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Kleine Mitteilungen und Anzeigen.

Das Rechnungswesen des Freiburger Münsters.

Von
Hilfsarchivar Dr. Anton Maurer in Konstanz.

as Dunkel, welches über der Baugeschichte
des Münsters U. L. Frauen zu Freiburg
liegt, wird auf Grund des urkundlichen
Materials wohl nie ganz zu lichten sein.
Es müssten denn ganz unerwartet neue
Quellen sich finden, von deren Existenz bis jetzt
niemand etwas weiß. Der Werdegang des großen
Werkes wird uns daher, soweit der Bau nicht selbst
spricht, immer mehr oder weniger ein Geheimnis
bleiben. Das ist zwar zu bedauern, hat aber auch
sein Gutes. Als lebendiges Abbild des hochstreben-
den idealen Geistes des Mittelalters steht das Münster
da und ist uns eine tägliche Mahnung und Erinnerung
daran, dass wir nicht bloß seine Geschichte, son-
dern auch die Zeit und die Menschen, welche es
hervorgebracht haben, nur mangelhaft kennen. Zu-
dem bietet es einen eigenen Reiz, das Kunstwerk
einfach hinzunehmen als Geschenk unserer mittel-
alterlichen Vorfahren, es als Ganzes zu bewundern
und auf sich wirken zu lassen, ohne dabei die Auf-
merksamkeit auch auf das klargelegte Entstehen und
die im einzelnen, Schritt für Schritt zu verfolgende
Künstlertätigkeit seiner Meister ausdehnen zu können.
Besser als das frühere Mittelalter hat die spätere
Zeit unserem Forscherdrang gewollt.

Mit September 1471, der Epoche der Wieder-
aufnahme des Neuenchor-Baues, beginnen die Quellen
einigermaßen ergiebig zu fließen und ziehen sich so
fort durch die Jahrhunderte bis in unsere Zeit. Es
sind die uns erhaltenen Baurechnungen des Münsters,
auch Hütten- oder Münsterfabrikrechnungen genannt.
Bis jetzt sind sie offenbar nicht viel benützt worden.
Das mag neben gewissen Schwierigkeiten der Arbeit
an sich auch daran gelegen haben, dass sie nicht
leicht zugänglich und nicht geordnet waren. Dem
ist jetzt abgeholfen. Der das Münsterarchiv bildende
handschriftliche Stoff ist soweit in Ordnung und Stand
gebracht, dass der Ausbeutung desselben für die

Geschichte des Münsters nun nichts mehr im Wege
steht.

Im folgenden sei kurz eine Besprechung und
Übersicht des Materials gegeben, welches seit 1471
über das Rechnungswesen des Münsterbaus erhalten
ist. Dabei sei bemerkt, dass die nachstehenden
Ausführungen, soweit sie nicht bloß das Vorhandene
registrieren, nicht eine eingehende oder erschöpfende
Abhandlung über das genannte Rechnungswesen sein
wollen, sondern nur eine Darbietung dessen, was
sich beim Einsehen und Ordnen der Bestände ge-
wissermaßen von selbst zu erkennen gab.

Die noch erhaltenen Münsterrechnungen be-
ginnen mit 1471. Ihre Ausgabenverzeichnungen, die
uns in erster Linie interessieren, umfassen nicht nur
den Bau im engern Sinne, sondern auch verschiedene
andere Dinge, die mit ihm in mehr oder weniger
engem materiellen Zusammenhange standen, wie
Leibgedingrenten, Zinsen aufgenommener Kapitalien,
Jahrzeiten, Leistungen an Schulmeister, Cantor und
Sigristen, offenbar also den ganzen oder doch einen
guten Teil des Aufwands für den religiösen Kult im
Münster, endlich Trinkgelder, Almosen und der-
gleichen mehr. Es wäre eine dankenswerte Auf-
gabe, in besonderer Untersuchung diesen Ge-
schäftskreis der Münsterfabrik genau festzustellen
und über den Lauf der Zeit hin zu verfolgen.

Bis 1578 wurden stets, mit Ausnahme derjahre
1540—1553, wo Jahresrechnungen erscheinen, Halb-
jahrsrechnungen geführt je in einem Heft von
schmalem Hochformat, das erste Halbjahr von Weih-
nachten bis Johannes Baptist, das zweite von Johannes
Baptist bis Weihnachten gezählt. Der Jahresanfang
Weihnachten hört mit 1560 auf. Es kämen also auf
jedes Jahr zwei Rechnungen; sie sind aber nicht
immer vorhanden. Für manches Jahr liegt nur
eine, oft auch gar keine vor, obwohl sie sicher
immer doppelt, höchstwahrscheinlich aber, wenig-
 
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