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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 5.1909

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Schuster, Karl: Über Erwin Steinbachs Beziehungen zum Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2635#0050
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Relief von der Brüstung der Soterkapelle.

Über Erwin von Steinbachs Beziehungen

zum Freiburger Münster.

Von

Kunstmaler Karl Schuster.

,uf die monumentale Bautätigkeit Karls
des Großen folgte für längere Zeit ein
gewisser Stillstand. Seit den ersten
Jahrzehnten des 11. Jahrhunderts ent-
standen alsdann in rascher Folge in der
ganzen christlichen Welt jene Meisterwerke kirch-
licher Baukunst, deren Erforschung in historischer
und künstlerischer Hinsicht heute mehr als je den
Gegenstand eines ausgedehnten Studiums bildet.
Eine große Rolle spielt dabei die Feststellung der
Namen der Urheber, der Zeit ihres Wirkens, ihrer
verschiedenen Schulen und Kunstrichtungen. Je
älter die Bauten sind, desto dichteres und undurch-
dringlicheres Dunkel liegt über ihrer Entstehungsge-
schichte. Die Baumeister selbst haben wenig Interesse
gezeigt, ihre Namen der Nachwelt zu überliefern, wohl
aber ihr Bild. Auch am Freiburger Münster haben
wir eine Reihe von Meisterbildern ohne Namen und
Daten und sind, um diese zu ermitteln, auf An-
deutungen in Urkunden angewiesen, deren Inhalt sich
häufig gar nicht unmittelbar auf den Bau selbst be-
zieht, sondern auf Stiftungen, Kaufverträge und der-
gleichen mehr. Für das Freiburger Münster besitzen
wir die erste bestimmte Nachricht über einen Bau-
meister in der Anstellungsurkunde des Johannes von
Gmünd vom 8. Januar 1359, der an dem 1354 be-
gonnenen neuen Chor gearbeitet hat. Zu dieser Zeit
waren aber außer dem Querschiff auch das gotische
Langhaus und der Hauptturm bereits vollendet.

Über den 1318 gestorbenen Meister Erwin gen.
von Steinbach haben wir zwar spärliche, aber für
die verhältnismäßig frühe Zeit merkwürdige Kunde

Freiburger Münsterblätter V, 2„

durch einige in Stein gemeißelte Inschriften. Die
eine, noch erhaltene, bezeichnet Erwin als den Er-
bauer der Marienkapelle, die andere, jetzt ver-
schwundene, soll ihn als Erbauer der Hauptfassade
des Straßburger Münsters bezeichnet haben. Er-
halten hat sich ferner seine Grabinschrift samt der-
jenigen seiner Frau Husa und eines Sohnes oder
Enkels namens Johannes, und zu Niederhaslach im
Elsass die Grabplatte eines Sohnes, der Baumeister
an der dortigen Kirche war. Diese Inschriften mögen
die Ursache gewesen sein, dass man in späterer
Zeit, als die Bewunderung für die malerische
Wirkung, die gewaltigen Massen und den Reichtum
an Figuren und Ornamenten der mittelalterlichen
Kirchen fortbestand, das Verständnis für die goti-
schen Formen aber erloschen war, dem Meister
Erwin auch Bauten zuschrieb, die man irrtümlicher-
weise für ungefähr gleichalterig und formverwandt
mit dem Straßburger Münster hielt. So bezeichnet
die Chronik von Tann1 zu den Jahren 1269, 1275
und 1516 Erwin als den Baumeister der Münster zu
Straßburg, Freiburg und Tann. In letzterem Orte
wurde zwar 1307—1310 eine einschiffige Kirche er-
baut, es ist aber nichts mehr von ihr erhalten. Für
das jetzige St. Theobaldsmünster kann Erwin nicht
in Betracht kommen, da der älteste Teil, das Süd-
schiff, erst in den Jahren 1332—1344 entstanden ist2.
Ebenso überzeugend wie für diese Kirche lässt sich

1 Annales oder Jahresgeschichten der Baarfüseren zu
Thann etc. durch Malachias Tschamser 1724. Kolmar 1864.

s Heinr. Lempfried, Die Thanner Theobaldslegende und der
Beginn des Thanner Münsterbaues. Straßb. 1903.

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