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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 1.1905

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Kempf, Friedrich: Ein "Barmherzigkeits"-Bild Lukas Cranachs des Älteren von 1524 in der Freiburger Münster-Sakristei
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https://doi.org/10.11588/diglit.2395#0034

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Kempf, Ein „Barmherzigkeits"-Bild Lukas Cranachs des Altern

Quasten sowie durch das Schwert, das Kreuz und den
Stab als dasjenige eines Erzbischofs oder Kardinals
aus dem Hause Brandenburg. Wir finden das gleiche
Wappen in etwas vereinfachter Form auf verschie-
denen Bildern Cranachs wieder. Es ist das Wappen
Albrechts von Brandenburg, Kardinals und Erzbischofs
von Mainz und Magdeburg, Administrators des Bis-
tums Halberstadt. Albrecht, geboren 1490, war der
zweite Sohn des Kurfürsten Johann von Brandenburg.
Er trat frühzeitig von der mit seinem älteren Bruder

Albrecht galt als einer der kunstsinnigsten Fürsten
seiner Zeit. Er ließ eine große Reihe der schönsten
kirchlichen Kunstwerke von den ersten deutschen
Malern anfertigen, so von Dürer, Grünewald, Beham,
Peter Vischer, namentlich aber von Cranach, mit dem
er in vertrauten Beziehungen gestanden hat. Mit
diesen Kunstwerken schmückte er vornehmlich die
von ihm im Jahre 1520 gegründete Stiftskirche zu
Halle und den von ihm durch ansehnliche Schätze
bereicherten Dom zu Mainz.

Wappen auf dem Cranachschen „Barmherzigkeits"-Bilde.

Joachim seit dem Tode ihres Vaters gemeinschaftlich
geführten Regierung zurück, um sich dem geistlichen
Stande zu widmen, empfing die Priesterweihe, wurde
Domherr zu Mainz und Trier im Jahre 1513, dann
auf den erzbischöflichen Stuhl zu Magdeburg erhoben
und zugleich zum Administrator des Domstifts zu
Halberstadt ernannt. Im folgenden Jahre, 1514, ward
er zum Erzbischof und Kurfürst von Mainz erwählt.
Erasmus von Rotterdam war ein von ihm hochver-
ehrter Freund. Als Zeichen päpstlicher Huld und
Gnade empfing er 1518 den Purpur. Er starb
im 55. Jahre seines Lebens am 14. September 1545.

Welche Bewandtnis hat nun das Wappen mit
unserem Bilde? Vergegenwärtigen wir uns, dass der
Künstler bei Kardinal Albrecht in großer Gunst stand
und vielfach für ihn beschäftigt war, dass ferner dessen
Wappen auf vielen seiner gestifteten Bilder sowohl
als sonstigen Kirchenschätzen wiederkehrt, so werden
wir sicher nicht fehlgehen, wenn wir auch unser Bild
als ein von Albrecht bestelltes und gestiftetes an-
nehmen, das zu seiner Hinterlassenschaft gehört hat.
Selbstredend musste das Bild einst so aufgestellt ge-
wesen sein, dass auch das Wappen sichtbar war.
Denn nach allem, was man über diesen Kirchen-

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