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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 1.1905

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Maurer, Anton: Das Rechnungswesen des Freiburger Münsters
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https://doi.org/10.11588/diglit.2395#0048

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38

Kleine Mitteilungen und Anzeigen

In der Regel figuriert zwischen 4 und 5 die Rubrik:
Usgeben costen, so uf den rum und Steinbruch zu Tene-
bach und Wöpplispergen gangen ist.

Zum Schluss werden die gesamten Einnahmen
aufgeführt mit 508 pfund 3 Schilling lO'/s pfenning,
sowie die gesamten Ausgaben mit 482 pfund 5 Schil-
ling 51':» pfenning und das Resultat mit den Worten:
darvon gezogen blibt meister Niclaus dem bou bi
rechnung schuldig 25 pfund 18 Schilling 5 pfenning.

Endlich erscheinen nachträglich auf der letzten
Seite noch die Einnahmen von Gerste, Roggen und
Weizen aus dem Zehnten zu Bentzhusen.

Das ist, von einzelnen Varianten abgesehen, die
typische Art und Anlage der Halbjahrsrechnungen
bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts. Mit den Än-
derungen im Betrieb treten dann im Laufe der Zeit
auch Veränderungen im Rechnungswesen ein. Diese
zu verfolgen, wäre Sache einer eigenen Untersuchung.
Nur andeutungsweise sei gesagt, dass mit der Zeit,
soviel bei raschem Überblick zu ersehen war, mehr
spezialisiert wird. Die Rubrik 2 der Ausgaben etwa
teilt sich in eine Anzahl von Abteilungen, von wel-
chen z. B. jedem in Betracht kommenden Handwerk
eine besondere zufällt.

Außer den Gesamtrechnungen führte der Schaff-
ner ohne Zweifel über größere oder wichtigere Einzel-
arbeiten wieder eigene und eingehendere Rechnung.
So haben wir ein detailliertes Kostenverzeichnis in
eigenem Heft über den Bau der großen Orgel von
1544. Dieser Umstand würde die so überaus dürf-
tigen Einträge in den Hauptrechnungen, z. B. über
das Baldungsche Altarwerk oder über Bau und Ver-
setzung des Lettners und anderes, erklären. Leider
ist von solchen Teilrechnungen fast nichts auf uns
gekommen.

Zu den eigentlichen Rechnungen treten in der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts noch sogenannte
Rezesse, d. h. summarische Zusamenstellungen der
Einnahmen und Ausgaben; in dieser Form nahmen
die Münsterpfleger die Rechenschaft des Schaffners
entgegen und erteilten ihr Genehmigung. Eine große
Bedeutung ist ihnen kaum zuzumessen.

Viel größern Wert besitzen die Rechnungs-
beilagen, bestehend aus quittierten Spezialrechnungen
und sonstigen Quittungen von Handwerkern, Lie-
feranten und andern Personen oder Instituten aus
dem ganzen schon bezeichneten Geschäftskreis der
Münsterfabrik sowie aus Akten, den Güterstand des
Münsters betreffend. Leider sind sie nur sprung-
weise, auch einmal nur in ersterer, ein anderes Mal
nur in letzterer Gattung, erhalten, und zwar aus der
zweiten Hälfte des 16. und dem Anfang des 17. Jahr-
hunderts; dann fehlen sie ganz bis 1767, von wo ab
sich regelmäßig jeder Jahresrechnung ein Faszikel

oder seit 1805 ein Band Beilagen anschließt. Von
1767 bis 1805 sind sie vielfach mit Beilagen zu den
Präsenzrechnungen untermischt.

Die Benützung und Ausbeutung dieser Materialien
lässt sich nicht gerade als leicht bezeichnen, da sich
die gesuchten Auskünfte in den seltensten Fällen so
leichterdings ergeben, wenn sie überhaupt zu finden
sind. Einträge chronikalischer Art kommen sozusagen
nie vor, und, wie es die Natur von Rechnungen mit
sich bringt, bilden darin die Bezeichnung der Kosten
und nicht die Gegenstände oder Arbeiten, für welche
sie aufgewendet wurden, die Hauptsache, auf die man
es abgesehen hat. Bereicherungen unserer Kenntnis
aus den Hüttenrechnungen wollen also mit Geduld,
Vertiefung in das Material und scharfsinnigem Kom-
binieren erworben werden.

Die ergiebigste Fundgrube ist immer die Rubrik
No. 2 der Ausgaben. Daraus hat besonders Schreiber
schon eine Anzahl Einträge publiziert. Es mögen
hier noch einige Beispiele folgen:

1511 I.

Item 2 pfund 9 Schilling dem Schlosser uf sontag
vor Johannis Baptiste umb 177 windisen in das ober
formenwerk in die 9 venster im nüen kor etc.

1512 II.

Item 10 Schilling 4 pfenning meister Hansen, zimmer-
man, hat 4 tag gewerket etc. . . . da sü das rad und
den zug ufmachten, da man den turn in Maria und
Magdalena körlin durchbrach.

1513 II.

Item 6 pfund 5 Schilling dem wichbischof zu einer
schenki vom fronaltar, chor und st. Johanes altar zu
wihen.

Item 43 pfund 15 Schilling 7 pfenning umb Silber
Hans Spenglern im Wechsel an st. Lamprechts haupt,
tut 70 gülden 7 pfenning.
1515 I.

Item 3 Schilling dem boten von Costenz, dass er
indult bracht von den 4 altar zu wichen.
1536 II.

Item 4 Schilling meister und gesellen, so das gewelb
im nüen kor ist beschlossen.
1538 I.

Item 9 pfund 16 Schilling 10 pfenning von der
capel und altar uf dem gotzacker und von des Loche-
rers und Soders körlin zu wihen für allen kosten.
1583.

Item do die Steinmetzen den ersten stein am letner
gelegt haben, haben verzert 2 pfund 3 Schilling.
1627.

Item Hans Jacob Ruoffen dem bildschnitzer bezalt
einen auszug tuot 17 pfund 13 Schilling 9 pfenning.
1630.

Item umb den weissen gestickten damast sampt
einem blauen himel und drei schilt geben mit be-
willigung der herren pfleger 265 pfund 12 Schilling
6 pfenning.

Fassen wir den Gesamtbestand der Münster-
rechnungen zusammen, so ergibt sich folgendes Bild:

M
 
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