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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 5.1909

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Schuster, Karl: Über Erwin Steinbachs Beziehungen zum Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2635#0053
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Schuster, Über Erwin von Steinbachs Beziehungen zum Freiburger Münster

nur noch im Straßburger Donationsbuche im Archiv
des Frauenhauses Eintragungen ohne Jahreszahlen
vor, die sich auf einen Magister Erwin beziehen,
andere nennen einen Magister Winlinus (Koseform
von Erwinus), auch finden sich in diesen Aufzeich-
nungen und in andern Urkunden bis 1370 Namen
von Familienmitgliedern vor; es ist jedoch nicht mög-
lich, daraus eine zuverlässige Genealogie zusammen-
zubringen. Der Name Sabina kommt in der Familie
nirgends vor. Er soll nach Schadaeus auf dem
Spruchbande einer

Apostelfigur ge-
standen haben, die
dem Portale des
südlichen Quer-
schiffs angehörte
und in der franzö-
sischen Revolution
zu Grunde ging.
Nach Kraus1 wird
man vorläufig an
der Existenz einer
Bildhauerin Sabina
festhalten dürfen,
„sie aber nimmer
für Erwins Tochter
ansehen können,
dessen Tätigkeit
gewiss ein Men-
schenalter, viel-
leicht ein halbes
Jahrhundert später
fällt".

Von der späten
und als unzuver-
lässig bekannten
Tanner Chronik
abgesehen, spricht

keine Urkunde
oder Inschrift von
einer Tätigkeit Er-
wins am Freiburger Münster. Oberbaurat Friedrich
Adler'2- glaubt sie jedoch annehmen zu dürfen auf
Grund einer Anzahl gleicher Steinmetzzeichen am
Straßburger und Freiburger Münster. Die Beweiskraft
dieser Zeichen steht jedoch sehr in Frage. Die erste
Ordnung der allgemeinen deutschen Steinmetzbruder-
schaft wurde 1459 in Regensburg von 19 Meistern
gegründet, unter denen sich auch Hans Nießenberger
befand, der später Baumeister am neuen Chor des
Freiburger Münsters war. Für das 15. und 16. Jahr-

1 A. a. O. S. 126.

'' F. Adler, Das Münster zu Freiburg in Baden in der
Deutschen Bauzeitung. Berlin 1881.

4. Grabmal des Bischofs Konrad von Lichtenberg im Straßburger Münster.

hundert bestanden allerdings bestimmte Regeln über
Zeichnung und Führung der Marken, für die Zeit
Erwins dürfen wir sie jedoch kaum annehmen.
Die meist sehr einfachen Zeichen aus dieser frühen
Zeit kommen häufig in gleicher Form an den ver-
schiedenartigsten Bauten vor, dürfen also nicht aus-
schließlich als feststehende Personenzeichen auf-
gefasst werden. Zudem lässt sich ein Unterschied
zwischen eigentlichen, persönlichen Steinmetzzeichen
und den Konto- und Versetzmarken erst in spätgoti-
scher Zeit nach-
weisen.

Eine weitere
Stütze seiner An-
nahme findet Adler
in dem Wappen-
schild, das sich an
der Nordwestecke

des Freiburger
Münsterturms, un-
mittelbar über dem
Sockel, in doppel-
ter Ausführung vor-
findet. Er fasst das

dort befindliche
gewellte Band als
redendes Wappen
eines bürgerlichen
Mannes auf, das
nichts anderes als
Steinbach bedeuten
könne. Fritz Gei-
ges3 hat diese An-
nahme ausführlich
und gründlich
widerlegt. Am
Straßburger Mün-
ster findet sich
dieses Wappen
nicht, auch ist dort
kein beglaubigtes
Wappen oder Zeichen Erwins vorhanden.

Es bleibt schließlich noch zu untersuchen, ob
eine Übereinstimmung in den Formen des Freiburger
Münsterturms und der Bauten Erwins einen Schluss
auf die Tätigkeit Erwins in Freiburg zulässt. Wir
stoßen aber dabei zunächst auf zweierlei große
Schwierigkeiten. In Freiburg handelt es sich um
den Turm einer Pfarrkirche, der bei einfachem
Unterbau erst allmählich nach oben zu reicherer Ge-
staltung sich entwickelt, in Straßburg haben wir die
breite, auf größte Prachtentfaltung schon in den un-

3 Schauinsland. 21. Jahrlauf. Freiburg 1894 S. 49 f.
 
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