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NS-Frauen-Warte: die einzige parteiamtliche Frauenzeitschrift — 10.1941-1942

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Heft 14
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https://doi.org/10.11588/diglit.2783#0280
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5e>t üas kieisen in
fremde Länder durch
den modernen Lisen-
bahnoeriehr;u einem
kurzweiligen vergnü-
gen wurde, war hol-
land auch für die
veutschen ein belieb
tes kkeiseziel. Zür fort-
schrittlich gesinnte 8e-
wohner westüeutsch-
lands war es sogar zu
gewissen Zeiten ein
Erfordernis der allge-
meinen Lildung, ein-
mal „drüben", näm-
lich in holland gewe-
sen zu sein, Lei einer
kieise nach holland
lief man nie Sefahr,
enttäuscht ;u werden,
Man wutzte, was üie-
ses Land der sprich-
wörtlichen Sauberkeit
und öer glücklichen
hand bei der Zucht
edelster Llumensorten
bieten würde unü
konnte sich getrost vor-

her darauf freuen. Schon au; dem Zuge genotz man den holländischen Sinn
für peinliche Grdnung und ledensfrohe Zarbsn an haus unü Zaun, was
ohn« Unterschied Städte und Vörfer, ja selbst die kleinsten einzelnen Sied-
lungen auf dem Land« ungemein anheimelnü wirken lieh. Uuf den ge-
pslegten Strahen in und auherhalb üer nah beieinanderliegenüen Grt-
schasten herrschte stets ein buntes und wechselvollrs, aber in sich geruhsames
Leben, so dah der ankommende Zremde nicht selten den Eindruck von schönen
künstlerischen Ulltagsstudien hatt«, die zu einem langsam ablaufenden Zilm
zusammengefaht wurden.

weiter westlich, wenn die durch das offene Zugfenster eindringende Lust
würzig nach Nordsee schmeckt, beherrschten die weiten grünen, durch geradlinige
wassergräben in kleine kiarrees aufgeteilten wiesen das Slickfeld zu beiden
Seiten ües Schienenstranges, waren die blitzsauberen häuschen und das ge-
mächliche Leden echt hollandisch, so empfand man die weiten wiesen-, kNarsch-
und polderlanüschasten noch charakteristischer sür das Lanü und die kNenschen,
die sich in jahrhundertelanger Nrbeit durch vienenfleitz und ein« allen iiata-
strophen trotzende Lntschlossenheit aus einem Sumpfgebiet eine heimat ge-
schaffen hatten, üie der welt Leispiel war.

Es ift verständlich, doh die unsäglichen kNühen, die die holländischen vorsahren
im kiampf gegen das wasser und die Naturgewalten aufbringen muhten, um
ihr Lanü besiedeln zu können, in den nachkommenden Leschlechtern, die die
Zrüchte dieser Nrbeit «rnteten, Stolz und Zreude am Sesitz weckten. wir be-
gegnen darin einer ausgeprägten Nationaleigenschast, die dem Land und seinen
Sewohnern zum Segen, di« oon Zremden aber oft in einem falschen Licht gesehen
wurd«, wenn sie es nicht oerstanden, da; Gegenwärtig« aus dem vergangenen
heraus zu beurteilen. Ver hollänüer liebt seinen Sesitz und die Geruhsamkeit.
Nkan wird in holland ni«, auch heute nicht, den Eindruck eines hastigen, arbeit-

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überfüllten Lebens gewinnen. Gine gewisse Sedachtjamkeit liegt sogar in der
Nrt Üer hollänüer, radzufahren. Sie sitzen kerzengerade aus ihren „viets",
jonglieren mit schwindelerregender Gewandtheit durch die dichtesten verkehrs-
verwickelungen, aber alles ohne hast. Sobald sich ein Negen ergieht — was
immer sehr plötzlich unü wohl zwanzigmal am Tage geschieht —, steigt jung
unü alt, hoch und niedrig von seinem Stahlroh und stellt sich damit unter ein
schützendes Vach. „Nuf Negen folgt Sonnenschein", mühte ein holländer ge-
dacht haben, üenn nur hier trifst es so prompt ein.

