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NS-Frauen-Warte: die einzige parteiamtliche Frauenzeitschrift — 11.1942-1943

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Heft 12
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https://doi.org/10.11588/diglit.2782#0210
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OeutscheFrauen in allen Länöern Curopas

Es ist da; Einmalige dieses iirieges, dah wir nicht nur erobern. vernichten,
alte Zormen zerschlagen, sondern aur dem Zusammengestürzten sofort etwar
Neuer aufbauen. Sn allen ileilen Luropas, in denen wir militärisch operierten,
folgt die Draanisation und der wirtschaftliche Neuausdau üen Soldaten aust
dem Zuhe. Und er ist eine ebenso neuartige wie beglückende Tatsache, dah
die deutsche Zrau an diesen vorgängen grohen Nnteil hat, Noch vor wenigen
Zahren hätte man es für unausdenkbar aehalten, dah deutsche INädchen und
Zrauen in allen europäischen Ländern leben, arbeiten und sich dabei gut
zurecht finden, Und doch ist es Tatsache geworden,
wer als Soldat in besetzten Gebieten war, sieht in der deutschen Zrau, der
er dort mit oder ohne Uniform begegnet, nichts Lesonderes mehr, Und auch
oielen deutschen Zamilien ist der Gedanke, dah nicht nur der Sohn, sondern auch
die Tochter auherhalb der Neichsgrenzen im Nriegseinsatz ist, längst etwas
Gewohntes geworden, genau so wie in der beimat hat die deutsckie Zrau sich
auch auherhalb der deutschen Neichsgrenzen für alle tiriegspflichten eingespannt,
Tausend« oon Zrauen sind in der Gefolgschaft üer wehrmacht, einzelner Neichs-
behörden und der freien wirtsckiaft in den Ländern tätig, die von un; besetzt
oder mit uns befreundet sind, Db al; Nachrichten- oder Stadsl^elferinnen bei
Luftwaffe, heer oder Marine, als weibliche Gefolgschaft bei üer N, Dr-
ganisation Todt, ob tätig bei Lehörden des öffentlichen verkehrs oder ckin-
richtungen de; freien handels überall haben die deutschen Zrauen und Mädel
sich bewährt, und ihre Zahl wächst stänüig,
wer da meint, dah di« Nbenteuerlust für die meisten die Triebfedcr sei, hat gar
nicht !o unrecht, Nur wissen wir bereit; heute aus lanaer Seobachtung, dah
es sich um ein sehr gesundes Nbenteuertum hanüelt, hinter dieser scheinbar
draufgängerischen Sorglosigkeit oerbirgt!ich nämlich — wie deutliche Nnzeichen
immer wieder verraten — das Sedürfnis auch der üeutschen Zrau, sich mit
Turopa, seinen unterschiedlichen Lebenserscheinungen und kulturellen vor-
gängen auseinanderzusetzen. Nann es verwunderlich sein, dah die ausgeweitete
Lebenssphäre, die di« Urlauber nach haus« mitdringen, nun auch in den Zrauen
den wunsch -rwecken, sich ürauhen mit den Nrästen zu messen, Nicht nur zu
worten, bis die neue Grdnung da ist, sondern mitzuhelfen — wenn auch in
bescheidenem Nahmen — sie ;u schaffen,
vah e; eine Nuseinandersetzung ist, die auch ihre bitteren Seiten hat — wem
wäre da; beute wohl noch unbekannt, vie Zeiten, wo einzelne besetzte Gebiete
einem Schlaroffenlanü gleichkamen, sind lanae vorüber, vie Schwierigkeiten
sind in den einzelnen Ländein verschieden, hier mangelt es an Vuartieren,
üort ist es kalt, da nehmen die winternächte kein Tnde, unü in entgegengesetzter
Nichtung ist die sommerliche hitze kaum erträglich, vie deutschen Zrauen und
MSdchen müssen sich an diese Sesonderheiten manchmal auch erst schwer ge-
wöhnen, vie ersten wochen, in üenen die Zreude, etwas von dcr welt zu sehen,
alles freunülich und reizvoll erscheinen lassen, gehen oorüber, vann deginnt üie
Zeit de; vurchhaltensi üie Tinsamkeit im fremden Land, Schwierigkeiten mit
der Sprache, Umstellung der Trnährung, klimatische veränderungen usf. Nber
das Ungewohnte und Schwere verrinaert nicht den Mut, hinauszugehen. Und
auck da; mag als Lestätigung gelten für den inneren Nntrieb, üem die Zrauen
folgen.

