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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 1.1905

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Kempf, Friedrich: Die Anfänge und bisherige Tätigkeit des Münsterbau-Vereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.2395#0012

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Relief der Brüstung der Kaiserkapelle Maximilians I.

Die Anfänge und bisherige Tätigkeit
des Münsterbauvereins.

Von

Münsterarchitekt Friedrich Kempf.

eit fünfzehn Jahren besteht der Freiburger
Münsterbauverein, von einem eigenartigen
Vorgange ins Leben gerufen. Da nur
wenigen Eingeweihten die näheren Um-
stände bekannt sind, so dürfte es sich
verlohnen, an der Hand des aktenmäßigen Materials
weitere Kreise über die Entstehung und bisherige
Wirksamkeit des Vereins zu unterrichten.

Es war im Jahre 1889, als die Gantersche Braue-
reigesellschaft mit der Absicht umging, das ihr
gehörige, hinter dem Münsterchor stehende Wirt-
schaftsgebäude (Herrenstraße No. 24) niederzureißen
und durch einen dreistöckigen, zeitgemäßen Neubau
zu ersetzen. Gegen dieses Vorhaben erhob das Erz-
bischöfliche Ordinariat Einsprache, weil die zuvor nur
nach der Herrenstraße gelegenen Wirtschaftsräume
nun auch nach dem Münsterplatze sich erstrecken
sollten. Das Erzbischöfliche Ordinariat glaubte, dass
die kirchlichen Verrichtungen bedenklich gestört wer-
den könnten, wenn die Wirtschaft so dicht an den
Chor gerückt würde — die Entfernung von der Haus-
flucht bis zum Chor beträgt nur 5 m.

Der Stadtrat, welcher in dieser Angelegenheit
zum Gutachten aufgefordert wurde, sprach gleichfalls
seine Bedenken gegen die Bauerlaubnis aus, wenn-
gleich er sich nicht verhehlte, dass alle Anstrengun-
gen, den geplanten Neubau zu verhindern, erfolglos
sein dürften. Er äußerte die Ansicht, dass es weder
recht noch billig sei, eine Reihe von Gebäuden in
unmittelbarer Nähe des Münsters stehen zu lassen
und gleichzeitig zu verlangen, dass ihre Eigentümer
aus Rücksicht auf das Münster sich in ihrer freien
Verfügung beschränkt sehen sollten.

Das Großherzogliche Bezirksamt war schließlich
nahe daran, die Bauerlaubnis zu erteilen, als unver-
mutet ein günstiger Wendepunkt eintrat. Oberbürger-
meister Dr. Winterer hatte einen Ausweg gefunden,
indem er zugleich der Verwirklichung eines längst
von ihm gehegten Gedankens näher trat. Bereits im
Spätjahr 1888 hatte er mit dem damaligen Erzbischöf-
lichen Bauinspektor Stadtrat Franz Baer die Frage
erörtert, wie die Freilegung des durch mehrere
Häuser in feuergefährlicher Weise bedrohten Mün-
sterchors, seine genaue bauliche Untersuchung, seine
Wiederherstellung und sein Ausbau in geeigneter
Weise ins Werk gesetzt werden könnte. Betrachtete
auch der Oberbürgermeister im Hinblick auf die be-
stehende Alternative die Freilegung des Münsters
nach der Ostseite als das nächstliegende und einzige
Mittel, sich vor Unzuträglichkeiten der beregten Art
künftighin zu schützen, so spielte dieselbe in dem
ganzen Plane, schon ehe sich in diesen Fragen ein
Wechsel der Anschauungen vollzog, doch nur eine
untergeordnete Rolle. Man war sich wohl bewusst,
dass vor allen Dingen über die wichtigste aller Vor-
fragen: in welchem baulichen Zustande nämlich das
Münster mit seinem Westturm sich befinde, volle
Klarheit geschaffen werden müsse. Nur zu deutlich
zeigten die Jahrhunderte, welche über den Bau hin-
weggegangen sind, die Spuren der Verwitterung und
Baufälligkeit, denen auch das bedenkliche Mittel der
Eisenverschlauderung nicht Einhalt zu tun vermochte.
Oberbürgermeister Dr. Winterer betrachtete es daher
als die größte Verantwortung vor der Öffentlichkeit,
welche die jetzige Generation auf sich laden würde,
wenn sie nicht um jeden Preis alles aufbieten wollte,
 
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