Oie Geruhsamkeit des werktätigen Ledens in holland mag auch darin einen
Grund haben, dah in diesem Lande alle; sehr gewissenhast getan werden muh.
Und gute; werk braucht Zeit. va üer Saugrund gröhtenteils sumpfig war oder
sich senkte, muhte sehr solide und langsam gebaut werüen. vie gleiche bedacht-
same Zähigkeit war
erforderlich, wenn
man bei den grohen
iianalbauten, Gin-
deichungen usw. das
wasser al; störrischen
Gegner hatte. Zast
zwei Zünftel des Lan-
des liegen tiefer als
der Meeresspiegel, sie
sind dem Meer oder
den Zlüssen abgewon-
nen. was wunder,

-ah aus dieser meister-
haften Seherrschung
des Elements eine
Selbstsicherheit er-
wuchs, die dem Eha
rakter de; volkes auch
in andern Oingen
eigen wurde. vie
Gründlichkeit, mit der
alles geschieht, scheint
für den Zremden ihren
höhepuntt zu errei-
chen, wenn man die
nett anzuschauenden
Zrauen fast Tag um
2ag hauswände unü
Sordsteine blank put-
zen sieht unü auher-
dem erfährt.dah es für
die hoiländische haus-
frau zu dem grohen
Zrühjahrshausputzge-
hört, wenn alle Zim-
mer jährlich neu ta-
peziert werden.

Oie Zreude am wohl-
organisierten unü ge
nuhbringenden va-
sein findet ihren stärt-
sten Nusdruck im hol-
ländischen haus, im holländischen Zamilienleben. wie wohl sonsl nirgend; aus
üer welt, wohnen oiele holländer im eigenen haus, meist in zwei Stockwerken
übereinander. Zwangen ihn die verhältnisse, in einem Geschoh zu bleiben und
über sich einen Mitbewohner ;u dulden, so führt eine der hühnersteige ähnliche
Ereppe auherhalb ües hauses nach oben (bei neueren Sauten auch innerhaib
des hauses), stets ohne mit der unteren wohnung nur im geringsten in Se-
rührung zu kommen. Zn diesem gegen jeüen Nachbarn abgegrenzten heim
wohnt eine natürliche Gemütiichkeit. Man vermutet sie bereits von drauhen
hinter den breiten unü hohen Schiebefenstern, wo nur eine Zülle oon Slumen
und Slattpflanzen den Linblick etwas oerwehrt. vorhänge oerwendet man be-
scheiden, da in die ttefen Näume sonst zuwenig Licht fällt. vie meisten häuser
sind nach dem gleichen schmalen unü ttefen Grundrih gebaut. Zm Erdgeschoh
iiegen gewöhnlich zwei ineinanüer übergehende wohnräume, so dah man ost von
der Strahe bi; zur Gartenseite hin durchsehen kann, wo man oon einer breiten
Glasveranda in einen wohlgepflegten, abgezirkelten Gartenhof ttitt.

Zür die Mehrzahl der holländischen Zrauen - eine Zrauenwerftätigkeit gibt
«s nur in üen Zndustriegebieten — spielt jich das Leben ausschliehlich in ihrem
haus ab, wo hausmütterliche Sorgfalt und Sauberkeit in guter Einttacht neben
pietätvoiler pflege alten Zamilienbesitzes nebeneinander zu finden sind. Zede
Nnhänglichkeit an überliefettem Gut dirgt die Gefahr, dah die Näume eines
Cages überooll sind unü die wirkung de; einzelnen schönen handwerklichen
Gegenstandes unter der Zülle leiüet. Es zeigen sich aber bereits Nnsätze, -en
wirNich guten alten Sesitz von wettlosem oder gur tttschigem;u ttennen. Neden
alten wunderbaren handwerklichen Nünsten, die wieder lebendig werden, sieht
man auch schon schöne, dem Stil üe; Landes angepahte moderne Möbel.

vas hauptougenmerk der höllanderinnen war von jeher aus die Pfleg« der
Ninder gerichtet, die denn auch dank dieser Mühe in prächtiger Gesundheit
heranwachsen Zn einem Land, in dem schon die Nleinsten im tiörbchen durch

-^ui gemvinsamsn ^/ancterungsn ru ^/assec unct ru i.sn6e
iscnen clis «1ugendgruppenmit6sl ttoilsnct kennen. 8ie de-
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