Kreuzer, Zur Deutung einiger Standbilder am Freiburger Münsterturm
Schon daraus ergibt sich bei oberflächlicher Besieh- ganz ausgezeichneten Künstler, der in jedem Zuge
tigung aus großer Entfernung eine gewisse Ähnlich- seiner Arbeit ebensowohl gesunden Realismus wie
keit. Betrachtet man aber Abgüsse und Photo- ästhetisches Empfinden betätigt. Von der meister-
graphien oder bedient man sich des Fernglases, so haften Wiedergabe des Mantelfaltenwurfs bis zum
zeigt sich alsbald, dass von einer Stilisierung keine Schuhnestel zeigt die Gewandung das sorgfältigste
Rede ist, dass man sich vielmehr sprechendere, Studium und beste Verständnis, und die Art, wie die
realistischere
Köpfe kaum
denken kann.
Sind doch
selbst bei den
beiden Kö-
nigsfiguren
der zweiten
Reihe inter-
essante Un-
regelmäßig-
keiten der
beiden Ge-
sichtshälften
vorhanden
und istlebens-
voller, indivi-
dueller Aus-
druck nicht
zuverkennen.
Gerade diese
beiden Kö-
nigsfiguren,
die in ihrer
ganzen Er-
scheinung
große Ähn-
lichkeiten
aufweisen,
sind es offen-
bar gewesen,
welche in ih-
rer monu-
mentalen
Ruhe wohl
den Eindruck
des „Stilisier-
ten" hervor-
gerufen ha-
ben. Aber
Hl. Katharina.
Abbild. 1.
Erzengel Michael.
Mantelquer-
falten den
Eindruck zu
großer
Schlankheit
mildern, ist
ein Beweis,
wie genau die-
ser Steinmetz
wusste, wie er
zu arbeiten
hatte. Mit
solcher Liebe
und Sorgfalt
schafft man
aber nur,
wenn man
auch weiß,
was man dar-
stellen will.
Es kann
schwerlich
einem Zwei-
fel unterlie-
gen, dass ge-
rade diese
beiden Kö-
nigsfiguren
das Werk des
gleichen Mei-
sters sind,
dem wir die
Krönungs-
gruppe des
Wimpergs
verdanken.
Die Figuren
dieser Grup-
pe rechnet
aber Moriz-
wenn man sie genauer studiert, so bleibt nur ein Eichborn mit Recht zu den besten Arbeiten am Turm.
befremdendes Moment: die langen Hälse, die indessen
sicher lediglich denselben Rücksichten auf perspek-
tivische Wirkung zuzuschreiben sind, welche zu den
größeren Höhenabmessungen auch der obern Turm-
partien den Anlass gaben'. Alles übrige verrät einen
Die Statuen der dritten Reihe sind um mindestens das
(Seine sonstige Beurteilung derselben schließt Wider-
sprüche in sich.)
Aber die „geringelten Haarlocken"? Auch diese
sind nicht aus dem Bestreben, zu stilisieren, hervor-
1'/sFache größer als die der zweiten Reihe und erscheinen von
unten gerade deshalb den letzteren in der Größe gleich.
Schon daraus ergibt sich bei oberflächlicher Besieh- ganz ausgezeichneten Künstler, der in jedem Zuge
tigung aus großer Entfernung eine gewisse Ähnlich- seiner Arbeit ebensowohl gesunden Realismus wie
keit. Betrachtet man aber Abgüsse und Photo- ästhetisches Empfinden betätigt. Von der meister-
graphien oder bedient man sich des Fernglases, so haften Wiedergabe des Mantelfaltenwurfs bis zum
zeigt sich alsbald, dass von einer Stilisierung keine Schuhnestel zeigt die Gewandung das sorgfältigste
Rede ist, dass man sich vielmehr sprechendere, Studium und beste Verständnis, und die Art, wie die
realistischere
Köpfe kaum
denken kann.
Sind doch
selbst bei den
beiden Kö-
nigsfiguren
der zweiten
Reihe inter-
essante Un-
regelmäßig-
keiten der
beiden Ge-
sichtshälften
vorhanden
und istlebens-
voller, indivi-
dueller Aus-
druck nicht
zuverkennen.
Gerade diese
beiden Kö-
nigsfiguren,
die in ihrer
ganzen Er-
scheinung
große Ähn-
lichkeiten
aufweisen,
sind es offen-
bar gewesen,
welche in ih-
rer monu-
mentalen
Ruhe wohl
den Eindruck
des „Stilisier-
ten" hervor-
gerufen ha-
ben. Aber
Hl. Katharina.
Abbild. 1.
Erzengel Michael.
Mantelquer-
falten den
Eindruck zu
großer
Schlankheit
mildern, ist
ein Beweis,
wie genau die-
ser Steinmetz
wusste, wie er
zu arbeiten
hatte. Mit
solcher Liebe
und Sorgfalt
schafft man
aber nur,
wenn man
auch weiß,
was man dar-
stellen will.
Es kann
schwerlich
einem Zwei-
fel unterlie-
gen, dass ge-
rade diese
beiden Kö-
nigsfiguren
das Werk des
gleichen Mei-
sters sind,
dem wir die
Krönungs-
gruppe des
Wimpergs
verdanken.
Die Figuren
dieser Grup-
pe rechnet
aber Moriz-
wenn man sie genauer studiert, so bleibt nur ein Eichborn mit Recht zu den besten Arbeiten am Turm.
befremdendes Moment: die langen Hälse, die indessen
sicher lediglich denselben Rücksichten auf perspek-
tivische Wirkung zuzuschreiben sind, welche zu den
größeren Höhenabmessungen auch der obern Turm-
partien den Anlass gaben'. Alles übrige verrät einen
Die Statuen der dritten Reihe sind um mindestens das
(Seine sonstige Beurteilung derselben schließt Wider-
sprüche in sich.)
Aber die „geringelten Haarlocken"? Auch diese
sind nicht aus dem Bestreben, zu stilisieren, hervor-
1'/sFache größer als die der zweiten Reihe und erscheinen von
unten gerade deshalb den letzteren in der Größe gleich.