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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 5.1909

DOI Artikel:
Schuster, Karl: Zur Baugeschichte des Freiburger Münsters im 18. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.2635#0006
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Vom Beichtstuhl der Blumneck-Kapelle.

Zur Baugeschichte des Freiburger Münsters

im 18. Jahrhundert.

Von

Kunstmaler Karl Schuster.

kn dem stattlichen Wohnhause auf dem

Münsterplatze, das sich Christian Wen-
zinger um die Mitte des 18. Jahrhunderts
erbaute, befindet sich im Balkongeländer
das metallene Brustbild eines Mannes,
der den Blick auf den Münsterturm gerichtet hält.
Nach der Ähnlichkeit mit dem Selbstporträt im kli-
nischen Hospital zu schließen, stellt es den Meister
selbst dar, der auf diese Weise seiner Bewunderung
für das herrliche mittelalterliche Bauwerk Ausdruck
geben wollte. Ein hohes Maß von Wertschätzung
spricht auch aus der Pietät, mit der die schwer
heimgesuchte Stadt nach den Belagerungen von 1713
und 1744 die Schäden am Münster ausgebessert hat.
Das Innere freilich entsprach nicht mehr dem Ge-
schmacke der Zeit. Das damalige Ideal waren lichte,
weite Räume, wenn möglich mit Kapellen, deren
Fenster für den Eintretenden nicht direkt sichtbar
waren und ein gleichmäßiges, helles Licht abgaben.
Ein Beispiel einer solchen Anlage ist in Freiburg
selbst noch in der Jesuitenkirche erhalten. Für weit-
gehende Veränderungen im Inneren des Münsters
fehlte glücklicherweise das Geld. Erst in den Jahren
1792 und 1793 vermochte man eine vermeintliche
Verbesserung herbeizuführen, indem man alle Hau-
steine mit einem hellgrauen Anstrich versah, der
seit 1866 allmählich wieder entfernt worden ist.

Freiburger Münsterblätter V, 1.

Wo es sich um kleinere Ausbesserungen und
Flickarbeiten handelte, ergänzte man, wenn auch un-
geschickt, im Stile des noch Erhaltenen. Bei grö-
ßeren, selbständigen Arbeiten, wie den drei Säulen
vor dem Hauptportal, den Altären, dem Taufstein,
dem Gestühl, kam jedoch der Geschmack „à la
moderne" uneingeschränkt zum Ausdruck. Man war
der Überzeugung, dass man damit das Beste gab,
was geboten werden konnte, und verzichtete auf die
nur vermeintliche Übereinstimmung, die durch das
Nachahmen der Stilformen vergangener Zeiten er-
reicht werden kann.

Seit dem Amtsantritt des Fabrikschaffners Joseph
Anton von Schwarz, dessen Vorgänger Joseph Anton
Weiß am 2. November 1784 verstorben war, wird
dieser Grundsatz verlassen, und es beginnen jene
Erneuerungsversuche in gotischem Stil, bei denen
die gute Absicht über die mangelhafte Leistung trösten
muss.

Von den Werken in den beiden Stilrichtungen
des 18. Jahrhunderts handeln nachstehende Aus-
führungen, die sich hauptsächlich auf die Rechnun-
gen des Münsterarchivs1 gründen. Diese Rechnungs-
bücher, in denen der Fabrikschaffner die Einnahmen
und Ausgaben eintrug, sind für das ganze 18. Jahr-

1 Vgl. A. Maarer in dieser Zeitschr. 1, 36—39.

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