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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 1.1905

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Flamm, Hermann; Albert, Peter P.: Ordnungen und Satzungen der Freiburger Münsterkirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.2395#0090

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Flamm, Ordnungen und Satzungen der Münsterkirche

toris concapellani vel patroni beneficio, quod habet
extra ecclesiam Friburgensem, aut declaratus ius non
habere carere debet distribucionibus anniversariorum et
omnium aliarum obvencionum quarumcumque deputata-
rum vel deputandarum a fidelibus nobis capellanis aliud
beneficium non habentibus ut prefertur.

Item statuimus et ordinamus, quod si aliquis nostrum,
qui gaudere debet porcioni anniversariorum et remedi-
orum, extra dictam nostram ecclesiam missam legeret
aut celebraret, nisi in celebracione prime misse novi
sacerdotis vel in dedicacione unius ecclesie vel monasterii
infra dictum oppidum et eius suburbia paucos ministros
habentis, vel si limina sanctorum visitaret vel ad capi-
tulum decanatus nostri iret vel ex alia causa racionabili,
ille pro qualibet missa ut sit extra nostram ecclesiam
celebrata solvere tenetur solidum denariorum Friburgen-
sium, que pena reservari debet pro communi bono om-
nium nostrorum, ut cottidiane distribuciones exinde
augmentari valeant et distribui pro presentibus divinis
officiis, ut superius est expressum, et si quis in hoc
culpabilis foret, ille infra proximos octo dies id ipsum
revelare debet intitulatori capellanorum, quod si non
fuerit scilicet infra octo dies dicto intitulatori hoc non
revelaverit et id compertum fuerit, talis incidere debet
et incidet penam quinque solidorum denariorum pre-
dictorum, que quidem pena sibi defalcari debet in por-
cione distribucionum anniversariorum et remediorum
predictarum et pro communi bono omnium nostrum re-
servari debet, ut est suprascriptum.

Si vero, quod absit, aliquis nostrum, quod presens
nostra ordinacio conteruit, suspensionis aut excommuni-
cacionis summas incurreret, ille procurare debet se ab-
solvi infra mensis spacium ab eo tempore computandum,
quo dictas summas incurrit, nisi talis causa adeo gravis
et difficilis foret, quod ipse absolvi non posset et eadem
causa dictis tribus exposita ipsi vel duo ex eis decer-
nerent ipsum racionabiliter excusari, talis tociens eandem
penam solvere tenetur, quousque meruerit beneficium
absolucionis obtinere.

Si vero aliquis nostrum ad presentem ordinacionem
pertinens infirmitate tali laboraret, quod missam celebrare
non posset, vel si allegaret se occasione observacionis
interdicti ecclesiastici iuxta eius conscienciam a divinis
abstinuisse, has causas et alias si quas habet racionabiles
debet coram illis tribus a nobis deputandis exponere,
et Uli tres debent sibi iuramentis deferre, quod ipse
sine dolo fraude et negligencia aut lascivia qualibet, sed
pura motus consciencia duxerit abstinendum. Quod si
prestare renuerit, ipse penam solvet, Uli eciam tres
nequaquam de viribus interdicti habent cognoscere vel
iudicare.

Rektors, Mitkaplans oder des Patrons seines Benefiziums,
das er außerhalb der Freiburger Kirche inne hat, ver-
lustig sein, oder er soll sein Recht verlieren und nicht
mehr teilhaben an den Spenden aus den Jahrzeiten
und allen andern Einkünften, welche von uns den ge-
treuen Kaplänen, die kein anderes Benefizium haben,
für diesen Zweck schon vermerkt sind oder noch ver-
merkt werden, alles wie oben gemeldet.

Des ferneren beschließen wir und ordnen an, wenn
einer von uns, der sich eines Anteils an den Jahrzeiten
und Stiftungen erfreuen soll, außerhalb unserer Kirche
eine Messe liest oder zelebriert, ausgenommen je-

doch, es geschehe dies bei der Primiz eines Neupriesters
oder dem Patrozinium einer Kirche oder eines Klosters,
die innerhalb unserer Stadt und ihren Vorstädten liegen
und nur wenige Diener haben -- oder wenn er nach
Rom wallfahrt oder zu einer Kapitelsversammlung un-
seres Dekanats geht oder aus irgend einem andern zu-
lässigen Grund nicht zelebriert, so soll derselbe für jede
Messe, die er außerhalb unserer Kirche liest, einen
Schilling Freiburger Pfennige zahlen, und es soll diese
Strafe zum gemeinsamen Nutzen von uns allen zurück-
gelegt werden, damit daraus die täglich zu verteilenden
Spenden vermehrt und den Teilnehmern am Gottesdienst
zugewiesen werden können, alles wie oben erläutert
worden ist. Benimmt sich dabei einer in strafbarer
Weise, so soll er innerhalb der nächsten acht Tage die
Sache dem Vorstand der Kapläne anzeigen; tut er das
nicht, zeigt er also innerhalb acht Tagen die Sache dem
Verwalter nicht an und wird dies bekannt, so soll der
Schuldige straffällig sein und verfällt in eine Strafe von
fünf Schilling Freiburger Pfennigen, und diese Strafe
soll von seinem Anteil an den Spenden aus Jahrzeiten
und Stiftungen abgezogen und zum gemeinsamen Nutzen
von uns allen zurückgelegt werden, wie oben gemeldet.

Wenn aber, was fern sei, einer von uns sich die
Strafe der zeitweiligen Amtsentsetzung oder der Exkom-
munikation zuziehen sollte, so soll er, weil dadurch
diese unsere Ordnung unwirksam geworden ist, sich
innerhalb Monatsfrist Lossprechung verschaffen und soll
diese Frist mit dem Zeitpunkt seiner Straffälligkeit be-
ginnen, es sei denn der Fall so schwer und schwierig,
dass er nicht freigesprochen werden könnte, die Sache
vielmehr den genannten drei vorgetragen würde und
diese zu dritt oder doch zwei von ihnen der Ansicht
wären, er sei mit Recht für entschuldigt zu erklären.
Und so oft soll ein solcher jene Strafe zu zahlen ver-
pflichtet sein, bis er sich Lossprechung erwirkt hat.

Wenn ferner einer von uns, der in diese vorliegende
Ordnung mit eingeschlossen ist, so krank und hinfällig
wäre, dass er nicht zelebrieren könnte, oder wenn einer
geltend macht, er habe anlässlich der Einhaltung eines
kirchlichen Interdikts aus Gewissensbedenken keinen
Gottesdienst gehalten, so soll derselbe diese und andere
etwaige berechtigte Gründe vor jenen drei, die von uns
beauftragt sind, auseinandersetzen, und jene drei sollen
ihm den Eid auferlegen, dass er ohne böse oder hinter-
listige Absicht, auch nicht aus Nachlässigkeit oder Mut-
wille, sondern lediglich aus Gewissenhaftigkeit sich für
verpflichtet gehalten habe, keinen Gottesdienst zu halten.
Weigert er sich, diesen Beweis zu erbringen, so soll er
die Strafe zahlen, und jene drei sollen trotzdem befugt
sein zu erkennen und zu entscheiden, wie weit das
Interdikt Kraft und Wirkung habe.
 
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