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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 9.1913

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Kreuzer, Emil: Zur Deutung der Standbilder am Freiburger Münsterturm
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https://doi.org/10.11588/diglit.2637#0033
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Kreuzer, Zur Deutung einiger Standbilder am Freiburger Münsterturm

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Söhne Konrad I. und Heinrich. Egino, der Erbe als Ersatz für das nicht erfüllte Kreuzzugsgelübde

Bertholds V. in den Freiburger Besitzungen, regierte So großartig ausgeführt wurde. Es sei daran er-

diese von 1218 bis 1237. Konrad und Heinrich ver- innert, dass z.B. Eduard der Bekenner dadurch, dass

walteten zunächst das väterliche Erbe gemeinsam; er die Westminsterkirche wieder herstellte, mit Er-

1245 aber schritten sie zur Teilung ihrer Länder, laubnis Papst Leos IX. ein Gelübde, nach Rom zu

wobei Konrad Freiburg mit den breisgauischen Gü- pilgern, gelöst hat, nachdem ihm nicht mehr möglich

tern erhielt und bis 1271 regierte1.

Es ist näherhin die Zeit der Kreuzzugspredigt des
Kardinals Konrad von Porto, des Bruders Eginos V.
Egino selbst hatte um das Jahr 1226 sein
Kreuzzugsgelübde erneuert2. Es ist nicht
sicher, ob Egino wirklich dann „bei
dem Kreuzheere war, welches sich im
Sommer 1227 in Apulien sammelte und
im September, durch Krankheiten bereits
furchtbar dezimiert, nach Palästina ab-
segelte. Jedenfalls darf man annehmen,
dass Egino die Überfahrt entweder schon
vor der Bannung des Kaisers (Fried-
rich IL), die am 29. September 1227 er-
folgte, oder gar nicht vollzogen haben
wird; denn in dieser Angelegenheit han-
delte er augenscheinlich stets nach dem
Willen seines Bruders Konrad, d. h. der
römischen Kurie, und als Friedrich, der
das Jahr vorher wegen schwerer Krank-
heit hatte umkehren müssen, im Juni
1228 endlich selbst in Brindisi die Anker
lichtete, geschah dies ja gegen den Wunsch
des Papstes. Überdies erscheint Egino im
Jahre 1228 im Elsaß in Händel verstrickt0.

Egino und Konrad waren stets große
Wohltäter der Kirche, großmütige Stifter
kirchlicher Anstalten. Die Berufung der
Franziskaner und Dominikaner nach Frei-
burg war zu einem Hauptteil ihr Werk.
Das reiche Zähringensche Erbe setzte
diese Grafen in den Stand, bedeutende
Mittel für solche fromme Zwecke aufzu-
wenden. Aber schon Konrad sehen wir
schließlich in Schulden geraten, und noch
mehr war dessen Sohn, Egeno IL, in Geld-

Abbild. 18. Kaiser Heinrich

der Heilige.
Statue am Basler Münster.

war, diese Pilgerfahrt auszuführen.

Dass der romanische und frühgotische Münster-

und Turmbau nämlich das Werk der Herrschaft,
nicht der Bürgerschaft ist, dafür sprechen
verschiedene Umstände.

Zunächst schreibt die alte Überliefe-
rung diesen Teil des Münsterbaues der
Dynastie zu, und zwar den Herzogen,
nicht den Grafen. Wäre die Bürger-
schaft hauptsächlich oder nur in bedeu-
tenderem Umfange daran beteiligt ge-
wesen, so hätte sich dies schwerlich so
sehr in der Erinnerung verwischt, dass
gerade in der Bürgerschaft eine ganz
gegenteilige Auffassung bis ins 19. Jahr-
hundert hinein Tradition war, die sogar
immer wieder in amtlichen Aktenstücken
des Rates und der Städtischen Ober-
pflegschaft des Münsters zum Ausdruck
gelangt, z. B. einer im April 1790 an die
K. K. Regierung und Kammer einge-
reichten „aktenmäßigen Geschichte vom
Ursprung, Wachstum, Einrichtung und
Administrierung der hiesigen Münster-
fabrik" ' und schließlich noch in dem letz-
ten Dokument der städtischen Oberpfieg-
schaft, im Münsterkircheninventar vom
Jahre 1820. Im erstgenannten Aktenstück
wird nur der Ausbau des Chores und die
Sammlung des Fabrikfondes der Bürger-
schaft zugeschrieben. Dagegen heißt es
darin: „Berthold der Dritte, Herzog von
Zähringen, Erbauer der Stadt Freiburg,
gab der Bürgerschaft eine Kirche und eine
Pfarre und versah beide mit zureichen-
dem Unterhalt . . . Bertholds Bruder und

nöten, so dass auch hieraus die Annahme sich nahe- Nachfolger Konrad, Herzog von Zähringen, baute

legt, der Münsterbau der frühgotischen Epoche (Lang- zwischen den Jahren 1123 und 1152 das hiesige präch-

haus nebst Turm) sei vor 1270 vollendet gewesen, tige Münster und dessen Turm." Es wird dann gesagt,

Es ist sehr wohl denkbar, dass dieser Bau auch Konrad habe infolge seines Todes im Jahre 1152 das

Münstergebäude ohne die geringsten Unterhaltungs-
E. A. Stückelberg, Die Schweizerischen Heiligen des mittel zurückgelassen. So habe dann die Bürgerschaft

Mittelalters. Zürich 1903 S. 108. Gerade Heinrichs Beziehungen
zu Burgund, auf das ihm 1006 Erbansprüche zugestanden wurden,
und das er 1016 vorläufig zu Lehen und einer Art Mitregent-
schaft erhielt, legten es wie beim hl. Sigismund nahe, ihn —
neben diesem — am Freiburger Münster zu ehren.

- Riezler S. 49.

0 Riezler S. 49; Hansjakob, Die Grafen usw. S. 8; über die
Geldnöten und Händel der späteren Grafen mit der Stadt S. 17 ff.

durch das Gelübde eines „Leibfalls" die Vollendung
des Werkes und die Gründung des Fabrikfonds aus-
geführt. Wenn auch hier augenscheinlich eine Ver-
wechslung oder Vermischung von Schöpfungen des

1 Ordinariatsregistratur.
 
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