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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 1.1905

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Krebs, Engelbert: Maria mit dem Schutzmantel am Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2395#0044

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Krebs, Maria mit dem Schutzmantel

habe und fährt dann fort: „Mein weiter Mantel aber Stellung der Gottesmutter mit dem Schutzmantel,
„ist meine Barmherzigkeit, die ich keinem, der drum wie wir sie hier nacheinander aufgeführt, zeigen uns
„bittet, versage. Alle, die sie suchen, werden unter also ein mehrfaches.

„dem Herzen meiner Barmherzigkeit Schutz fin

„den . . ." „Ich werde von allen Mutter der Barm

„Herzigkeit, Mater misericordiae, angerufen. Wahr

„lieh, meine Tochter, die

„Barmherzigkeit meines

„Sohnes hat mich barm-
herzig gemacht und sein

„Mitleid machte mich

„mitleidig. Deshalb wird

„elend sein, der zur

„Barmherzigkeit, wo er

„doch könnte, nicht her-

„zueilt. Wohlan denn,

„meine Tochter, komm

„und birg dich unter

„meinem „Mantel1.'1

Die heilige Seherin
Brigitta war nicht Domi-
nikanerin. Um so wert-
voller ist uns ihr Zeug-
nis, welches zeigt, dass
man das spezifisch Do-
minikanische des Ge-
dankens auch inderzwei-
ten Hälfte des H.Jahr-
hunderts nicht vergessen
hatte und dass derselbe
mit dem Salve-Regina
und seinen vertrauens-
vollen Akklamationen
eng verbunden ist, wel-
ches aber anderseits auch
dartut, wie wenig parti-
kularistisch diese domi-
nikanische Vorstellung
aufgefasst wurde, wie
universell vielmehr der
Schutz des weiten Man-
tels, der schon nach
Dietrich von Apoldas
Schilderung das ganze
himmlische Vaterland
fassen konnte, einem
jeden verheißen wurde.
der sich unter ihm bergen, das heißt, sich der Barm-
herzigkeit Mariens anheimstellen wollte.

Die literarischen Parallelen zur bildlichen Dar-

Glasgemälde im Fenster über dem südlichen Seitenschiff-Portal.

1 Revelationes s. Brigittae, olim a Cardinale Turrecremata
recognitae, nunc a Consalvo Duranto notis illustratae. Antwerpiae
1611. Lib. III. cap. 17, 18, 23. Ein Hinweis auf diese Stellen in
Acta Sanctorum 1. c. pag. 468.

1. Die Idee vom Schutzmantel Mariens ist ur-
sprünglich zisterziensisch und taucht zuerst im ersten
Drittel des 13. Jahrhunderts auf.

2. Noch in der er-
sten Hälfte desselben
Jahrhunderts geht sie in
die Literatur der Domi-
nikaner über und bleibt
in derselben in verschie-
denster Form bis tief ins
14. Jahrhundert hinein.

3. Noch in der zwei-
ten Hälfte des H.Jahr-
hunderts ist man sich des
dominikanischen Cha-
rakters der Idee, auch in

außerdominikanischen
Kreisen bewusst, ver-
meidet aber eine eng-
herzige partikularistische
Deutung und hofft für
jeden, der Maria Schutz
sucht, einen Platz unter
ihrem weiten Mantel.

4. Die einzelnen
literarischen Nachweise

der Schutzmantelidee
bringen dieselbe mehr-
fach mit den Akklama-
tionen des Salve Regina
in Verbindung, von deren
schönster — „Mater mi-
sericordiae" — die plasti-
sche Darstellung dersel-
ben ja bis heute den Na-
men erhalten und behal-
ten hat.

Ohne aus diesen vier
Thesen einen verfrühten
Schluss ziehen zu wollen,
möchte ich für etwaige
kunsthistorische Weiter-
forschungen nur auf drei
Dinge hinweisen:

1. Die uns bekannten bildlichen Darstellungen stam-
men frühestens aus dem beginnenden H.Jahrhundert.

2. Die Personen unter dem Mantel sind meistens
in dem universalistischen Sinne der Brigittenvision
zusammengestellt.

3. Von den sechs Freiburger Schutzmantelbildern
gehen drei oder vier in das 14. Jahrhundert zu-



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