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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 6.1910

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Münzel, Gustav: Der Dreikönigs-Altar von Hans Wydyz im Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2638#0007
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Blattfries mit WassersDeier vom zweiten östlichen Strebepfeiler der Südseite.

Der Dreikönig-Altar von Hans Wydyz
im Freiburger Münster.

Von

Dr. Gustav Münzel.

, ■ - _ rotz der Umwandlungen und Zusätze, die
^vBCvi an e'nem Kirchengebäude im Laufe der
xÈ^B/ê^i Jahrhunderte vorgenommen werden, ist
^5vBvP^\ u'e Architektur verhältnismäßig behar-
rend gegenüber der inneren Ausstattung
der Kirche. Und davon wiederum „ist der Altar, und
ganz besonders der Hochaltar das Wandelbarste was
es in einer Kirche gibt. Abgesehen von allem, was
bei Religionsveränderungen und Bilderstürmen ge-
schehen kann, hat er einen besonders bedenklichen
Verehrer an dem wandelbaren Geschmack der Gläu-
bigen selbst, welcher jeweilen in ein religiöses Pflicht-
gefühl der Veränderung und Neuerung umzuschlagen
in Gefahr ist« '. In der Tat, neben den vielen Ver-
lusten, die durch Unfälle, durch die Vergänglichkeit
des Materials, durch ikonoklastische Bewegungen ent-
standen sind, stehen die durch die Veränderlichkeit
des Geschmacks bewirkten Einbußen mit an erster
Stelle. Fast jede Zeit hat das Bedürfnis, das ihrige
zur Ausstattung der Kirche mit beizutragen, in bester
Absicht, aber oft in Verkennung der historischen
Kunstwerte'-. So ist in einer großen Reihe von

1 Jakob Burckhardt, Beiträge zur Kunstgeschichte von
Italien. Basel 1898, 1. Das Altarbild S. 3.

- Wie in dieser Richtung auch eine Stiftung wirken kann,
dafür gibt Burckhardt ~. a. O. S. 4 ein merkwürdiges Beispiel:

Freiburger Münsterblütcer VI, 1.

Kirchen der Verlust zahlreicher wertvoller Altäre zu
beklagen, die, sei es durch die Ungunst der Zeit
oder durch den Wechsel des Geschmacks, verschwun-
den sind3. Aus einzelnen Perioden ist der Verlust
so stark, dass fast alles bis auf wenige zufällige Reste
verloren ging. In Gegenden, in denen die verschie-
denen Faktoren, die zum Untergange kirchlicher
Kunstwerke, insbesondere der Altäre führten, zu-
sammenwirkten, ist so gut wie nichts übrig geblieben,
wie z. B. in Basel.

Übt in dieser Beziehung der Wechsel des Ge-
schmacks auf die Erhaltung der Denkmäler einen
unheilvollen Einfluss aus, so kann er andererseits eine
sehr günstige Nebenwirkung hervorbringen. Bleiben
wertvolle Kunstwerke einer Periode der Kirche er-
halten und kommen zu ihnen solche späterer Zeiten
hinzu, so entsteht der Eindruck eines organischen

„Die Korporation der Goldschmiede von Paris hatte die Sitte,
alljährlich am 1. Mai ein Altarbild nach Notre Dame zu stiften,
und der Gebrauch dauerte von 1630 bis 1708; auch Poussin war
mit einem ,Tode der Maria' an die Reihe gekommen und Le

Sueur mit seiner ,Predigt des Paulus in Ephesus' (Louvre).-------

Was aber wurde aus dem bisherigen Schmuck der Altäre?"

3 Als Beispiele: Münzenberger-Beissel, Zur Kenntnis und
Würdigung der mittelalterlichen Altäre Deutschlands. Bd. 1
und 2. Frankfurt 1885 ff., passim. M. Schiiette, Der schwäbische
Schnitzaltar. Straßburg 1907 S. 72.

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