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Braun, Zwei Wiener Goldschmiedearbeiten
handel und konnte sie für das Museum erwerben.
Es ist das Brustbild des jungen Kaisers Joseph IL,
nach rechts, im Harnisch, den Lorbeerkranz im Locken-
haar. Ein Vergleich der Medaillons auf der Ampel
und der Bossierung, welch letztere nur im Detail des
Kostüms abweicht, lässt sofort erkennen, dass es sich
um eine Wachsstudie zu dem Relief handelt. Zum
Glück trägt erstere auch die Signatur F. Würth, also
dieselbe wie das Relief. Die Bossierung, eine graziöse
und feine Arbeit, ist auf einer Schieferplatte angelegt,
die auf der Rückseite undeutliche, eingravierte Schrift-
man zuerst einj. liest. Ein Würth mit einem mitj.
beginnenden Vornamen, welcher Graveur war, außer
Joh. Nepomuk, der sich aber mit I. N. W. zeichnete,
existierte aber damals nicht.
Es ist ein schöner Zufall, der es gefügt hat,
dass diese Wachsbossierung in Verbindung gebracht
werden kann mit dieser prächtigen Ampel, an der ein
Goldschmied und zwei Graveure, alle aus einer
Familie, einträchtig gearbeitet haben.
Es bleibt nun noch die eine Frage übrig, ob J. S.
Würth den Entwurf, die Zeichnung zu der Ampel
Abb. 3. Zweite Seite der Ewigliehtampel von J. S. Würth.
züge trägt, aus denen sich mit Sicherheit erkennen
lässt: „Würth aurifaber anno 173.", somit eine Platte,
die seit über 30 Jahren in der Würthschen Werk-
stätte schon gewesen war und wie man sie zum An-
legen von Wachsstudien und -modeilen brauchte.
Ich berichtige übrigens an dieser Stelle eine
unrichtige Angabe in meiner Publikation dieser
Bossierung in „Kunst und Kunsthandwerk" 1906, wo
irrtümlich von der Signatur J. Würth gesprochen wird.
Eine genaue Untersuchung derselben mit der Lupe
ergab zur Evidenz, dass dieselbe F. Würth lautet,
nur ist ein kleiner Teil des Wachses am oberen
Querstriche des Buchstabens F abgesprungen, so dass
selbst geschaffen hat oder sich an ein fremdes Vor
bild hielt. Glücklicherweise können wir auch diese
Frage jetzt beantworten. Wir wissen, dass die Kai-
serin Maria Theresia am 5. September 1769 ein
silbernes Antependium nach Maria-Zeil opferte, das
die Vorderseite des Schatzkammeraltars zierte und
im Jahre 1794 eingeschmolzen wurde, als man an-
lässlich des Krieges gegen Frankreich zum dritten
Male (die beiden ersten Male geschah es in den
Türkenkriegen 1526 und 1703) die österreichischen
Kirchenschätze gegen Obligationen einzog und teils
einschmolz, teils verkaufte. Heute steht an der
Stelle des alten Antependiums eine nicht sehr gute
Braun, Zwei Wiener Goldschmiedearbeiten
handel und konnte sie für das Museum erwerben.
Es ist das Brustbild des jungen Kaisers Joseph IL,
nach rechts, im Harnisch, den Lorbeerkranz im Locken-
haar. Ein Vergleich der Medaillons auf der Ampel
und der Bossierung, welch letztere nur im Detail des
Kostüms abweicht, lässt sofort erkennen, dass es sich
um eine Wachsstudie zu dem Relief handelt. Zum
Glück trägt erstere auch die Signatur F. Würth, also
dieselbe wie das Relief. Die Bossierung, eine graziöse
und feine Arbeit, ist auf einer Schieferplatte angelegt,
die auf der Rückseite undeutliche, eingravierte Schrift-
man zuerst einj. liest. Ein Würth mit einem mitj.
beginnenden Vornamen, welcher Graveur war, außer
Joh. Nepomuk, der sich aber mit I. N. W. zeichnete,
existierte aber damals nicht.
Es ist ein schöner Zufall, der es gefügt hat,
dass diese Wachsbossierung in Verbindung gebracht
werden kann mit dieser prächtigen Ampel, an der ein
Goldschmied und zwei Graveure, alle aus einer
Familie, einträchtig gearbeitet haben.
Es bleibt nun noch die eine Frage übrig, ob J. S.
Würth den Entwurf, die Zeichnung zu der Ampel
Abb. 3. Zweite Seite der Ewigliehtampel von J. S. Würth.
züge trägt, aus denen sich mit Sicherheit erkennen
lässt: „Würth aurifaber anno 173.", somit eine Platte,
die seit über 30 Jahren in der Würthschen Werk-
stätte schon gewesen war und wie man sie zum An-
legen von Wachsstudien und -modeilen brauchte.
Ich berichtige übrigens an dieser Stelle eine
unrichtige Angabe in meiner Publikation dieser
Bossierung in „Kunst und Kunsthandwerk" 1906, wo
irrtümlich von der Signatur J. Würth gesprochen wird.
Eine genaue Untersuchung derselben mit der Lupe
ergab zur Evidenz, dass dieselbe F. Würth lautet,
nur ist ein kleiner Teil des Wachses am oberen
Querstriche des Buchstabens F abgesprungen, so dass
selbst geschaffen hat oder sich an ein fremdes Vor
bild hielt. Glücklicherweise können wir auch diese
Frage jetzt beantworten. Wir wissen, dass die Kai-
serin Maria Theresia am 5. September 1769 ein
silbernes Antependium nach Maria-Zeil opferte, das
die Vorderseite des Schatzkammeraltars zierte und
im Jahre 1794 eingeschmolzen wurde, als man an-
lässlich des Krieges gegen Frankreich zum dritten
Male (die beiden ersten Male geschah es in den
Türkenkriegen 1526 und 1703) die österreichischen
Kirchenschätze gegen Obligationen einzog und teils
einschmolz, teils verkaufte. Heute steht an der
Stelle des alten Antependiums eine nicht sehr gute