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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 9.1913

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Kreuzer, Emil: Zur Deutung der Standbilder am Freiburger Münsterturm
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https://doi.org/10.11588/diglit.2637#0035
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Kreuzer, Zur Deutung einiger Standbilder am Freiburger Münsterturm

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dem Vater des großartigen Planes selbst unter der
wohlwollenden und zielbewußten Gönnerschaft eines
oder mehrerer hochherzigen Fürsten energisch und
verhältnismäßig
rasch zu Ende
geführt wurde.

Es sind in
den ersten zwei
Dritteln des 13.
Jahrhunderts
viel größere
Dinge in relativ
kurzer Zeit aus-
geführt worden.
Wenn es mög-
lich war, die
Riesendomevon
Tours (1168 bis
1266), Chartres
(1195 bis 1260),
Rheims (Chor
1212 bis 1241),
Amiens (1220bis
1288) in Zeit-
räumen von 30
bis 60Jahren ' in
ihren gotischen
Teilen aufzufüh-
ren, nachdem
die Pläne dazu
jedenfalls vor

1220 gefertigt
waren, dann war
es ohne Zweifel
auch einem so
hochbedeuten-
den Meister, wie
es unser Mün-
sterturmbau-
meister war,
möglich, unter
tatkräftiger För-
derung der er-
sten Freiburger

Grafen zwi-
schen 1220 und
1260 oder 1270
den gotischen
Münsterbau zu
Freiburg zu vollführen.

Mit Recht hat Fr. Geiges2 betont, dass franzö-
sischer Einfluss für unsern Münsterbau bestimmend

1 Kraus a. a. O. S. 153.
- Schauinsland 21, 59.

gewesen ist. Die mit Vorliebe am Turm verwendete
Lilienornamentik (Mantelschließe des hl. Bernard,
Kronen des hl. Oswald und Lucius, Zepter des

hl. Heinrich,

Abbild. 20. Herzog Berthold V. (?)

Konsolen ein-
zelner der Stif-
terfiguren)
scheint ebenfalls
daraufzu deuten.
Seit langem be-
standen Bezieh-
ungen der Frei-
burger Herr-
scher zum Mut-
terlande der
gotischen Bau-
weise, insbeson-
dere zur Isle de
France und zu
Burgund. So ist
man sicher stets
in der Lage ge-
wesen, alsbald
von den neuen
Fortschritten auf
dem Gebiete des

Bauwesens
Kenntnis zu er-
halten. Dann ist
aber auch kein
Grund vorhan-
den, sich die
einzelnen Bau-
ten an unserem
Münster mög-
lichst spät ent-
standen zu den-
ken.

Von solchen
Beziehungen
seien hier nur
abermals die
Stellung der
Herzoge von
Zähringen im
deutschen Teile
Burgunds, ein-
zelne Heiraten
— zuletzt noch
die Bertholds V. mit dementia von Auxonne lange
nach seiner Verlobung mit Ida von Boulogne3 — und
endlich auf die durch Einführung des Zisterzienser-
ordens in den Breisgau geschaffenen hingewiesen.

3 Hevck S. 384.

Abbild. 21. Graf Egino V. (?)
 
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