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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 1.1905

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Schuster, Karl: Der Lettner im Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2395#0068

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Schuster, Der Lettner

„der gesell 19 tag daran gemacht, daran ver- Säulen sind aus dem gleichen Stein wie der Lettner

„dient für taglohn, holz und leimb, tuet und stimmen mit den Formen und Maßen der Bö-

„10 fl. 12ß. Sebastian Fingerlin schreiner." rm^erschen Säulen völlig überein, nur ist das Orna-

Die Rechnung trägt das Datum vom 4. Dez. 1666. ment der Schaftunterteile, das sich auf den beiden

2. „Verzeichnus, was wir in Unser Liebe Frauen Stücken der Altertümersammlung gleichmäßig wieder-

„minster gemacht haben im 1666. jähr. End- holt, unzweifelhaft eine Arbeit aus der zweiten Hälfte

„lieh 7 seile (Säulen) zu der fißirung des des 17. oder doch spätestens den ersten Jahrzehnten

„ledtners 14 batzen. Mehr 2 ring zu der fißi- des 18. Jahrhunderts. Diese beiden Säulen können

„rung des ledtners unter die bogen 3 batzen. also nur einem spätem Umbau angehören.

„Helena Niedermeierin, dreherin in Freiburg
Von den sieben Säulen

stellten je drei die Dienste
eines Chor- und eines
Vierungspfeilers vor, die
siebente eine der von Al-
termadt hinzugefügten Säu-
len; das Modell stellte also
nur die eine der beiden
Treppen dar.

Das Jahr der Ausfüh-
rung des Projektes ist nicht
bekannt, doch sind An-
zeichen genügend dafür
vorhanden, dass ein Um-
bau wirklich stattgefunden
hat. Cajetan Jäger be-
handelt1 auch den Lettner
und dessen Entfernung;
er kann das Bauwerk vor
dem Abbruch nicht mehr
aus eigener Anschauung
gekannt haben und machte
sich eine teilweise unrich-
tige Vorstellung davon,
nicht zu bezweifeln ist aber
die Richtigkeit seiner Be-
merkung „.. eine der übrig-
gebliebenen Säulen wurde
als Brunnensäule verwen-
det auf dem jetzigen unteren
Rottecksplatz. Das städti-
sche Bauamt erwarb die-
selbe in der Mitte der 40er
Jahre um 40 Gulden von
der Münsterverwaltung."

Deutliche Spuren der neuen Treppen sind noch
im Chor erhalten: am
Sockel des romanischen
Chorpfeilers der Nordseite
sind so weit wie möglich
alle jene Teile entfernt, die
in die Treppe hineinragten;
die Quader der Südseite
zeigen etwa in Bankhöhe
der Türe zum Archiv eine
Anordnung, die noch Höhe
und Breite der dort ein-
gemauert gewesenen Tritte
erkennen lässt; die Vier-
ungspfeiler tragen an den
Stellen, wo die Stufen ein-
schnitten, also etwa in der
Höhe der beiden gotischen
Figuren, noch vielfache
Spuren ausgebesserter Ver-
letzungen; die beiden Fi-
guren, die Böringer an

ihrem ursprünglichen
Standorte, den Vierungs-
pfeilern, hatte lassen kön-
nen, die aber den neuen
Treppen im Wege waren,
befanden sich früher ein-
mal an den beiden roma-
nischen Chorpfeilern, wo
noch die Spuren von Kon-
solen, Figuren und Bal-
dachinen deutlich erkenn-
bar sind; auf der Süd-
seite war die Konsole
Diese Säule, an die sich über dem Türsturz angebracht.

Säulenstück vom Bau Böringers.

mancher ältere Freiburger noch gut erinnern wird, Unsere Zeichnung der Altermadtschen Treppen

befindet sich gegenwärtig in der städtischen Alter- (S. 61) soll nur die Möglichkeit darlegen, mit den

tümersammlung, ebenso eine zweite, jener völlig 24 Tritten von fünf Fuß Länge an der gegebenen Stelle

gleiche, deren Schaftunterteil und Basis seit einer Reihe die Plattform zu erreichen, es ist aber durchaus darauf

von Jahren im Garten des Josephskellers aufgestellt verzichtet worden, die genauere Form der einzelnen

waren und erst kürzlich von der Eigentümerin, Frau Bauteile darzustellen, weil dazu jeder sichere Anhalt

J. Vögtle, der Sammlung geschenkt wurden. Die zwei fehlt und die Aufgabe überhaupt verschiedene Lö-
sungen zulässt. Der Erbauer war jedenfalls bestrebt,

1 A. a. o. s. 279f. die unterstützenden Konsolen, Bogen oder Zargen so
 
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