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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 1.1905

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Schuster, Karl: Der Lettner im Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2395#0058

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Schuster, Der Lettner

Kapital einer Säule zwischen den Fenstern eines Zim- Sehr große Geldmittel stunden wahrscheinlich nicht

mers im Erdgeschoß entspricht den Lettnerkapitälen, zur Verfügung, wenigstens hatte zwölf Jahre vorher

soweit es nur der kleinere Maßstab zulässt. Die Jahres- der Stadtrat die Absicht, die Hütte für einige Jahre

zahl 1579 andern Kapital und 1580 am Erker bezeu- zu schließen, „darmit Unser Frouen bau sich umb

gen die Entstehung während Böringers Aufenthalt etwaz widerumben erholen möge". Die Versetz-

in Freiburg.
Die Steinmetz-
zeichen jedoch
stimmen, soweit
ich sie erkennen
konnte, mit de-
nen des Lettners
und der Heilig-
grabkapelle
nicht überein.

Am 3. Juni
1579 wurde den
PflegernvomRat
erlaubt, den Lett-
ner ausführen zu
lassen, wie es

scheint, nach
einem Modell.
Aus einer Hüt-
tenrechnung
vom Jahre 1505:
„Item 4 cj von
eim pulbret zu
machen uf dem
letner" geht her-
vor, dass ein
älterer Lettner
vorhanden war,
doch können wir
uns bei dem Feh-
len jeder wei-
tern Nachricht
und irgendwel-
cher Baureste
keine Vorstel-
lung von diesem
Werke machen;
sicher ist jedoch,
dass Böringer
keine Teile der

Außenseite der Heiliggrabkapelle.

arbeiten began-
nen 1583; in ei-
nem Einnahme-
und Ausgabe-
buch aus diesem
Jahre im Mün-
sterarchiv findet
sich der Eintrag:
„do die Stein-
metzen den er-
sten stein am
letner gelegt ha-
ben, haben [sie]
verzert 2 pfund

3 Schilling."
Über den Zeit-
punkt der Voll-
endung des Baus
fehlen die Nach-
richten, auch er-
fahren wir nichts
mehr über wei-
tere Arbeiten
Böringers. Nach
der Geschicht-
lichen Ortsbe-
schreibung be-
sass er zwischen
1572 und 1588
das Haus „zum
schwarzen Och-
sen", jetzt Salz-
straße Nr. 39; er
scheint im An-
fang des Jahres
1590 gestorben
zu sein, da am
9. Februar die-
ses Jahres seiner
Witwe von Rats

altern Anlage in seinen Neubau aufnahm. Wer die wegen ein „Vogt" gegeben wird1. Böringer scheint
Anregung zu diesem gegeben hat, ist unbekannt, einen Sohn hinterlassen zu haben; ein Ratsprotokoll

vom 1. Juni 1607 besagt: „Hans Görg Beringer
dem Steinmetzen so von hier bürtig, ist die zunft
bewilligt, hat angelobt" usw.; nach Schaefer wird
1610 ein Meister Hans Berinser in Konstanz genannt.

S. 491 f. u. ö. [Das Haus „zum goldenen Stauf" besass Tegginger
seit 1575. Im Jahre 1579/80 ließ er es — vermutlich nach den
Plänen Böringers einem völligen Umbau unterziehen, der in
der Hauptsache heute noch wenig verändert erhalten ist. Erker,
Getäfel an der Decke, Säulenwerk und Fresken verraten den
Kunstsinn des Besitzers. Vgl. darüber auch „Freiburger Bote f.
Stadt u. Land" 39 (1904), Nr. 239 II: „Zur Gesch. d. Hauses Nr. 19
d. Herrenstraße zu Freiburg" (von Domkapitular Ferd. Rudolf).

' Hans Beringers des Steinmetzen seligen witwe (ist) mit
Michel Hugen dem ballierer bevogtiget, (hat der) vogt pflicht geton.
Ratsprotokoll Bd. 35 Bl. 265.
 
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