
bettachten.

„<ks geht lor!" unterbrach üie weihnachtlichen Gedanken in diesem Nugen»
blick der Sombenschütze. „Zhr habt wohl heute keine Lust?" „Na, dann komm."
Oer Zlugzeugführer eilte mit langen 5chritt«n auf den dunklen 5chatten oor
unr zu und verschwand in der wanne. Minuten später hatte die Maschine den
platz unter sich gelassen und war bereitr den ölicken des Sodenpersonalr
entzogen. Nlr der Zlugzeugführer gewissermahen wie zum Nbschluh fragt«:
„Nriegrberichter, unü wann fährst du auf Urlaub?" Nber dann achtete «r
schon nicht mehr auf die Nntwott. 5eine ölicke überprüften dar Zn-
strumentenbrett, und sein« Gedanken waren auf das Ziel ausgerichtet, dar
diermal Liverpool hieh. Nriegrberichter Lttler

-Z-PX. Sp,I>n
 
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