Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 1.1905

DOI Artikel:
Schuster, Karl: Der Lettner im Freiburger Münster
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2395#0063

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


IHMMIMMMI

Schuster, Der Lettner

53

hätten sich nur zwei Säulen, je eine in jeder Ecke,
bei den Vierungspfeilern unterbringen lassen. An
der Wendeltreppe war das Gesims nur etwa mit
Hilfe von Konsolen aufzunehmen, was dem Ganzen
doch nur ein einhüftiges Aussehen hätte geben können.
Wären in den Ecken Säulen vorhanden gewesen, so
hätte sie Altermadt, der an jener Stelle seine Treppen
anbrachte, wegnehmen müssen, hätte also auch sicher
keine zwei neuen Säulen für die Mitte angenommen.
Das Hauptgesims der Ostseite ist in den Zeichnungen
gleich dem der andern Seiten angegeben, weil jeder
weitere Anhalt fehlt; ein Beleg dafür, dass es in den
gleichen Formen und Abmessungen gehalten war, ist
jedoch nicht vorhanden. Gegen den Chor waren die
beiden Eingänge jedenfalls mit Gittertüren abge-
schlossen. Die Münsterbauhütte besitzt ein Ober-
lichtgitter, das seiner ganzen Erscheinung nach der
Zeit Böringers angehören kann und in die Bögen
der Eingänge hineinpasst, wenn diese, wie wir wohl
annehmen dürfen, die gleiche lichte Weite hatten,
wie die Bögen der drei andern Seiten. Das Gitter
bildet jedoch keinen vollen Halbkreis, wie diese
Bögen, reicht also nicht bis auf den Kämpfer herab;
die Zugehörigkeit zum Lettner ist zwar trotzdem mög-
lich, aber immer-
hin zweifelhaft.

Von der heu-
tigenBrüstungge-
hörennurdiezwei

Eckpostamente
der Nordseite so-

wie die Sockel- und Deckplatten dem Bau Böringers
an. Gegen die Echtheit der Maßwerkplatten spricht
vor allem das Material (roter Sandstein), ferner auch
die im Vergleich zu den Merzweilerschen Platten
weniger sorgfältige Ausführung. Sie scheinen eine
ziemlich getreue Nachahmung eines alten Vorbildes
zu sein: Maßwerk von gleicher Zeichnung findet sich
auf der Plattform des Chorumgangs über je einer
Kapelle der Süd- und der Nordseite, ferner unter
den Fenstern im Mittelschiff des Langhauses. Das
erstere scheint aus nachgotischer Zeit zu stammen,
das letztere zeigt die Jahreszahl 1790, in welchem
Jahre, nach einer Notiz Geissingers, die Laufgänge
unter den Fenstern der drei Schiffe mit Geländern
versehen wurden. Höchst wahrscheinlich ist das
jetzige Maßwerk des Lettners für die Wiederaufstellung
neu angefertigt worden; der rote Sandstein konnte
nicht auffallen, da der Lettner, wie auch alle andern
Hausteine im Innern des Münsters, damals hellgrau
angestrichen war. Dieser Anstrich wurde, wie Schaefer
wohl mit Recht vermutet, 1770 gelegentlich des Emp-
fangs der Erzherzogin Marie Antonie angebracht;
erst seit 1866 wurde er allmählich wieder entfernt.
Gründe für die Notwendigkeit der Neuherstellung des
Geländers lassen
sich sehr wohl
denken; es steht

zunächst nicht
fest, dass die ur-
sprünglichen

Maßwerkplatten

Grundriss des Lettners.

Freiburger Münsterblätter I, 2.
 
Annotationen