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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 7.1911

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Flamm, Hermann: Grab und Grabmal Herzog Bertolds V. von Zähringen im Freiburger Münster. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Altäre im Wuerschiff des Münsters
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https://doi.org/10.11588/diglit.2639#0027
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»^^

Von

Dr. Hermann Flamm.

•^ralte Freiburger Überlieferung feiert
Herzog Konrad von Zähringen, indem

sie ihn mit dem gleichnamigen Grafen
von Freiburg verwechselt, als den Er-
bauer des Freiburger Münsters, auch
seines gotischen Westturms, der erst unter Graf Kon-
rad begonnen und erst unter seinem Nachfolger voll-
endet wurde. Es ist diese Verwechslung einer der
interessantesten Irrtümer in der geschichtlichen Über-
lieferung Freiburgs und um so seltsamer, als schon
seit Mitte des 13. Jahrhunderts, als eben erst der Bau
der gotischen Teile des Münsters begonnen haben
mochte, die große Tat des Herzogs Konrad, die
Gründung der Stadt Freiburg, vergessen werden
konnte. So scheint es beinahe, als ob wie zum Ersatz
für diese Unbill die Tradition dem Herzog den Ruhm
des Münsterbaus zugeschrieben hätte, den ihm die
heutige kunstgeschichtliche Forschung einmütig be-
streitet. Natürlich ist ein solcher Ausgleich aus-
geschlossen, auch ist die Entstehung des Irrtums nicht
gerade schwer zu erklären. Die Übereinstimmung der
Namen allein schon würde der Sage, die die Großen

der Welt bevorzugt und ihre Phantasie lieber mit
einem Herzog als einem Grafen beschäftigt, als aus-
reichender Grund für ihre Ungerechtigkeit genügt
haben. Wenn sie aber außerdem nicht nur hinsicht-
lich des Namens Konrad einen wichtigen Teil des
wahren Sachverhalts überliefert, sondern vielleicht
auch insofern recht hat, als sie den Münsterbau mit
einem Herzog von Zähringen in Beziehung bringt,
so wäre es vollends zu verwundern, wenn die Sage
gegen ihre Gewohnheit, übereinstimmende Charakter-
züge verschiedener Personen in einer Gestalt zu-
sammenzudrängen, den nicht ganz einfachen Sach-
verhalt richtig auseinandergehalten hätte.

In einer Besprechung der Münsterblätter habe
ich schon vor einigen Jahren die Vermutung aus-
gesprochen \ es könnte der romanische Teil des Mün-
sters von Herzog Bertold V. als seine Grabkirche
erbaut oder doch begonnen worden sein. Nachträg-
lich finde ich, dass schon lange vorher auch Schaefer2

1 Breisgauer Zeitung (vom 31. Dezember) 1907 Nr. 304.

2 Karl Schaefer, Die älteste Bauperiode des Münsters zu
Freiburg im Breisgau (1894), S. 28.
 
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