Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 1.1905

DOI Artikel:
Schuster, Karl: Der Lettner im Freiburger Münster
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2395#0069

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I

Schuster, Der Lettner

59

weit wie irgend möglich in die Höhe zu rücken, fanden, ist namentlich für die Mitte, wo die beiden

höher als in der Zeichnung angegeben, den Raum Platten auch unmittelbar aneinanderstoßen konnten,

vor den Choreingängen gegen die Vierungspfeiler völlig zweifelhaft.

möglichst freizuhalten und die Bauteile organisch mit Von den sieben Stücken der Säulen entfallen auf

dem Vorhandenen zu verbinden. Eine weitgehende den Säulenstuhl drei, auf die Basis ein, auf den

Schonung des Bestehenden und tunlichste Wieder- Schaft zwei und auf das Kapital ein Stück. Unter

Verwendung des Abbruchmaterials spricht deutlich „kröpf" ist das verkröpfte Gebälk über den Säulen

aus dem Voranschlag. gemeint; die drei Stücke bezeichnen Architrav, Fries

Unter den „seulen gegen den cor" sind wohl und Gesims. Die zwei „beilaster" waren vermutlich

die Dienste der Vierungspfeiler zu verstehen und die hinter den neuen Säulen angebrachten Anten; da

„die 2 egg" vor denselben
waren jene Konstruktions-
teile, welche die um den
Vierungspfeiler führenden
Tritte stützten. Das neue
Material für diese Teile
maß zusammen 130 Kubik-
fuß, also ebensoviel wie
die beiden neuen Säulen,
deren Stuhl aber um die
Höhe der Chortreppe, also
85 cm niederer war, als
der der noch vorhandenen
Lettnersäulen.

Die 24 neuen Stufen
hatten eine Höhe von 5,38m
zu überwinden, waren also
22,4 cm hoch, bei etwa
28 cm Auftritt; sie waren
demnach steiler als die
Tritte der abgebrochenen
Wendeltreppe und konnten
nicht mit dem alten Trep-
pengeländer gleichlaufen;
es ist aber anzunehmen, dass
die vorhandenen Platten be-
nutzt wurden, zumal der
Fehler, von außen gesehen,
nicht sonderlich störend
war. Der Umstand, dass
die vier Platten sich er-
halten haben, legt die Ver-
mutung nahe, dass sie sich
bis zum völligen Abbruch

Säulenstück von Altermadt.

für jeden nur zwei Stücke
berechnet sind, konnten
wahrscheinlich Kapital und
Basis aus dem abgebro-
chenen Material entnom-
men werden.

„Was die glender zu
kurz" —, wie die Geländer
sich zu dem Umbau ver-
wenden ließen, ist nicht ge-
nau festzustellen, da die
Größe der Platten und da-
mitdieTeilbarkeitdes Maß-
werks für eine bestimmte
Länge nicht bekannt ist.
Nimmt man für die Wen-
deltreppe eine horizontale

Maßwerkbrüstung über
dem Hauptgesims an, so
blieb für die Ergänzung am
Lettner selbst jedenfalls
noch reichlich Maßwerk
übrig. Man darf daher ver-
muten, dass der untere,
geradeTeil der neuen Trep-
pen mit einem horizontalen
Geländer in zwei oder drei
Abstufungen versehen war
und dazu der Rest der
Platten verwendet wurde.
Eine ungefähre Berechnung
ergibt, dass hiefür nur
etwa ein bis zwei Meter an
Länge fehlten, es scheint

im Jahre 1790 an dem Bau befanden; ursprünglich sich also nur um ein Ausflicken mit schmalen Po-

mögen an der Wendeltreppe sieben oder acht dieser stamenten zu handeln; für neues Geländer hat Alter-

Platten vorhanden gewesen sein. Da die Treppen madt kein Material angesetzt, es müsste denn in den

in entgegengesetzter Richtung liefen, so konnte das „2 egg" mit eingerechnet sein.

Maßwerk der Wendeltreppe nur für die eine, gleich- Da die im Freibarger Diözesan-Archiv (von

laufende Seite ohne weiteres Verwendung finden, für Fr. Zell) sowie in der Zeitschrift für die Geschichte

die andere musste es auf den Kopf gestellt werden; des Oberrheins (von K. Schaefer) veröffentlichten

bemerkbar war dies nicht, da zufällig die Zeichnung Nachrichten über Böringer und den Lettner vielfach

des Maßwerks nach beiden Achsen symmetrisch ist. ungenau und unrichtig wiedergegeben sind, so folgt

Ob auch die Pfeiler der Wendeltreppe Verwendung hier eine authentische und erweiterte Zusammenstel-
 
Annotationen