Mit der wachsenden Zahl dieser Zrauen und Mädchen drauhen nahm auch
die vorsorge des Neiches zu, und als im Zrühjahr 1942 die Reichsfrauen-
führerin mit der Setreuung aller weiblichen Nräste in den besetzten Gebieten
beaustragt wurde, begann ein sehr zielbewuhtes vorgehen, das jetzt bereits
erstaunliche Trgebnijse vorweisen kann. vas vordringlichste war naturgemäh
die Unterbrinaung, üie durch die Nriegsoerhältnisse in allen Ländern Turopas
schwierig ist, uber üer deutschen Drganisationskunst ist es auch hier wieder ge-
lungcn, das problem zu lösen, vie Geleaenheiten in Gst und west, in den
nördlichen und südlichen Ländern waren so verschieden, dah in jedem Land
nach besonderen Trkenntnissen gehandelt werden muhte, Galt es in einigen
Grohstädten des westen; einen uns stemden, überkultivierten Lurus frei-
stekender hotels auszuschalten, so muhten im Gsten die einsachsten voraus-
setzungen für men!chenwürdig«Unteikünfte in deutschemSinne geschaffen werden,
Bei aller Nnpassung an die örtlichen verhältnisse entschloh sich die Neichs-
frauenführerin doch lehr bald zu einer allen Gebieten gemeinsamen Linrich-
tung: zum Zrauenwohnheim, Unter tatkräftiger Mitwirkung aller Stellen,
die weibliche Nräfte drautzen beschäftigen, sind m den letzten drei Monaten
870 solcher heime dort eingerichtet worden, und weitere sind überall im Nuf-
bau, Vas Zrauenwohnheim soll, wie schon der Name sagt, ein heim sein —
und ist es auch, Tin heim, das die gröhten Sorgen für ein sauberes, geheiztes
Zimmer, sür eine warme Mahlzeit an nett gedeckten Tischen und für eine be-
hagliche Lcke am Zeierabenü abnimmt, ein heim also, in dem man al; deutsche
Zrau leden unü auch zur Lelbstbesinnung kommen kann, Ts ist für die Zrauen
ein wirkliches „heimkommen", wenn sie das haus betreten, Nlles, was der
deutsche Mensch in sich trägt, sein Sedürfnis nach Schönheit und Behaglichkeit,
nach geselligem Zusammensein und iulturellen Trlebnissen — wenn auch nur
in bescheidenstem Mahe — da; wächst in diesen Zrauenwohnheimen unter der
pflege ausgesuchter und gut vorbereiteter heimleiterinnen,

Unter gemeinsamem vachzwar, können die Zrauen im wohnheim ihr ganz
persönliches Leben führen. Ver gröhte Teil wohnt in Tinzelzimmern, Zm Trd-
geschoh sind nach Möglichkeit genügenü Tinzelräume für Geselligkeit vorge-
sehen, wo jede Bewohnerin auch persönlichen Lesuch empfangen und bewirten
kann. Zn oielen Zällen sind diesc wohnheime zu einer Gase deutschen Lcbens
aeworden, ;u einem häuslich kulturellen Mittelpunkt in einer doch immer
fremd bleibenden Umwelt, den auch die deutschen Soldaten gern aufsuchen,

Ts ist eine schöne Trfolgsmeldung, dah nach so kurzer Zeit bereits der gröhte
Teil aller drauhen tätigen Zrauen in wohnheimen untergebracht werden
konnte, Nur zweimal im Monat hat man die Teilnahme an einem heimabend
zur Pflicht gemacht, Oas genügt auch, weil das freiwillige Sedürfnis nach
Sprachkursen, berufskundlichem Unterricht, Mütterschullehrgängen und vor
allem nach vorträgen über das betreffende Land sehr groh ist, Nrzte und sonst
Sachkundige sprechen über geographische, klimatische und rassekundliche Zragen
des Landes, und nach Möglichkeit werden auch kunst-, kultur- und allgemein-
geschichtliche Nurse abgehalten, die sich einer besonderen Seliebtheit ersteuen,
Nuch darin spiegelt sich üer innere vörgang, der hinter diesem Streben nach
drauhen steht: der vordringende ölick der deutschen Zrauen über einen Non-
tinent, der das Schicksal unseres volke; ist, Ludia Neimer-Lallnet

Was sollen wir unseren Solöaten ins Felö schicken?

