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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 5.1909

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Schuster, Karl: Über Erwin Steinbachs Beziehungen zum Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2635#0054
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Schuster, Über Erwin von Steinbachs Beziehungen zum Freiburger Münster

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5. Meisterbild am Grabmal des Bischofs Konrad von Lichtenberg.

tersten Teilen angelegte Fassade einer bischöflichen
Hauptkirche. Die Verschiedenartigkeit der Aufgabe
bedingt eine verschiedene Gestaltung der Formen
und erschwert damit die Vergleichung. Ferner ist
zu beachten, dass der Freiburger Turm unzweifelhaft
älter ist als die in Betracht kommenden Teile der
Straßburger Westfront. In Anbetracht der einund-
vierzigjährigen Tätigkeit Erwins in Straßburg lässt
sich seine gemeinsame Urheberschaft überhaupt nur
denken, wenn man für ihn ein sehr langes Leben
voraussetzt und seine Tätigkeit in Freiburg schon in
so jungen Jahren, dass sie bei der vollendeten
Meisterschaft und Reife, die für den Freiburger
Münsterturm allgemein anerkannt wird, kaum ge-
rechtfertigt erscheint. Aber einmal zugegeben, würde
sich die vorhandene Verschiedenheit in den Einzel-
formen der beiden Bauten durch die allmähliche
Entwicklung des Meisters während einer Reihe von
Jahrzehnten erklären lassen?

Schon vor der Zeit Erwins mögen Beziehungen
zwischen den Bauhütten von Straßburg und Freiburg
bestanden haben. Die oberen Teile der beiden Ost-
joche des Freiburger Münsters zeigen eine große
Ähnlichkeit mit den frühgotischen Teilen der Quer-
flügel und den unmittelbar anschließenden des
Schiffs in Straßburg, worauf Geiges' aufmerksam
gemacht hat. Von beiden Bauten sind keine Nach-
richten über die Entstehungszeit und die Namen der
Urheber vorhanden.

Für Erwin sind als mehr oder minder sicher
beglaubigt folgende Werke zu nennen: Die West-
fassade des Straßburger Münsters, die ehemalige
Marienkapelle im Mittelschiff daselbst und das Grab-
mal des Bischofs Konrad von Lichtenberg in der
Johanneskapelle, ferner die Chorapsis der Kirche
zu Niederhaslach.

Die Westfassade wurde nach der oben genannten
Inschrift im Jahre 1277 von Erwin begonnen. Aus
den „Annales Argentinenses" und den Aufzeich-
nungen von Königshofen erfahren wir, dass 1275
am 7. September das Münster mit Ausnahme der
beiden neuen Türme, also der Westfassade, vollendet
und eingeweiht wurde. An der Tätigkeit Erwins
beim Bau zweifelt auch Kraus nicht; sie erstreckte
sich jedoch wohl nicht weiter als bis an die große
Rose. Wiederherstellungen am Langhaus, das 1298
durch einen Brand litt, sind schon für Erwin in An-
spruch genommen worden, können aber hier außer
Betracht bleiben.

Über die Marienkapelle berichtet Schadaeus in
seinem genannten Werk über das Straßburger Münster
S. 68: „Wann man von dannen neben der Canzel zum
Chor gehen will, ist zur rechten Hand unser Frauen
Capell, über welcher geborne Fürsten, Grafen und
Herren pflegen der Predig zuzuhören, an deren stehet

O. S. 40

6. Konsolbüste unter der Vierort-Galerie des Freiburger Münsters.
Der mutmaßliche Meister des Turmbaus.
 
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