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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 1.1905

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Schuster, Karl: Der Lettner im Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2395#0066

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56

Schuster, Der Lettner

auf der Ansicht der südlichen Schmalseite des Lett- zusammengehören, dann können sie sich nur im

ners zu sehen ist. nördlichsten Bogen der Westseite befunden haben,

Der Figurenschmuck ist geschickt und lebendig im nächsten folgte dann der Prophet,
in der Anordnung und wohlabgewogen im Relief, Von den kleinen Figürchen auf den noch erhal-

hingegen von etwas handwerksmäßiger Ausführung; tenen acht Säulen sind sieben mit Namen bezeichnet

am meisten be-
friedigt als

künstlerische

Leistung das
Meisterbild.

Die ursprüng-
liche Anordnung
der Figuren in
den Zwickeln
wurde durch den
Umbau verän-
dert, auch feh-
len jetzt zwei

Figuren. Die

Oberlichtgitter (Münsterbauhütte).

als die vier
Evangelisten
und drei Kir-
chenväter; die
unbezeichnete
scheint den vier-
ten Kirchenvater
St. Gregorius
darzustellen.
Zwei der ur-
sprünglichen
zehn Säulen feh-
len.

Die architek-

noch vorhandenen stoßen hinter den Säulen fast an- tonischen Details sind sehr fein empfunden und treff-
einander, können daher nicht von der Ostseite stam- lieh ausgeführt. Das Ganze ist, wie auch die Fas-
men, wo sie zwischen den Pilastern nicht Platz ge- sade der Heiliggrabkapelle, nicht aufgeschlagen, son-
habt hätten. Die beiden Figuren, die jetzt je hinter dem geschliffen, eine Bearbeitungsweise, die damals
der zweiten und dritten Säule stehen, sind aus einem aus Italien bei uns eingeführt worden war. Die
Stück gearbeitet, gehörten also auch ursprünglich Flächendekoration zeigt meist die Formen der deut-
schon zusammen. Erhalten sind vier Propheten, sehen Renaissance; die Füllungen der Unterseite des
fünf Engel mit den Leidenswerkzeugen, eine Em- Architravs, aus Rosetten, Kartuschen und Emblemen

pfängnis Maria sowie
zwei männliche Figuren,
von denen die eine auf
einer Tafel das Mono-
gramm Christi trägt, die
andere vielleicht Gott
Vater darstellt. Diese
Figur kann sich nur an
einer Ecke befunden ha-
ben, da sie mit der seit-
wärts angebrachten Tafel
und der Schlange dar-
unter aus einem Stück
gearbeitet ist. Der Ver-
fasser glaubte zuerst,
dass sie zusammen mit
Maria Empfängnis auf
der Nordseite angebracht
gewesen sei und hat,
um wenigstens die de-

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Darstellung der Brüstung bei Geissinger.

bestehend, sind rein
italienisch; die Unter-
teile der Säulenschäfte
weisen eine Mischung
deutscher und italieni-
scher Formen auf.

Im Jahre 1612 wurde
das noch jetzt verwen-
dete Fastentuch ange-
bracht, das in der Fasten-
zeit den ganzen Raum
zwischen dem Vierungs-
bogen und dem Lettner
abschloss.

Böringer beherrschte
gleichmäßig die Gotik
und die Antike und ver-
mied daher durchaus
eine Verquickung der
beiden Stilformen an ein
Er brachte allerdings an

kurative Wirkung zu geben, das Ganze als Spiegel- und demselben Bautei
bild auf der Zeichnung der Südseite dargestellt, für seinem Renaissancelettner eine gotische Maßwerk-
weiche sich keine Figuren mit Sicherheit bestimmen brüstung, Sterngewölbe und eine Wendeltreppe an,
lassen. Die Annahme erwies sich jedoch als un- es ist aber zu beachten, dass sich überall gerade in
richtig, da Maria Empfängnis auf einem Stein mit diesen Dingen die damalige deutsche Kunst der ita-
einem Propheten dargestellt ist. Wenn die Figuren lienischen überlegen fühlte und das Beste, was sie
von Gott Vater und Maria Empfängnis überhaupt von sich aus geben konnte, nicht einer Stileinheit

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