Voppelt »ichtig ist diese Zrage, denn einmal wollen wir unseren Soldaten
ja wirklich nützen und ihnen «ine rechte Zreude machen, zum anderen aber
müssen wir uns immer wieder bewuht machen, dah wir mit unnützen oder
gar oerderblichen vinaen Gut verschwenden, das wir in der heimat noch
brauchen könnten, Ts fanden sich in den weihnachtspäckchen immer noch Le-
berwurst, iiäse, Zitronen oder dergleichen, was alles bereits auf den post-
sammelstellen in der heimat oerdorben war, und Nuchen, der entweder ver-
steint oder völlig in kleinst« Nrümel aufgelöst bei dem Tmpsänger ankommen
muh, ver in diesem Nuchen gan; nutzlos geopserte Zucker würde dagegen in
Zorm oon einigen Stückchen würfelzucker drauhen grohe Oienste geleistet haben,
Mit Lebensmitteln sinü unsere Soldaten wirklich gut versorgt, das wird ein
jeder bestätigen Und wenn in schwierigen Nampslagen einmal die verpfleaung
nicht !o herankommt wie gewöhnlich, dann kommen auch üie Zeldpostpäckchen
nicht heran, und die Tiserne Nation muh aushelfen. Und würde do ein ver-
faulter Npfel helfen können? hier aber könnte er ;, 8, einem Ninde dienlich
sein, Ts gibt noch eine ganz« Menge zu schicken auher Lebensmitteln oder den
„ewigen Zigaretten", die übrigens drauhen nie zuviel sind und immer wieder
sttahlend bearüht werden, wir können Lichte schicken, Lichte werden in Nuh-
land vor allem dankbar angenommen, Sicher hat mancher seine'weihnacht;-
lichter gespart, um sie nun herausschicken zu können, Dder man hat noch Neste,
und davon neue Lichte ;u ziehen, haben wir ja wieder gelernt, Tin einfacher
Lichtfuh dazu ist auch leicht selbst gemacht, Oazu fanderi sich ;u weihnachten
in allerlei Zeitlchriften Nnregungen genug, vielleicht hat auch'jemand noch so
ein gespartes Teewärmerlicht, wir können es hier eiitbehren, unü drauhen hilst
e; wieder ein Stück weiter, wir können die Sriefumschläge und -bögen, die
wir hier für uns bekommen, herausschicken und uns Sriefpapier selber schnei-
den und kleben, wenn wir einen gan; einfachen Pappumschlag dazu ferttgen —
nicht gröher als Umschloggröhe: denn üer Soldat dat nicht viel plah und muh
fast alles im Tornister unü oielerlei im Srotbeute! unterbringen , so ist üas
zweckmähig, Zwischen den übrigen harten Gegenständen würde das Papier
ohne Schutz nämlich reihen und zerknittern, vann finden Slei- und Nopier-
stist immer dankbare Nbnehmer, Und ein entbehrlicher Thlöffel wirü stets mit

gröhter Segeisteruna empfangen, da dieser notwendige Gegenstand allzugern
verloren oder vergessen wird, vielleicht können wir auch das eine und andere
Mal aufs händewaschen oerzichten, sö Seife sparen und gelegentlich mal ein
Stück Seife mit herausschicken, vamit soll noch lange nicht Schmutzhänden da;
wort geredet werden,- aber manchmal könnten wir doch unbeschadet diesen
kleinen verzicht leisten, wisch-, wasch- und Putzlappen jeglicher Stoffart kön-
nen drauhen Gutes tun und ganz einfache selbslgefertigte Taschentücher, Nuch
Nähzeug ist immer am platzc und Stopfgarn: denn wenn irgend Zeit ist, stopft
der Landser auch seine Sttümpfe, wenn jemand das Zeug erübrigen kann -
möglichst weiches natürlich , so denke er auch an Zuhlappen, Sesonders prak-
tisch ist es, das Zeug gleich zu einer Nrt Zühling zusammenzunähen, der als
Sttumpfüberzug zwischen Strumpf und Stiefel gettagen werden kann, Zn La-
zaretten verwenden die Schwestern, wenn es im winter kalt ist, solche Züh-
linge sür ihre Nranken und verwundeten auch gern al; Settschuhe, Seinen
kanken und oerwundeten Soldaten macht man auch eine sehr grohe Zreude,
wenn man ihnen ins Lazarett, wenn si« wieder auf sein können, leichte pan-
tosfel oder Schlappschuhe schickt, die man ja auch gut selbst herstellen kann. viele
davon sind natürlich in den Lazaretten, oor allem in den heimatlazaretten,
vorhanden, aber sie sind eben so beliebt bei unseren Soldaten, dah sie oft mit-
genommen werden,

Gleich groh ist bei den Soldaten, ob im Zelde oüer im Lazarett, die Zreude
über das Such, Nber wir wollen keine Nriegsbücher hinausschicken. wir hier
in der heimat wenden uns ihnen mit heihen herzen ;u, weil wir mit unseren
Nriegern miterleben wollen und versuchen wollen, sie weitestgehend zu oer-
stehen, Tr aber will umgekehrt gerade für kurz« Zeit hinausgehoben sein aus
dem Nriegsgeschehen. Tr will ausspannen, will sich «ntspannen, indem er sich
in eine gan; andere welt verseht. Und da ist unsere deutsche Literatur so reich!
Sehr umfangreiche, schwere und grohe Sücher sind nicht ;u wählen: denn auch
die Sücher sollen mit herumgeschleppt werden können, vor allem geeignet sind
klein« Trzählungen und kurze Geschichten, kleine Gedicht- und auch vildbände,
Nusgezeichnet geeignet sind z, S, die „Münchener Lesebogen", vas sind kleine
Nkappen mit je 24 ganz' dünnen steftchen verschiedenartigster Literatur, Und

Zoitiehun, aut Seir« >6«

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